Samstag, 20. August 2016

Bis auf die Knochen


„Das, was Sapiens an nimmersatter Frömmigkeit und Großmachtfantasien in seinem horizontalen Gefängnis zwischen Himmel und Erde als gewerbliche Grabbeigabe bislang materialisiert hat, sind Krieg, Elend, Konzentrationslager, Börsenkurse, Not, Abholzung, Mord, Unwissenheit, Vergewaltigung, eine Handvoll Dollars, viel Denkmal, ein bisschen Philosophie vor und nach der Totenmesse und einen armseligen Blick aus dem Verlies des Wahnsinns.“ 

Mit dem ersten Augenaufschlag und seinem Fußweg in der Savanne folgt der Mensch nicht diesem unbewusstem Betriebssystem und seinem Maschinenraum, dem Blutrausch.

Von Anbeginn ist es der Weg des Miteinander Lebens.

J.G:


aufgepasst

"Kein Mensch tötet einen anderen Menschen."

J.G:

Blatt wenden



Licht fällt

der liebe Gott scheint verreist 8
Tränen sind Wolken5
am kleinen Himmel5
kommen2
 neue Mütter neue Väter7

J.G:


freibad


wasser
madame
das ist was für mich
bad im blau
des himmels wunderbar
sonne flüssig
so wie sie
und alles ich
kommen sie madame
gehen wir schwimmen

ach sterben madame
das ist nichts für mich
ganz und gar töricht
völlig lichtundurchlässig
gedacht
sehen sie doch madame
hier
die torheit
öde ignoranz
in der alles ich ist
sich beharrlich einsam
ausschließlich
eng
umkreist

madame
abhängig sein
das ist nichts für mich
auf schritt und tritt
festgezurrt
aufs äußerste
ein abgetrenntes teilchen
alles immer nur halb
das geschöpf
fossiler brennstoff
eiserner takt
im dienste
achtloser raserei

hier madame
die noch blinde jagd der elektronen
lebensmotor
und dort
sein unbewusster auspuff tod

o madame
diese jagd
unwissend
 elend schickes modell
das ist nichts für mich
arbeitsames kreisen
einfältig frömmelnd
hin und her
seit jahrtausenden
was für eine eselei
am stammbaum der primaten
erwachsene dummheit
die alles nacheinander klug und fein
und mühsam ordnet
in reih und glied
militärisch trennt
das eine teil
und immer wieder trennt und trennt und trennt
das eine
völlig blöd

selbstverstümmelung
o nein madame
das ist nichts für mich
tod im leben
blutige beschneidung
von ein und alles
schon bei geburt
ein blindes gastspiel
ein nur ewiger schmerz
im denken
hermetisch
verschlossen
die erbsünde
in nur einem einzigen zeitraum
ohne all die anderen kostbarkeiten
oh madame
eine halbe sache
das ist nichts für mich

kommen sie madame
schnell

springen wir vom rand

J.G:

Mittwoch, 3. August 2016

funkenflug



Der eine
ein Schwarm durch den Strom der Geburten
 der andere
ein Bad im Raupenbrei

Erschöpft vom Joch der Arbeit
saß ich am Abend auf meinem braunen Ledersofa
Im leisen Anflug barmherzigen Seins
fiel mein kleines Ich unscheinbar nach hinten
weiter nach unten
durch blütenweiße Watte

Das kleine Ich fiel und fiel und fiel
weich und sanft

Ein Hauch
von mütterlich in die Arme genommen
hob zeitlos meinen kleinen Körper
band ihn los von den Äonen

Im leichten wolkenlosen Fall
fand mein Sehnen 
das beflügelte Kleinod
 das über den Hügeln und Tälern der 1000 Leben
heiter die Stirn zur Sonne hebt

Für einen kleinen Moment auf ewig
aus dem Zwinger der Angst entschwunden

 Ich war frei

Zwei Tage darauf
Das Einschmelzen der Elemente
Fusion hinter dem Seidenvorhang

Auf den Flügeln des Falters
Kohlenstaub
Fuchs löffelt Seele aus dem Ei

J.G:

heute


„Die Betroffenheit, will lieber sagen die Entschleierung der inneren Teilnahme der Lebensmaterie an dem gesamten Unternehmen Leben, die Offenlegung ihrer inneren Verbundenheit, Kohärenz genannt, die Aufdeckung eines physikalischen Kontinuums im universellen Ereignis, vom Urknall bis heute, die Entdeckung des „molekularen Fadens“, einer elementaren Mitwirkung von Mikroorganismen am zellaktiven Aufbau des Lebens, das mentale Beteiligtsein belebter Materie auf einer weit zurückreichenden inneren, physischen Lebensebene, all diese jungen wie alten Einsichten in das kosmische Ereignis überfluten aus allen Richtungen kommend derzeit die nationalen Grenzen, die politischen Parteien, die individuellen Lebensversicherungen, die zivilen Schutzdeiche, die religiösen Glaubensvorstellungen, die gesamte Phalanx der moralischen Werte des Abendlandes sowie das zentrale Organisationsbüro, den neuronalen Gedankenbunker der Spezies Sapiens.“ 

J.G:

Dienstag, 2. August 2016

madame


kommen sie

kommen sie
schauen sie doch
dort

hier
legen wir uns in die welt
richten uns hellauf
zu grunde

madame
wir werden
schnell
ein foto

J.G:

Samstag, 16. Juli 2016

kein warten

Er: „Wir brauchen eine große Seele,
die hervortritt, damit der ganze Wahnsinn aufhört.“

 Sie: „Eine Seele war gestern.
Die Welt ist heute mehr.

Milliarden sind es, 
die bereits aufhören.“

J.G:

so spät noch

Monsieur,  kommen sie herein mein Atelier steht ihnen offen ach ja das große Bild bin noch nicht ganz fertig ihren Brief habe ich gelesen si...