Donnerstag, 26. Mai 2022

himmelfahrt

 mit all dem sternenstaub

das flammenkind ist fort

seht

dort unten am fluss

der goldene turm ist aufgebaut

der vogel singt wieder...


© by J.G:


Donnerstag, 12. Mai 2022

März 2007



Teuerster, 

"Das Erlebnis in dem Metzgerladen, diese totale Mutterseelenalleinsamkeit, ja, ich hatte auch so ein Erleben, damals in den Rheinanlagen, an einem Baum. 
Plötzlich war die Tante, die Ersatzmutter, weg. Ich lief, vielleicht zwei Jahre jung, um den Baum und fand sie nicht mehr. Nie je so einsam gewesen."

verbleibe bis zum Sommer 2006 

Bh.


Mein König, 
hab die Liebesgabe gelesen. Gewagt, wenn es beide lesen, sie und Martina. 
Am Anfang schlingerst du wonnetrunken durch die Gasse, schlägst hier und da gegen den Fensterläden des Dorfes, klopfst am nächstbesten Hauseingang an, machst die ganze Gasse mitten in der Nacht wach, alle schauen schlaftrunken aus ihren Fenstern, nur um aller Welt zu sagen, liebt euch und seit froh.
 
Ja, was ist nur mit diesem "Mutterseelenallein"?
 
In einem Buch von Ted Simon, einem 69 jährigen Engländer, der mit seinem Motorrad 2001 zum zweiten Mal um die Welt fuhr, heißt es im Rückblick auf seine erste Fahrt, die er vor 1975 machte:

 

"Damals kam mir schlagartig zu Bewusstsein - anders als ich es je zuvor wahrgenommen hatte -, dass ich es wirklich getan hatte, dass ich tatsächlich draußen in der Wüste stand, mutterseelenallein, und das ich ganze Welt vor mir lag." Seite 50 Jupiters Träume
 
In "Licht den Tagen voran“ schreibe ich auf Seite 51
 
"Mit 3 Jahren verlor ich meine Mutter. Nein, nein, nicht wie sie jetzt vermuten und vielleicht schon hier, völlig verfrüht für den Autor, ganz und gar unpassend Mitleid empfinden, nein, nein, ganz und gar nicht. Ich verlor sie aus dem Blick, im Metzgerladen. Eine rein physikalische Angelegenheit. Vielleicht waren es nur 0,02 Bogensekunden, doch ich verlor sie aus dem Blick, sah sie einfach nicht mehr. Ich rannte weinend und verloren aus dem Laden raus ins Freie. Das war im Frühjahr 1953. Monate noch phantasierten meine kindlichen Zellen und gaben sich zutiefst erschüttert von meinem ersten öffentlichen Auftritt auf einem Bürgersteig."

 

Ja, mit dem Lebenstod, diesem engen Kästchen, konnte ich mich noch nie anfreunden, noch nie.
 
Wundersam stachelig hast du die Worte aus dem Garten der Lüste gepflückt und auf dem Markt der Eitelkeiten, Verletztheiten und Dummheiten als genießbare Frucht feilgeboten.
 
Vielleicht ist das auch etwas, was uns im Flussbett am Goldgrund so gut schwimmen läßt.
 
Doch bitte, gebe dich langmütig in allem, nicht übermütig.
 
Jean sagt zu dem bürokratischen Betrieb in dem engen Kästchen:

"Das Hin und Herlaufen in den Gegensätzen"
 
Gruss aus der Stadt am Fluss 

J. G: 

 

p.s.

 

"mühsam werden sie wie die Esel Jahr um Jahr mit Schulwissen beladen und immer noch für dumm verkauft.
 
Es geht nicht gegen Amerikaner oder gegen Islamisten, auch nicht Weiß gegen Schwarz, es geht auch nicht gegen irgendetwas anderes, gegen das man noch sein könnte, sondern es geht um so etwas wie eine Aufhebung, die kommunikative Auflösung eines unbewussten Betriebsystems, das uns alle in einem Lebenstod gefangen hält und von dem wir uns seit Jahrtausenden unbewusst zu befreien versuchen, in dem wir umnachtet Leben töten und nicht bei Tage den Tod in uns aufheben.“
 
Nachdem die globale Gesellschaft am Tisch der Nationen in den letzten 30 Jahren einen ökologischen Messwert des Überlebens in die Bewirtschaftung des Planeten begonnen hat aufzunehmen, und dies auch nur knapp mit einstelligen Prozentzahlen, wird das  gesamte Ensemble des Welttheaters in den nächsten Jahren lernen müssen einen sozialen, einen human kreativen Messwert aufzunehmen, um damit gänzlich in die Aufdeckung der lichten Zusammenhänge des Lebens einzusteigen. Die gegenwärtigen Diskussionen um die Kindergartenplätze werden der Öffentlichkeit womöglich dabei helfen, denn sie sind der tiefhohe Einstieg in einen Dialog „was ist das, ein Kind, das neue Leben."

J. G: 
 

 

 
 
 

heller Tag

"Mit dicker Backe fuhr ich ins Dorf der Stadt, um sie zu besuchen.  

Meinem Klingeln an der unteren Haustür wurde nicht nachgegeben, doch ich traf sie im Weggehen auf dem angrenzenden Fußgängerüberweg.  
Gemeinsam gingen wir dann in ihre Wohnung, machten uns einen Cafe und redeten entspannt um den Tag herum. 

Gegen halb drei begleitete ich sie in die Strahlenabteilung der Klinik.

Dort, im zweiten Untergeschoß, bekommt sie jetzt für 7 Wochen jeden Werktag für 90 Sekunden Radioaktivität auf die rechte Brust gepulst. 
Diese Bestrahlung soll den Nochrest von Krebszellen aus dem Organismus hinter den Anfang von allem, ins Nichts verjagen. 

Aus ihren Beschreibungen hatte ich dieses Untergeschoß düsterer aufgenommen. Es war es aber nicht, zwar ohne Tageslicht, jedoch wie kräftige Flügelschläge, permanent Tür auf, Tür zu. 

Patienten im medizinischen Rollstuhl des Hauses rein, Angestellte mit Unterlagen in der Hand raus. 
Hallo und guten Tag, hinsetzen, warten wie überall. 
Der offene Warteraum des Flures in Glas, eingerahmt in Aluminiumschienen, die Wände im Anstrich lächelnd in Neuweiß. 

Ich saß da, schaute mich um, schloss ein paar mal auch die Augen, hörte dreimal die Aufrufe "Herr B., Kabine 2 oder 3“, "Frau K., Kabine 5 oder 6", "Frau H, Kabine 4 oder 5“.
.
 Im radioaktiven Strahlungskeller der Zivilisation fühlte ich mich zu meiner Überraschung nicht unwohl. 
Im Gesicht einer jungen Frau, die ihr bares Haupt unter einer braunen Mütze verbarg, konnte ich Mündliches lesen. 

Sie nahm die ganze Zeit mit einem ziemlich ernsten, aber nicht unfreundlichen Blick mit der linken Hand schreibend Eintragungen in ihr kleines Tagebüchlein vor, konzentriert und gewissenhaft.

Einmal nur in der ganzen Warterei, kurz bevor sie aufgerufen wurde "Frau S., in Kabine 1 oder 2 bitte", blickte sie auf und kreuzte wie der Flügelschlag eines Kolibris lächelnd meinen Blick. Vielleicht hatte sie ja mich gerade als ewiges Wort in ihr Tagebuch eingetragen, und das kurze Aufschauen in die Weite des Strahlungsraumes im zweiten Untergeschoss war die einigende Versicherung des Lebens, dass das Erlebte kein Ende hat und tatsächlich wahr ist, denn ich habe es selbst gesehen."

J. G: 

Samstag, 7. Mai 2022

madame


kommen sie 

schnell

ja 

hier 

ein wenig auf die fußspitzen 

sehen sie doch

da

ja da

nichts und alles

in einem nest

schon vor allem

im überhaupt

des tages

schnell

madame

ihre kamera

ja

so ist gut

noch ein kleines bisschen zur seite 

klick

sie allein

wunderbar


J. G: 

so spät noch

Monsieur,  kommen sie herein mein Atelier steht ihnen offen ach ja das große Bild bin noch nicht ganz fertig ihren Brief habe ich gelesen si...