Samstag, 18. Mai 2024

so spät noch

Monsieur, 

kommen sie herein

mein Atelier steht ihnen offen

ach ja

das große Bild

bin noch nicht ganz fertig

ihren Brief habe ich gelesen

sie schreiben

in Punkt und Strich

ergeben sie sich nicht

dem Bocksgesang 

tauchen ihre Silben 

nicht in den Spiegelsaal 

seelenloser Macht

und seinem unbewussten Gestühl

einzig und allein

um Umkehr und Einsicht

mit abgeschlagenen Köpfen

auf Leichenbergen 

bei dem zahlenden Publikum 

 im Theater zu erzwingen

kommen sie ein paar Schritte mit

in den Nebenraum

das hier wird ihrem Bleistift gefallen

sehen sie

auf diesem Bild

habe ich schon

für die untere Fläche

Nepalgelb erwogen

über dieser balanciert das Wort

genau

auf einem dünnen schwarzen Strich

über ein endlos

dividiertes Hiersein

was sagen sie

das Wort genau 

ist dichter an divine

geben sie mir mal bitte dort das Malachit Nr.8


  ©   by  J. G






Dienstag, 14. Mai 2024

sternenstaub

seele

aus dem haus


  ©   by  J. G:


Nachmittagsvorstellung

Dienstag.


Kinokarte, 14 Dollar. 

Titel: there is trouble on the horizon 


Verlasse den Kinosaal vorzeitig.

Raus aus der Vorstellung. 

100 Milliarden Zellen ohne Zelluloid.

 

Schleiche mich aus dem Saal, gehe durch den langen Flur, an dem Kartenhäuschen vorbei, die Kassiererin hinter dem Schalter fragt mit einem bekümmernden Gesicht, „was is, nicht gefallen". Der Kopf kreiselt wie ein indischer Sadhu, winke ihr noch zu. Dann betrete ich in den frühen Abendstunden, es ist noch hell, die neue Welt.


Ein frischer Wind landet kühl an meinen Schläfen, hebt meinen Blick auf über die Häuserreihe gegenüber. 

Schaue nach links, schaue rechts. Dazwischen, Ewigkeit.


Mit beiden Füßen senkrecht auf der driftenden Krume. 


Mit einem tiefen Atemzug passiert mich der Teer des Asphalts, die Explosionen der Motoren, die  Gewänder und Schuhe der Leute, die vorbeiplaudernden Münder, der graue Löwenzahn am Straßenrand, das Klingeln der Räder, der Schauer der Neutrinos, die Pommes der Imbissbude, drei Mädchen im kichernden Rausch der Vanille, die Radioansprache des Erdkerns, der wolkenlose Himmel über Berlin, der weite Raum ohne Signale.


Kein Weißabgleich, keine Punkte und Striche.

Die silbrigen Schiffchen aus Papier sind alle verschenkt. 


Der erste Schritt.

Schon vor allem.

In einem Nu.

Von innen hinaus.

Ohne Membran.

Premiere.

Ins Leere fallen.

Herrlich weiblich.

Eine Sensation.


  ©   by  J. G:







Donnerstag, 9. Mai 2024

der Morgen

„Geschärft sind seine Pfeile

Und alle seine Bogen gespannt.

Wie Kiesel sind die Hufe seiner Rosse

Und gleich dem Sturmwind

Die Räder seiner Wagen“

Jesaja 5,28



 

Vor mehr als zwanzig Jahren bekam ich ein Buch in die Hände. Ein Buch über Kulturgeschichte der Aborigines in Australien. Von ihnen wird gesagt, dass sie ihre Kultur schon über 60.000 Jahre schriftlos in sogenannten „songlines“ überliefern. 


Mein halbes Leben sind mir philosophische Fragen auf den "Versen", „woher komme ich“, „wohin geht es“, und vor allem, „wer sind wir" in all dem kosmischen Reigen. 


Die Kultur der mündlichen Überlieferung fasziniert, das gesprochene Wort, der Klang, die Bedeutung des Rituals in dieser Lebensart.. 


Die Aborigines, so steht es am Beginn des Buches von Robert Lawlor, betrachten den Lebenslauf als einen ewigen Fluss von Zeremonien, Tänzen und Ritualen, in denen sie das Leben selbst und seinen geheimnisvollen Ursprung feiern.


Wenn die Kinder in dieser Kultur in der Reifezeit sind, sie größer werden, reifen, ihren Eltern fast auf den Kopf spucken können, dann werden sie eines Tages Teil einer Initiation. 


Die Kinder der Aborigines leben in diesem Ritual für einen Tag und für eine Nacht, bis zum nächsten Morgen, in einer Hütte. 

Tanten, Onkel und Paten der Eltern in dem Dorf tanzen und singen mit Klagelauten und Gesängen einen Tag und eine Nacht um die besagte Hütte.


Mit ihren Liedern beklagen die Tanten, Onkel und Paten das "Ableben", den "Tod" der Eltern der Kinder, die in der Hütte den Gesängen lauschen und zuhören. 


Da die Kinder in der Hütte noch Kinder sind, wenn sie die Hütte betreten, glauben sie, je länger die Wehklage dauert, dass ihre Eltern wirklich gestorben sind. Das Ritual dauert so lange an, bis das halbe Dorf, das inzwischen um die Hütte versammelt ist, bis sie alle das Jammern, Weinen und die Wehklage der Kinder in der Hütte hören. Erst dann ist das Ritual erfüllt und das Geheimnis des Lebens in ihnen überliefert.


Der neue Tag.


Die Hütte öffnet sich und vor der Hütte stehen die Eltern der Kinder und drum herum das halbe Dorf.

Voller Freude stürzen die Kinder, die „erwacht sind“, mit ihren Tränen in die Arme ihrer Eltern.


Erst jetzt, mit den ersten Sonnenstrahlen, finden die Kinder sich von der Wärme des Tages eingesegnet in die Freude, die Fülle und in die Verantwortung eines eigenständigen Lebens.


„SICH SEHEN“ – das Abenteuer beginnt. 

 

„das Werk ist vollendet,

sie entdeckten diese Weite selbst,

auf der ein Deckel liegt“

Riga Veda V.29.12



Johan van der Leeuwen 

 

Mittwoch, 1. Mai 2024

o ihr wachenden


"Die Mauer behindert den Service
für die Menschen."

Briefträger in Palästina

3. Juli 2011


  ©   by  J. G:

große Schwankung

der fromme Glaube

ja bald 

in der Zukunft

am besten schon Morgen

einem großen Weltreich anzugehören

und damit Frieden und Sicherheit 

Menschsein 

und Zusammenleben zu erwerben

hat sich im Laufe der Geschichte

gestern wie heute

immer wieder und wieder

nicht nur als Chimäre erwiesen

sondern als blutiges Schlachtgemälde

für unbewusstes Hantieren

mit dem 

was Leben

Dasein und Werden 

auf diesem Planeten ist.


Die einfachen Leute, 

die an den Küchentischen

und in den Cafés der Welt

zusammensitzen und miteinander reden

die wissen das 

und entziehen schon lange diesem Gemälde

Strich und Farbe

Herz und Verstand.


Johan van der Leeuwen



Sonntag, 28. April 2024

Erkundung

Eine Ahnung, was sich bereits sichtbar zeigt.


Für eine nachhaltige Bewirtschaftung des Planeten wie für die Entwicklung des Human-kreativen Zusammenlebens ist es gesellschaftlich wie individuell angeraten, dass Studium des Bewusstseins der Materie in die Allgemein-Bildung aufzunehmen. 


Mit vielen kleinen Härchen an ihren Rändern rudert die opalgrüne Kugelalge an die Wasseroberfläche, hinauf zum Sonnenlicht. Dort am Himmelszelt, das Elysium, Licht, die Energie für den tiefen Atemzug des Lebens. 

 

Eingebettet in den Anfang der großen Wasser gleitet die Alge mit einem zarten Piano, dem liebenden Versmaß ihres an den Rändern flirrenden Verlangens nach oben.


Mit jenem eingeborenen Hunger versichert sie den einmal am Anfang der Zeiten geschlossenen Pakt zur Mitteilung, die einmal gegebenen Umarmung in das Mündliche.


Zart küsst sie an der Überfläche den sehnsüchtig wartenden Liebhaber im Stundenhotel der Meere, berührt leicht den fluiden Leib, den Licht-Flur, jenen unfassbaren Raum, der aus dem Hören der kosmischen Radiosendung pulst. 


In den winzig flirrenden Paddelschlägen ihrer lichtgrünen Corona liebt jener Herzschlag, der mit dem ewigen Atemzug am offenen Fenster die Welt belebt.



Johan van der Leeuwen

Donnerstag, 25. April 2024

for what



immer noch kalt

regen

graue wolken

blauer himmel

brennende plätze

bewilligt

unbewusst

der handschlag

heimstatt

des sapiens

der mensch 

werden will

an diesem ort

wird

unaufhörlich

mit dem blut der Kinder

mordsmäßig

lebendig erdreich

und philosophisch blumen begossen


  ©   by  J. G:



Sammelklage

"In einer Flugschrift listet der gemeine Mensch 
in Städten und Dörfern der Welt, 
veröffentlicht auch an abgelegenen Orten,
die Verbrechen der Menschenfresser und ihrer Geldarmeen"

Johan van der Leeuwen

28. November 2010

Mittwoch, 24. April 2024

bett aus staub



"In der Stunde der Geburt aus dem seidenen Faltenwurf des Kosmos in die Verteilung des Einen in Allem glückselig in die Welt geworfen; die Steinchen aus der Hand eines Kindes auf den sonnigen Sandweg. 


Eingelöst in den Augen der Äonen. 


Im Takt der Umkehrungen vom blutigen Akt umworben, einem grandiosen Schauspiel, dem einmaligen Eröffnungsball auf der Weltbühne, das rotmündige Kennenlernen, bis hinein in die mäandernd trunkenen Morgenstunden des neuen Tages.


Jeder Tänzer auf dem Parkett der Moleküle stürzte sich mit seinem Feuer in das hohe Lied der Metamorphose, in den Liebesakt des Verschlingen der Leiber, in die Utopie der Umarmungen, das Inferno des  "fressen und gefressen werdens".


Blind einverleibt zu früher Stunde, berührt, gehört, gesehen und geküsst, die vereinigende Flamme des Begehrens. Und im Nu einer Sekunde wortlos geschlossen der Pakt mit all den Weibern, den Gesellen und Banditen am Anfang dieser Welt.


Seit Anbeginn durchströmt jene flammende Hymne aus dem schlüssellosen Raum jeden Krümel und jeden Tropfen Nass. Und in der riesigen Konzerthalle des großen Leibes, mitsamt ihrem hell aufspielenden Orchesters, den Zellen, schwingt der Kuss im Überall des Verlangens, zwei in einem Nest."


  ©   by  J. G:



 „Sie haben den Mut, 

im Reich des flüchtigen, 

niemals wiederholbaren Augenblicks zu leben“

Robert Lawler, 

Am Anfang war der Traum, 

Seite 297, über das Leben der Aborigines

Dienstag, 23. April 2024

blasser Schimmer

"Ohne den Transfer kosmischer Strahlung aus der Geburtssekunde des Universums in den lebensphysikalischen Aufbau hat Leben sich nicht in einem inneren Zusammenhang evolvieren können.

Das Subjekt dieses inneren Zusammenhangs bietet der kosmische Atem, die Transzendenz der Materie, das ausstrahlende Talent radioaktiven Zerfalls, die herrliche Begabung zum Wandel, einem Aufstieg über Materie und Leben zu einem Werden, dessen lebendiges Urteil und bewusste Wahl wir sind.

Allerdings kommen die Silben nicht aus einem Teilchenbeschleuniger. 
Sie kommen aus dem Innenhof der Materie, das in der Spezies Sapiens menschlich aufscheint." 

Johan van der Leeuwen

4.12. 2010

Montag, 22. April 2024

Vulkanasche


Mit dem Wurf der Erde

in die Sonnenbahn, 

dem leuchtenden Vorsprung ihrer Herkunft,

dem lustvollen Kreisen im gläsernen Schoß, 

der erschwungenen Drift kühler Fahrt, 

der segensreichen Flut von Wasser und Himmel, 

dem apokalyptischen Donner von Mitte, 

der fiebrigen Ausmündung des Inneren, 

dem schwerelosen Flug glühenden Eisens, 

dem erlösenden Niederströmen lohender Sonne, 

der Frucht tödlichen Regens aus Asche und Staub, 

in dieser lodernden Umarmung

durch das schwarze Quadrat 

entsteht weiter und weiter

die Erzählung von Welt.


4.12.2010

  ©   by  J. G:

Flügel

"In der Nacht noch, kurz vor dem hellen Schlaf, 
haucht sie aus dem herrlich fallenden Ton des Körpers:

„Wie gern ich hier liege, mein Gott“. 

"Es war das erste Mal, dass wir gemeinsam in ihrem Haus in einem Bett einschliefen und aufwachten. 

An diesem Morgen, einem Mittwoch, lösten wir beide uns um viertel nach 6 Uhr aus der nächtlichen Umarmung. Das kleine Zimmer hatte ein rechteckiges Fenster, das den Blick nach Osten hin freigibt. Flach ausgestreckt auf dem Bett liegend sieht man am Morgen zwei Sensationen. Das durchsichtige Reich des Tages mit seinen vorbeiziehenden Wolken und die Mähnen und Ohren von Pferden, die auf dem hinter dem Haus liegenden Auslauf ihr Dasein in das Blau des Himmels schreiben. 

An diesem Morgen, einem Mittwoch im Mai, sanken unsere Körper nur für einen Atemzug nach vorn in die Glut der aufsteigenden Sonne. 

Ich stand zuerst auf, ging ins Bad, kam nach 5 Minuten wieder und schlupfte zurück zu ihr unter die große, weiße Decke. 

Eine kleine Weile lagen die schlafenden Körper noch beieinander, dann huschte sie aus dem Schlummer des Leibes, stand auf, kam ebenfalls nach ein paar Minuten wieder und hielt zwei Gläser mit Saft in den Händen. Wir tranken von diesem roten Fruchtsaft, ich liegend, sie am Bett stehend. 

Nach dem ich ihr mein nicht ganz leer getrunkenes Glas reichte, nickte sie kurz. Ich verstand die Geste und trank die kleine Pfütze, die im Glas verblieben war, folgsam aus. Sie stellte beide Gläser auf der Fensterbank, drehte sich, kam, beugte sich zu mir, nahm die große, weiße Decke hoch, setzte sich wie ein reitender Bote des Königs in meinem Schoß, neigte ihren Oberkörper, umarmte mich, legte ihren Kopf neben meinen, öffnete die Lippen und küsste den wachen Bogen zur Kehle. 

Umhüllt von der weißen Nacht des Schlafes, versponnen in die totlose Glut des Leibes, atmete der große Körper den Duft frischer Erde. Aus dem grünen Licht der Bäume flocht das junge Gefieder jubelnd das morgendliche Canto selbstlos in die aufströmenden Duftfäden der Pflanzen, Blüten und Hölzer."

 4. Juni 2009     ©   by  J. G:

Freitag, 19. April 2024

wo

 ist die musik

das wort

mensch

die farbe

und der strich auf der leinwand

gegen das morden

heute

jetzt

und morgen

auf der großen bühne

dieser welt

miss sarajevo 

wo


  ©   by  J. G:


yes


We don't know what love is

Voix de la vie 

beileibe

It has nothing to do with knowledge


  ©   by  J. G:




das was wird

veröffentlicht 13.01. 2008


Das Gliederlösende des Buches „Alles fühlt“ von Andreas Weber, duftet nach Poesie, weniger in wissenschaftlichen Klammern, mit der der Autor etwas zu beweisen sucht, was man nicht beweisen kann, da es ist, was es ist.

Das Befreiende, das der Autor aus seiner wahrnehmenden Teilnahme am großen Körper Leben dem Leser in fein aufgestellten Buchstaben mitteilt, ist der Ruf des großen Körpers Leben nach dem Werden der Welt, nach Dasein und Liebe. 


Mit seinem Gehen, Liegen Lauschen, Hören und Sehen weckt uns der Autor aus einem lange währenden Dornröschenschlaf, einem entseelten Schlaf in der Welt der Maschinen, einem Schlaf betäubender wissenschaftlicher Doktrin, einem ruinösen Schlaf in der Gier der Münze, einem tödlichen Schlaf in der Angst um das eigene Überleben, das kein eigenes ist, einem Schlaf, in dem wir nicht fühlen dürfen, dass wir grandios am Leben sind.

Der Autor entführt den Leser in das eigene, noch ungesehene innere Reich der Natur, das in einem schillernden Meer zwischen Himmel und Erde offen vor uns ausgebreitet liegt. Mit den Juwelen der Kröte, den blitzenden Augen des Wolfs, den Wogen der Gräser, dem rötlichen Rücken des Fuchses, dem flüssigen Kleid der Nachtigall und dem tiefatmenden Rauschen des Meeres entführt uns der Autor aus dem Schlaf eines gefühllosen Lebens, dem Schlaf des Lebenstodes hinaus in einen hellen Tag im städtischen Freibad. Und immer sind wir versucht uns umzudrehen, so wie Eurydike, um mit dem im Hirn gefangen gehaltenen Geist das Unmessbare, das Wahre, das unsterblich Schöne zu messen.

Sein und Werden.

Der Dienstweg zur Feststellung, was sich glaubwürdig rechnet, ist in der urbanen Bauweise von Leben die Wissenschaft. Jedoch das private Wesen der Dinge wird auf den Gängen von Behörden und in Formularen nicht erfasst, nur ihre messbare Nutzbarkeit in Zahlen, Schrauben und in einem seelisch entleerenden hochprofitablem Arbeitskonsum.

"Nie ist Wissenschaft anders entstanden als durch poetische Anschauung." Emerson

Der Autor schleicht jedoch auf einem Privatweg herum, abseits der Kanzeln und Katheder, zaubert im stillen Liegen auf der Wiese, in einer langwelligen Nutzlosigkeit eine poetische Anschauung von Welt auf das Blatt, einem Augenschein von Leben, von dem man glaubt, es vorher nie gefühlt, immer an ihm vorüber geeilt zu sein, es nie wirklich wahr genommen zu haben.

Wobei das Erhebende in diesem Nebensatz nicht das Wörtchen „wahr“, sondern das Verb „nehmen“ ist. Man kann tatsächlich „das Wahre nehmen“, es ist erlaubt, ja, es ist erlaubt, von niemandem verboten, nur von den Verboten und Geboten der um ihren Bestand fürchtenden Regenten und Bewacher einer unbewussten Betriebsanleitung von Leben. 

Wir sind frei, nicht gebunden an genetische Programme oder behördliche Verordnungen, frei von wissenschaftlichen Theorien oder religiösen Dogmen. Zur Freiheit in Sein und Werden sind wir für einen ewigen Augenblick da. Der Weg unter unseren Füßen.

„Nimm teil am Unteilbaren. Schöpfe Mensch“ © J.G:

Wenn wir sagen "Wir", dann umfasst dieses wir nicht nur die seit 2 Millionen Jahre währende Denktagung der Spezies Sapiens auf diesem Planeten, oder bezieht sich auf den kollektiven Akt von 4 Milliarden Jahren Erdgeschichte, in den wir alle ein- und losgebunden sind. Am Beginn des 3. Jahrtausend ist eine neue Qualität und ein Weg von neuer Wahrnehmung von individuellem „Wir“ im Spiel.

100 Billionen Zellen eines jeden Körpers sind in diesem grandiosen Spiel der Wahrnehmung von Leben. 

Sie haben eine kreative Erinnerungslegende von mehreren Milliarden Jahren. Sie sind alle auf Empfang geschaltet. Sie nehmen das auf was alles "passiert", synchronisieren Leben im Gesamtkonzept der Erhaltung und Weiterentwicklung von höheren Lebensformen. 

Was ist das für eine Information, die die Zellen passieren lassen? Wie machen sie das? Und woher kommt sie? 

Will man an diese Fragen seriöse herangehen, kommt man um die Fragen der Beteiligung und  Einbeziehung des weiten kosmischen Raumes wie der isotropen Hintergrundstrahlung in dieser Sache nicht herum.

Das noch junge Zerebrum der Spezies übersetzt die "Passage", diese realtime Information als ein mentales Format in die jeweilige kulturelle Sozialform des Individuums. 

Eine freie Radio Sendung aus dem Hintergrund, überall vorhanden und zu empfangen, auf die sich Lebensformen wie Mensch, wenn er „Ich“ sagt, "Wir-bewusst" beziehen kann.

Die Spezies, die auf dem Pfad ist Mensch zu werden, ist nicht abgeschlossen in ihrer weiteren Entwicklung, nicht eingesperrt in einem Status Quo, nicht eingefriedet als seelenloses Objekt, als Ding in dem kleinen Kästchen „Lebenstod“, das von allen Ämtern und Institutionen gepredigte "Ende von allem". 

Wo doch auf der Reise in die großen Weiten des Hierseins, dem Abenteuer vom Inneren der Lebenswelt hinaus, kein Ende abzusehen ist. 

  ©   by  J. G:

Samstag, 13. April 2024

zeit des löwenzahns


 

ein spatz zischt ins gebüsch

pfeift nach seinem weib

am wegesrand

ein kind

in den händen

sonnengelb



  ©   by  J. G:


Freitag, 12. April 2024

zwischen dem Schilfrohr

„Biologisches Leben“, so wie es sich mit der Spezies Sapiens derzeit präsentiert, hat mit dem mentalen Status Quo seiner in abstrakten Begriffen gestanzten Konditionierung große Probleme, Informationen aus einem Ereignishintergrund abzubilden, der die Komplexität einer über Zeit und Raum hinausweisenden intelligenten Lebensmaterie „plastisch“ als bewussten Gestaltungstraum zur Kenntnis gibt und der Zeitlauf selbst die Frage in der globalen Küche auf den Tisch eines jeden Hauses bringt, was Dasein, Leben und Werden in einem Übergeordneten, größeren, kosmischen Zusammenhang ist, und dies zur allgemeinen Disposition für Ursprung und Gegenwart stellt.


Johan van der Leeuwen

Sonntag, 7. April 2024

Schaubühne


 

"der Beamte am fünften Hautteich, die sechs Lakaien an der zweiten, vierten und sechsten Tür, die zwölf Konkubinen hinter dem Seidenvorhang, der Scharfrichter im Hof, der kaiserliche Polsterträger, der hinkende Schatzmeister, sie alle präsentieren in ihrer Unterwürdigkeit den hündischen Wahn, das Hirngespinst absoluter Macht, lobpreisen und füttern maßlos seit Jahrhunderten den körperlichen und geistigen Verfall der Anmaßung, den Aufstieg und Niedergang absoluter Macht, die Seele imitiert.

 

Der Krieg um den goldenen Thron beginnt seit jeher mit dem Trugbild, dem Wahn absoluter Macht.


Der Reichsfürst, erkrankt an Realitätsverlust, ermächtigt sich zum Alleinherrscher über die Welt, will hoch erhoben sein als Gott, eingehen in die steingemeißelte Erinnerung der Denkmäler, will gekrönt und bejubelt sein von einem völkischen Wahn, auf immer befreit von dem Fluch des Daseins, dem Tod, des Lebens Sterben.

 

Von dem elektrischen Strom des Wahns nervlich ausgestopft trägt der Alleinherrscher in seiner panischen Angst als Zeichen des zyklischen Niedergangs seiner Macht einen Lampenschirm auf dem Kopf. 


Alle Wünsche des Verfalls werden devot bei Tage und bei Nacht zum leiblichen Wohle der Höllenhunde erfüllt, die in der Nacht der Träume, der Finsternis der langen Messer, stoisch auf ihr Fressen warten."


  ©   by  J. G:


Montag, 1. April 2024

mündlich

des dichters atem

vergoldet

das liebesblatt

lies

und heb es auf


„o flammende helle

o goldenes licht

regen des himmels

flute mich“

  ©   by  J. G:

Sonntag, 31. März 2024

denkmal

da steht sie

die kultur

der spezies sapiens

das ich weiß

zur abreise bereit

wieder mal

mit dem koffer in der hand

den blick gesenkt

ins kleine loch

der  erde

hier

im sonnenfleck

der kosmischen Provinz

soll schluss sein

auch an feiertagen

nebenan

auf dem schlachtfeld

und gegenüber

immer und wieder

ins ende gedacht

das leben

erschossen

erdrosselt

vergiftet

vergewaltigt

beiseite geschafft

ausgelöscht

und begraben

das licht

des uralten Steins

in seinen kinderschuhen

das überall

das mit

atmet

spielend will

und im ohr

dem großen radio

  alles hellauf verteilt


                                                                                                                                                                                                                 ©   by  J. G:




Montag, 25. März 2024

23. März

 9 Uhr auf dem Markt bei Sonnenschein.

Es ist kühl, erfrischend.

Kleiner Einkauf, ein Liter Olivenöl bei dem Olivenhändler in dem kleinen Wagen, unweit des Bahnhofs.

Er erzählt von dem Bauwerk Angkor Wat, an dem Handwerk zu besehen ist, das hochtechnisiert hergestellt sein müsste, bemessen nach unseren heutigen Maßstäben. 

Doch die gab es damals offensichtlich nicht


Staunen.


Diese kurze Geschichte, mit allen Auslagen von Schafskäse und Oliven vorgetragen, veranlasste mich, ihm meinerseits von einer Erzählung zu berichten, die ich vor einigen Monaten gelesen hatte.


In dieser Geschichte nimmt ein Artefakt eine besondere Rolle ein.

Es handelt sich um eine Tonscherbe, gefunden unweit des Südpols.


Sie verweist auf eine sehr frühe mentale Kultur, die das mündlich tradierte Wort in ihrer Gesellschaft offensichtlich hoch bewertete. In dieser Gesellschaft wurden Tongefäße hergestellt, wie in vielen anderen Kulturen, versehen mit besonderen Zeichen, Linien, Strichen und Farben.


Jedoch wurde dieses Tongefäß in einem öffentlichen Ritual, so in der Geschichte erzählt, absichtlich zerbrochen.


In der Erzählung beruft eine Akademie einen älteren Mann zu sich in die Runde kluger Häupter, die archäologisch Bedeutung dieses Artefaktes schlüssig zu bewerten. Sie selbst jedoch sieht sich als staatlich kulturelle Einrichtung ausserstande dieses befriedigend zu leisten.


In der Beurteilung kommt der Mann in der akademischen Runde zu der Vermutung, dass es eine frühe mentale Kulturgemeinschaft gegeben haben könnte, eine sehr frühe, die mündliche Überlieferungen höher bewertete, als das in Ton Gezeichnete und Eingebrannte in einem Gefäß.


In der Deutung dieses Rituals wird ein historisch bedeutsamer Aufgang gezeichnet, dass das im Wort mündlich Überlieferte eine sehr tiefe Wirkung erreicht für die Kommunikation, für die mentale Entwicklung von Leben.


Es scheint der Klang des Wortes, seine weitreichende Schöpfung für den Fortgang von Leben zu sein. Es ist dieser Klang, der tiefer ins Lebendige, tiefer eindringt in das zu Erinnernde von Herkunft und Gegenwart, als das nur zwei oder dreidimensional Begrenzte, die aufgemalten und in Ton eingebrannten Zeichen.


Das mündlich tradierte Wort, das seit Anbeginn pulsierende Kleinod im Ton, bezeichnet als die Erde unter den Füßen, das hatte, nach der archäologischen Gewichtung dieser Tonscherbe in jenem akademischen Forum, so der Einlass des alten Mannes in der Geschichte, eine über die Generationen weitreichenden Tenor, den es unbedingt, für das, was Leben ist, zu aufzuheben gilt.


Um welches Kleinod handelte es sich?


In dieser Erzählung, ich erinnere, wird indirekt die Unterscheidung zwischen dem festgeschriebenen und dem über Generationen mündlich überlieferten Wort ins Licht des Lesers  gestellt


Wie kommt eine mentale Kulturgemeinschaft in einer tausende Jahren zurückliegenden Zeit dazu, einmal bedeutende, rechtlich auch womöglich verbindliche Zeichen, eingebrannt in einem rituellen Tongefäß, absichtlich und öffentlich wieder zu zerbrechen?


Ja, was, fragt man sich?

Was ist das für ein Ritual?

Zu schaffen, um es dann wieder zu zerbrechen, mit einer Absicht?!


Spricht der Autor dieser Erzählung die Poesie des Unsterblichen im Sterblichen an, das Ewige im Vergänglichen, das Unendliche im Endlichen, das Hellauf im Sein, das stille Wunder, das Werden im Kommen und Gehen, das lebendig beheimatet ist in allen physischen Herzkammern, das über dieses Ritual sich lebendig erinnert, für wahr genommen mündlich aufflammt, wenn ankündigt der Wandel selbst das Festgeschriebene wieder zerbricht und dem Klang im Ton erneut das Wort lebendig in die grüne Kehle reicht?


Ja.


  ©   by  J. G:





Das



Aus dem großen Hintergrund

 Radioaktiv informiert

Die Materie

Schon kurz vor Beginn

Der Vorstellung

Übernatürlich vermögend

Der Text

Begeistert aufgenommen

Im ganzen Ensemble


©   by  J. G:


„Mit dem gelehrten Schwindel

frommer Grablegung allein ist heute kein Blumentopf mehr zu gewinnen.

Der Bestattung von Materie als ein unbewusster Körper, diese Verfinsterung der eigenen Sonne im Leib, 

von diesem trügerischen Geldschein auf der Membran des Denkens 

wusste nicht nur der Zimmermannssohn aus Judäa, 

sondern die strahlende Einsicht ist heute in jedem normalen Haushalt 

zumindest schon mal technisch in Gebrauch.“


            Johan van der Leeuwen

Sonntag, 24. März 2024

Hochsommer



 Heute 

das Schönste

den Blumen im Garten Wasser geben



„Legen wir uns nur einen Augenblick 

auf das Haupt des Anfangslosen nieder, 

so lassen uns die lichten Zellen des Leibes sehen, 

wie sich alles hellauf fügt zu seinem liebenden Grund“   



©   by  J. G:




Freitag, 22. März 2024

liebkose



meine rose

indianer
hebe meinen jungen leib
über die alte erde
nimm den honig
und reite davon


                                                                                                                                                                                                                  ©   by  J. G:
                                                                                                                                                                                                                   14.11. 2010

Dienstag, 12. März 2024

Im Hinterhof


an einem sonnendurchtränkten Tag

zwei turnende Mädchen

im Licht des Auges

die Einheit allen Geschehens

uralte Materie

bewusst

belebt



  ©   by  J. G: 

so spät noch

Monsieur,  kommen sie herein mein Atelier steht ihnen offen ach ja das große Bild bin noch nicht ganz fertig ihren Brief habe ich gelesen si...