Samstag, 26. Januar 2008

leibhaftig


"Im Tag der Wachtraum.

Am Tisch mit drei Freunden.
Ich glaube, wir scherzten.
Auf dem Tisch lag ein Hut. Irgendwie.
Ich setzte meinem Freund, der mir gegenüber saß, den Hut auf, ohne den Hut anzufassen.
Aufgehoben. Aufgesetzt.
Alles ohne Kreuz, Bombengürtel und lila Rock.
Es war der gleiche Vorgang wie bei meinem Traum im letzten Sommer, nur das ich da selbst abhob. Da war ich noch allein. Jetzt war ich zu dritt.

Grandios.

Eingeschlafen bin ich am Abend allerdings mit einem ganz anderen Bild.
Zwei NULLEN bilden eine Einheit, also einsNull + einsNull = einsNull, so wie zwei Eheringe übereinander eine Einheit bilden. Von oben teilnehmend betrachtet, einer integralen Ansicht, sind die beiden Ringe also NULL, deckungsgleich, eins.
Mental sind sie zwei. Integral einsNull.
Alles im Universum existiert zweimal.
Zweifach eins.
In der einsNull Information wird offensichtlich das materielle Universum in seiner Teilung aufgehoben, bildet ansteigend ein neues Ereignisfeld von Materie, die sich selbst bewusst ist.

Einmal.
Zweimal.
Doppelt.
Mensch.

Dieser ganze Hokospokus verleiht Materie und Sapiens einen hinreißenden Spin, einen ungesehenen Dreh, eine anmutig Bewegung, die aus dem nur materiellen Universum flieht, sich sehnsüchtig nach Leben, Mensch und Gott ausdehnt, hinüber und hinein in ein weiblich aufgeladenen Kosmos. Herrlich.

Beide Träume, der Tag_ und der Nachttraum, gingen im Einschlafen zum Traualtar. Als geladener Hochzeitsgast bemerkte ich nach einiger Zeit an mir sonderbares, ich wurde im flimmernden Einsinken in den Schlaf fluid, flüssig.

Dann schlief ich ein.

Dann begann der Traum.

Frühes aufwachen, ich hatte frei.

Meine allererste Handlung, noch mit Schlaf in den Augen, ich steckte mehrmals die Finger meiner rechten Hand in die Wand, wollte sehen, ob es schon funktioniert.

Es ging noch nicht.

Doch ich kann selbst jetzt wahrnehmen.

Dann stand ich auf.

Am Nachmittag gab es ein Rendesvouz mit einer alten Freundin.

Wir waren für gut eine Stunde in der Kunsthalle.
„Goldgrund und Himmelslicht“ hieß die Vorstellung.

Eine Bildergalerie des späten Mittelalters war im Museum aufgebaut.

Leider hat die Ausstellung selbst enttäuscht.
Bis auf den Titel. Der war exzellent gewählt.
Die akademische Hängung im Raum hat der bewussten Lebensmaterie wieder mal nicht den Hauch einer Chance gelassen. Alles stand und hing völlig verkehrt, sodass die Spezies Sapiens noch weitere 2 Millionen Jahre hilferufend auf ihre Menschwerdung warten und aus dem kargen Wartesaal ihres kleinen Denkkästchens wie ein Primat die Überschrift „Goldgrund und Himmelslicht“ anglotzen muss.

Da war ich doch froh, als ich im Gang zum Cafe eine Replik „Goldfisch im Wasser“ von Max Ernst sah.

Warum erzähle ich eigentlich diesen ganzen Unsinn von Tag- und Wachtraum, von einsNull und levitierendem Hut?

Meine alte Freundin sagte im Aufbruch dann später zu mir, ich sei ein richtiger „Festkörper“ geworden."

J. G:

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

überaus

 still ein blatt im wind   ©   by  J. G: