Donnerstag, 26. Oktober 2023

an allen














ecken und enden
aufmarsch und erosion
öffentlich
feudale landnahme
sapiens krieg
modern talking
mann umbringen
frau vergewaltigen
kopf ab
mein land
mensch wendet sich ab
auf beiden seiten

© J. G:

5.08.2012

Sonntag, 22. Oktober 2023

bardot


       wenn schon - denn schon

        sehen was mich passiert


"Das Gottesteilchen ist weiblich.
Den anderen Teilchen verleiht es nicht nur Lebendgewicht, 
sondern auch das radioaktive Urteil Bewusstsein zu tragen." 


© J. G: 


17.07.2012


Freitag, 20. Oktober 2023

Drachensand



über den jadestufen

das himmelsheer

schon früh

der goldbergpass in sichtweite

in meiner hand ein birnenzweig


© J. G: 


18.10. 2014






machtlos schön










"In unaufschiebbarer Ewigkeit stiehlt sich das Kleinod schon nach einer halben Sekunde aus dem unbeseelten Fest der Anverwandten, flieht aus dem alten Kindbett des Sapiens, einer Religion des Objekts und Wissenschaft der Fortpflanzung und stürzt naiv in einen haltlosen Urgrund, vorbei an all den Akademien, Kirchen, Moscheen, Schulen und Gefängnissen, vorbei und hinaus, vorbei an all den  buddhistischen Sitzkissen, vorbei an all den Süchten, Erwartungen, Erlösungen und all dem alten Eisen an Belehrungen, vorbei und hinaus zum fallenden Schleier der Salome, dem kosmischen Sprungtuch, der Zellmembran von Nichts, hin an das glühende Herz der Ahnen, an des Feuerwächters Seite.

Dort, am geschichtslosen Feuerrand, von den Fälligkeitstagen und Datenströmen entbunden, erblickt das Juwel den hellen Schoß und sieht erstmals sich selbst, wie es aus dem Funken des Urteils wie ein frisch geschlüpfter Schmetterling seidig ins irdisch Helle flattert.


Noch werden die Lebenden und die Toten auf dem halbgaren Keimplatz der Wechselwirkung lichtlos hin und her geschoben. Eine Epidemie der Verlassensängste, der Raffgier und der ruchlosen Gewalt wuchert in den Generationen der Geschlechter. Elend monetäres in Besitznehmen eines herrlich gewichtslosen Motivs. Eine Katastrophe des Begreifens.

Für junges und altes Leben ein zu eng gewordenes Betriebssystem in der Weite der kosmischen Menagerie von 1000 Universen. Die Funken der Schmetterlinge an ihren Küchentischen und in den Straßencafes schlüpfen jetzt wie kleine, weiße Wölkchen aus den dunklen Kokons und beleuchten mit ihren eigenen kleinen Laternen Straßen und Plätze.

 

Die aufhebende Gleichung und das strahlende Urmotiv für die weite Reise kriecht unangemeldet aus dem Sternennebel hervor. Das, was wir vor allen Belehrungen, Zeugnisnoten, Einstellungsgesprächen, Werbesendungen, Arbeitsstunden und Einkaufstüten wirklich und wahrhaftig als Geschenk schon in unseren Händen halten.


Auf dem Rangierbahnhof der Geschlechter ist der schöne Schleier der Salome heiß begehrt. Der lichte Leib will zu sich selbst, will auf dem freien Markt des Haltlosen endlich mit dem Schleier fallen und schweben, will zu den ausgedehnten Weizenfeldern, will zu den smaragdgrünen Buchten der Erde, hin zu dem gewichtlosen Kuss der Materie, der vollendeten Teilung, dem Eros, der Lichtkanne am Anfang der Welt.

 

Die Geschlechter lösen sich leis aus dem Verlies ihrer sterblichen Umarmung, lösen sich aus dem Zelluloid einer in Gewalt und Elend zerrissenen Welt, weben im Flügelschlag des Schmetterlings das erhebende Wort. Hier, in diesem grandiosen Theater der Scheiterhaufen und Luftschlösser, können sie endlich das werden, was sie dort schon längst sind…“

4.11. 2017.

© J. G:

moosbedeckt



„Nach den Takten strenger Norm mechanischer Betriebsamkeit der niederen Natur, des Herumirrens in der Dürre von Kampf, Gelüst und Tod, nach Tagen und Nächten des Marschierens im Gleichschritt der Uniformen, nach Stunden und Minuten des Aufenthalts auf dem Rangierbahnhof der dunklen Ahnungen und hässlichen Bedrohungen, nach 1000den Jahren im unendlichen Sand der Zeit, nach einem Lichtblitz der physischen Erschöpfung, des noch einen Atemzuges und des Endes von allem, nach einer Ewigkeit der Ohnmacht der Materie im dumpfen Schlaf der kosmischen Nacht, erwache ich an dem Auslauf des Baches, am Rand des Waldes, an der grünen Lichtung hin zum immerwährenden Tag.“  


©  J. G: 

Freitag, 13. Oktober 2023

die macht




 

in der nacht

der unbewusste abstieg

ins gelobte land

zeigt fliehkräfte

 

madame

kommen sie

so bin ich der

den nichts mehr hält

auch der

der nichts hat

 

kein venizianer spielt hier das stück

land meiner wahl

auch nur einen winter als komödie

unter den brücken

zu kalt und zu feucht

der hunger

ein elend

und der beschuss

in dieser stunde

mörderisch

 

kommen sie

madame

schnell

hier

ihr bündel

der liebe worte finden sich woanders

vielleicht dort

hinter den linien

alles will

bewahrt

in freier wildbahn aus dem leib

 

© J. G

 

Mittwoch, 11. Oktober 2023

die Würde des Lebens



„Wenn sie dich kriegen, dann pflocken sie deinen Körper in die afghanische Erde,

schlitzen deinen Bauch auf und gehen in die Berge.“

englischer Soldat

Die Lautsprecher sind wieder aufgestellt

Hier wie da.


Nicht nur an den Straßenecken,
auch in Wohnstuben wird jetzt wieder rekrutiert.

Ein Krieg, gespeist von Kolonialismus, Ausbeutung und Entrechtung, eine Macht der völkischen Unterwerfung und monetären Sklaverei, eine stählerne Fabrik aus Menschenfressern ruft erneut zur Arbeit.


Töten.

 

Auf beiden Seiten der ideologischen Megaphone, gefangen genommen mit der elenden Propaganda eines "Hexenhammers", der "Endlösung" in der Gaskammer, "Arbeit macht frei", "dem göttlichen Staat", dem „Kampf gegen das Böse“, erneut erschallen die Rufe nach endgültiger „Befreiung“ von der Entrechtung. 


Geführt mit einer gefälschten Religion werden die menschlichen Kräfte jedoch metallisch rekrutiert und in der Schlacht um Goldbarren, Leichenberge und Wahnsinn in den „heiligen Krieg“ befehligt.

 

Es sei hier gesagt, es ist nicht Krieg der Menschen, seit Jahrhunderten nicht.


Es ist der Krieg einer unbewussten Organisation von Lebensmaterie in der Spezies Sapiens gegen ihre eigene Bewusstwerdung, gegen ihre eigene Menschwerdung.


Ein Krieg, den die Spezies gegen sich selbst, den Menschen führt.

Es ist ein Krieg nicht gegen den Tod, sondern gegen das Leben selbst.

Ein Irrtum.

Es ist die unselige Macht des "sich selbst Tötens" im anderen Leben.

Eine Tragödie.

Seit Jahrhunderten.

 

Kein MENSCH auf diesem Planeten klatscht bei solch unwürdigen Bildern in die Hände.





Johan van der Leeuwen

Samstag, 7. Oktober 2023

kurz nach fünf




Sind die Buchstaben auch noch so feingliedrig geschliffen oder schroff hingeworfen, es bleibt ein unerklärliches Echo der Unvollkommenheit, das offensichtlich an allen Küsten dieser Erde die Spezies durchdringend ermahnt und aufwärts treibt, das diffuse Zwielicht, das in der äußeren Beschriftung der Dinge den Augapfel blendet, mit dem Ohr der mündlichen Überlieferung aufzuheben.


So fragte der Physiker Schrödinger „Was ist Leben“.

 

Eigentlich hätte er eine solch sündhafte Frage in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gar nicht stellen dürfen, wo die bewusstlose Scheidewand in Natur- und Geisteswissenschaften im säkularen Halbfeld der Vermessung der Welt einen solchen akademischen Frevel bei Verlust der Reputation strikt verbot und kategorisch dafür sorgte, dass die blaue Kugel mit ihrer atmosphärischen Garnitur weißer Wölkchen weiterhin im politischen Drahtgitter einer geteilten Welt durchs All driftet.

 

Weh, weh! O unnützer Kadaver !“ Sophokles, Elektra

 

Mit Hilfe der durch den astronomischen Spiegel hinaus ins Freie gelenkten poetischen Anschauung, konnte Sapiens für einen Augenaufschlag der weltgeglaubten Leibeigenschaft entkommen, konnte aus dem kruden Dasein mit seiner Liebsten für eine Umarmung im grünen Heu verschwinden, konnte aus dem mit Blut besudeltem Ablasshandel und von drakonischen Katechismen eskortierten feudalen Stellungsbefehl eines „ora et labora“, aus dieser Fron für eine naive Beugung über den Horizont und einen fassungslosen Blick in den Leib des weiblichen Kosmos desertieren.

 

Für eine halbe Erdumdrehung und einen Sommermorgen konnte das lebende Zwielicht dem gottesfürchtigen Verlies, dem von der Kanzelhöhe erhobenen Wortschwert des sündigen Fleisches, in den strohwarmen, leuchtend dunklen Anbeginn der Welt entfliehen.

 

Alles geschehen in der Ewigkeit eines Glockenschlages, bevor der von den Kanzeln, Kathedern und Feldherrnhügeln in den Dienst genommene Erzengel das kinderzimmergroß geöffnete Tor achtlos zurück ins eiserne Schloss der Untertänigkeit hämmerte und der aus der Erde zu den Sternen hin erhobene Liebesleib wieder zurück kommandiert wurde in den elend lichtlosen Gewinn der Geldfresser.

 

Du tötest dich langsam, ohne das es dir gelingt,

dich von den Leiden zu befreien…“

Sophokles, Ödipus auf Kolonos

 

Der helle Atemzug, der Blick ins Freie, das kindliche Spiel, die Umarmung der Liebenden wurde zurück in die Klöster, Akademien, Schulen und Ämter und post mortem in die schöne Chimäre des Zelluloids, einer kandierten Vorstellung verbannt. Mit römischem Recht gerichtet, in Buchstaben und Zahlen auf den Millimeter und die Sekunde im Evangelium der Arbeit und des Konsums peinlichst genau berechnet, werden die Liebesgaben der Meere und Winde noch immer allesamt in Büchern, Kellern, Museen und Archiven abgelegt, dazu verurteilt, lebenslänglich sich im Schlafe des Unbewussten wie Kasper Hauser mutterseelenallein zu Tode zu wiegen.

 

Dame von c3 auf c4“


©  J. G: 





Dienstag, 3. Oktober 2023

© radioaktive poesie


          "Dasein und Wegsein, ein Akkord"


»Eine Attosekunde ist so kurz, 
dass es in einer Sekunde so viele davon gibt, 
wie es Sekunden seit der Entstehung des Universums gibt.« 

Nobelpreis 2023 an F. Krausz, P. Agostini und Anne L´Huilllier


Poetische Aufdeckung von Ursprung und Gegenwart in zeitfreier Dichtung


 

Ein radioaktives Betriebsmuster von Materie, 

ihren Zuständen und ihrer universellen Erzählung.


All das ereignet sich in einem riesengroßen poetischen Bahnhof, 

einer Erzählung vom Kommen und Gehen.


Name des Bahnhofs: Überall


Ankunft und Abfahrt: zeitfrei.


Diese Bewegungszustände von Materie bauen sich auf, kommen,

und im selben Moment zerfallen sie wieder, gehen,

nur um sich erneut aufzubauen.


Alles bei gleichzeitiger Beständigkeit und Erneuerung der äußeren Form.


Eine Sensation.


Entstehung und Zerfall,

Zustände von Materie in Leben, 

ein radioaktiver Atem, 

der sich im poetischen Erzählraum lebendig und bewusst fortsetzt.


©  J. G:  




Weinen

"Schräg lag sie in ihrem Bett, krumm und schief.

Hinfällig.

Sie nuschelte nur noch.

Nicht eine Silbe aus ihrem Himmelreich verstand ich.

Gestern war das noch besser. 

Mit dem Arzt im Türrahmen. 

Noch kein Ergebnis.

Mit der Anschlussbehandlung würde es schwer, sagte er.

Er hatte eine Brille mit Titanbügeln.

Sie wissen ja, das Geld, das liebe Geld, sagte er.

Ob ein Bauchkatheder gelegt werden kann, dass sei noch nicht entschieden. 

In den nächsten Tagen würde sie hier versorgt, 

wischte er mir im Wegdrehen in meine müden Augen.

Schwester Anke bemüht sich.

Sie meinte, heute sei sie sehr geknickt.

Ich habe ihr Suppe gebracht, die aß sie nur halb.

Dazu einen Schluck Cola aus dem Glas. 

Den Pudding nahm ich wieder mit." 

©  J. G: 


madame

nichts begehrt

die seele wohnt in einem goldenen haus

was sollen wir da noch glauben, madame

bei dieser schönen aussicht

©  J. G: 

 


„Mit der Geburt von Erde, dem hellen Wurf in die Sonnenbahn, dem leuchtenden Vorsprung seiner Herkunft, dem lustvollen Kreisen im gläsernen Schoß, der erschwungenen Drift kühler Fahrt, der segensreichen Flut von Wasser und Himmel, dem apokalyptischen Donner von Mitte, der fiebrigen Ausmündung des Inneren, dem schwerelosen Flug glühenden Eisens, dem erlösenden Niederströmen lohender Sonne, der Frucht tödlichen Regens aus Asche und Staub, aus den toten Gebeinen der Ahnen, dieser zügellosen Seelenflut, hellauf aus jenem schwarzen Quadrat, entsteht und wandelt sich die Welt.“


 ©  J. G: 




so spät noch

Monsieur,  kommen sie herein mein Atelier steht ihnen offen ach ja das große Bild bin noch nicht ganz fertig ihren Brief habe ich gelesen si...