Montag, 21. Januar 2008

o happy day

"Meinem Bruder Piere,

wie das Leben, so beginnt auch das Schauspiel Willliams inmitten einer verderbten Welt, einer Metapher für die Unvollkommenheit der Materie wie auch der hinfälligen Natur des Menschen.

Die Handlungen zielen auf den Übergang von der Bühne der zwielichtigen Intrige der Verdammnis auf das Plateau des Viva. Das „Heil“ wird in alle Windesrichtungen posaunt als der Triumph der Loyalität und der Gerechtigkeit eines siegreichen Ichs. Das Theater wie das Leben hat indess mehrere Akte, so dass das bislang ungelüftete Phänomen der Zeit seine Wirkung im Wandel an Mensch und Dingen unmerklich verrichten kann.

Einerseits ist sie „missgestalt, der argen Nacht Genossin“ und „mordet all, was ist“, doch ihr Ruhm bleibt es „der Fürsten Streit zu schlichten“ ebenso wie sie „ dem Trug die Maske abreißt und ans Licht bringt die Wahrheit“.

Meinen Freund aus dem Schloss habe ich einmal gefragt, von dem die Japaner sagen, er sei selbst eine Inkarnation, ob er einen König oder Kaiser kenne, der in den Jahrhunderten ein guter Herrscher war. Er hat mir einen aus der Reihe der Ahnen gesagt, mehr nicht. So sind auch bei William aus Stratford on Avon und seinen Geschichten fast alle Monarchen Verbrecher oder Schwächlinge, so dass nach der Inthronisierung des Potentaten die versammelte Entourage auf den rohen Gedanken kommt zu morden, um damit den ersehnten Sturz des Gebieters über Nacht herbeizuführen.

Im blutigen Spiel um die Macht zerfällt das Reich. Zwietracht, Verrat, Aufstände, Mord schmieden hinterrücks den Atemzug, in dem geschehen soll, was geschehen muss.

„ende gut, alles gut: das Ziel ist Krönung“

Bei der erneuten Inthronisation, offensichtlich ein magischer Moment der Krone, scheint das Volk wie verwandelt und von den Toten aufzuerstehen. In König Johann III. beschreibt William eine solche Zeremonie, deren überirdisches Ziel die Beseitigung des Despoten auf ewig den Glanz darstellt, an der die gesamte Natur in ihrem Streben wie Erfüllung teilnimmt.

„Um ihn zu feiern, wird die hehre Sonne
Verweilen und den Alchemisten spielen
Verwandelnd mit des edlen Augen Glanz
Die magre Erdenscholl´in blinkend Gold“

Mein Bruder, mit einem großen Herzen und mit der liebenden Umarmung, wie es nur Geschwister können, wünsche ich dir einen lichten Tag am heutigen 22. Januar 2008.

Alle guten Wünsche sind bei dir und ich hoffe, dass das gesamte Ensemble ihren dr. tamil nadu und Totengräber ihrer unbewussten Lebensweise hochleben lässt.

Deinen Lieblingsplatz in diesem Leben hast du ja gefunden.
Das ist eine gute Voraussetzung für die unverstellte Aussicht in die kommende Welt.
In einer stillen Stunde aus guter Langeweile und einem Tässchen Tee lässt sich am inneren Horizont schon die nächste Landschaft erkennen, in der man gerne übermorgen sein Lager aufschlagen und sein Feuer anzünden will.

Tom Robbins schreibt in seinem Buch „Chop suey“ über seinen Lieblingsplatz:
„Ein paar Meter weiter stehe ich plötzlich auf buchstäblich nacktem Sandstein, und dieser Sandstein fällt steil ab, fällt und fällt, sodass es einem Angst einjagen könnte, wäre es nicht so überwältigend schön. Wie Pan hocke ich auf einem feuchten, schwindelerregenden Vorsprung und kann auf die unter mir gleitenden Adler hinabschauen, in die Privatsphäre von Fischadlernestern hinein, über den sattgrünen Glanz des Blätterlebens und einen verborgenen, mit Seerosen bedeckten Teich, wo im Frühling eine Million Frösche über Kermits Wiederholungshonorar tratschen.“

Und wenn das alles nicht so unmittelbar klappt wie wir uns das in unserem Primatenhirn auf den modernen Bäumen so vorstellen, mit dem Sinn vom Janzen, mit den wahren Berufungen irgendeiner mythischen Evolution, den ganzen Hochpotenzen, dem Eingehen ins Göttliche und seinen unerschöpflichen Ekstasen, dann haben wir immer noch das Guthaben auf der hauseigenen Bank, das uns auf ewig strahlen lässt: die gute Ausfahrt mit dem Rennrad, anschließend einen Kaffee aus dem Hochland, ein Stück Kuchen auf dem Teller vom Bäcker um die Ecke, bitte mit Sahne, abends das Pokalendspiel im Ersten und am nächsten Tag ein Rendezvous mit einem achtbaren Weib.“


Gute Macht
Dein Bruder John

  ©   by  J. G:

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überaus

 still ein blatt im wind   ©   by  J. G: