Montag, 29. August 2022

meine täglichen Übungen


"Alles was mich passiert"

Will man einmal hinter die Kulissen des Theaters schauen, ohne den gesetzlichen Gerichtsstand, dem mentalen Filter der Beurteilung, wie auch dem Bekenntnis zur einer öffentlichen Moral des materiellen Überlebens, diesem ganzen sinnsuchenden Nervkram „was das Ding/Leben eigentlich ist“, dann stellt sich doch manchmal Unerwartetes ein, ein Zustand, der bislang im Alltag für nicht „tragbar“ erachtet wird..

"Sie glauben ja gar nicht, wie verwirrend es ist, das hier alles lebendig ist"

Alice im Wunderland

Die digitale Detektierung menschlichen Verhaltens durch Tech-Konzerne wie auch durch autoritäre Strukturen von Staaten basiert auf der Beobachtung und selektiven Auswertung durch eine binär geschaltete KI, die aus einem „entweder/oder“ Komplex der Überlagerung von Verhalten Freund oder Feind, wie auch Wirtschafts-Wachstum von Irgendwas, "Macht -Gewinn-Einfluss", hinter den Kulissen mit Billionen Bits pro Sekunde abzulesen versucht.

Nimmt man das Wahrscheinlichkeitsfeld der Quantenphysik einmal als Blaupause, wird bei dieser Art wirtschaftlicher und staatlicher Observation von Verhalten nicht die Gänze des bewussten Potentials von einer 4500 Millionen Jahre währenden offenen Richtungsintelligenz mentaler Lebensmaterie erfasst, sondern mit dem Separatismus einer neuronalen Selektion nur das „entweder/oder“ Schema, das die Welt münzverhaftet und absolutistisch weiter in jenen unvereinbaren Gegensätzen am Leben hält.

Diese binäre Auswertung kann also nur sagen, der Beobachtete ist entweder tot oder er ist lebendig, Freund oder Feind, Gewinn oder Verlust, 

Der „entweder/oder“ Selektion von mentalem Verhalten von Lebensmaterie bleibt der Zugang in die Black BOX der offenen Lebensintelligenz verwehrt. Die binäre Codierung kategorisiert un operiert sozial wie fiskalisch demnach nur, „tot oder lebendig“, "Freund oder Feind", "Gewinn oder Verlust".

In der Black Box selbst, wo sich beide Zustände unbeobachtet überlagern, beide Zustände "tot und lebendig" über hunderte von Millionen Jahren selbstreflexive Lebensformen kreiert haben, es im Grunde keine Trennung gibt zwischen beiden Zuständen, sie also kohärent sind, lebensbewusst, dort glänzt das gebohnerte Parkett für den Tanz des Lebens prächtig und erwartet die unterschiedlichsten Paare jeden Tag aufs Neu für den Ball der Saison.

Diese Lebensmaterie, die eine offene Richtungsintelligenz vorweist, also noch nicht abgeschlossen ist in ihrer Entwicklung, ein Komplex von 4500 Millionen Jahren Evolution selbstreflexiver Lebensformen, wie u.a. die Spezies Sapiens, hält sich in ihrem von informativer Wahrscheinlichkeit erschlossenen Verhalten, ohne Beobachtung, Berechnung, Kontrolle, Überwachung, „bewusst“ in der BlackBox des Daseins immer an beiden Orten gleichzeitig auf, eben in dieser Intelligenz von 4500 Millionen Jahren Erdgeschichte. Wobei die kosmische Note auf dem ersten Blatt der Sinfonie immer am Anfang verzeichnet ist.  


"Sie glauben ja gar nicht, wie verwirrend es ist, das hier alle Dinge bewusst sind"


Sollte man in seinem Alltag bewegt sein von dem bewussten Verhalten der "tot und lebendig-Materie" in der BlackBox etwas in sich unbeobachtet passieren zu lassen, die Dinge, Teilchen, Leben, etc. einfach einmal unzensiert „sein  zu lassen“,  sie fern von einem neuronalen "Vorurteil" zuzulassen, dann könnte man sich unverhofft nach der ganzen Vorstellung in jenem Theater selbst auf der Bretterbühne der Ereignisse einmal wiederfinden und erstaunt hinter dem Vorhang sehen können, wie sich das Fabelhafte in Wirklichkeit ereignet. 


© J. G:  

Dienstag, 23. August 2022

The headline

war is the old frame of sapiens thought,

not that of man.  

© J. G: 

es geht ...

... nach florenz, madame 

packen sie ihre koffer

und vergessen sie nicht ihre hutschachtel

 

lassen sie uns dahin reisen, madame

wo die schönen wesen in lila atlasseide gehüllt sich in die landschaft betten

dorthin madame

wo ihre liebe erwacht

und der süßen umarmung tempel baut

hell und nah

und wenn sie dann, madame,

auf dem kurzen hügel 

vor dem kleinen dorf einen augenblick verweilen

ja madame

dann werden sie sich an mir berauschen können

 

ha madame

sie lachen

sie sind mir wohlgesonnen

sie werden am süßen duft meines herzens fühlen können

wie ihre schäumenden leidenschaften verwelken

 

ja madame

dann wird der himmel sie

erblühen lassen

sie werden es an meinen grünen augen ablesen können

dass ihre nächtlichen wanderjahre vorbei sind

 

und dann madame

ja dann

in der zweiten woche einen ausflug nach orvieto

dort, wo der tenor scattoni mit seiner frau auf dem markt eier verkauft

 

dort

wo man darauf bedacht ist

dass arbeit das weite leben nicht allzu sehr stört

dort

wo man selbst noch in großer zeit gehen kann

 

es wäre schön madame

wenn wir es dann noch schaffen würden andrea pisanos „spes“ auf der südtür der

 florenzer baptisteriums anzuschauen

gleich vorn am portal

zeigt es die allegorische darstellung der göttlichen materie

 

o madame, packen sie ihre koffer

und vergessen sie nicht ihre hutschachtel

© J. G:  

Sonntag, 21. August 2022

mit


ideen

 

madame

sind einige zu überzeugen

doch weit mehr ist verlangt

kommen sie

gehen wir dort hinauf

schauen sie

der einfall selbst 

ist bar ohne zeuge

schon vor allem

glanzvoll

seelenstoff

materie

jeder krümel 

kennt

seit äonen

in seinen fuchsbau

schon vor allem

jenes berühren

kommen sie 

nur noch ein paar schritte

hier hinauf

madame

 

sehen sie 

dort unten 

rot glühend

der fall

der eisernen stadt

aus dem blinden schlaf

hier 

meine hand


© J. G: 


 

 

 

Samstag, 20. August 2022

mit ihrem wort

madame

den händen

materie

zu berühren

körper

sie

bewusst

der nie stirbt

madame

welch ein glanz

im menschenboot


© J. G: 

Samstag, 13. August 2022

ach


da sag ich mir
lass 
all den schauspielern ihre waagerechten bretter
und ihr so in pathos deklamiertes
wohin nur
wohin
bleib du nur bei deiner schiefen bahn
der schiefen ebene
dem offenen raum
deiner leere
und der requisite
licht
ja, und dann noch die kleine leiter
die darf auf keinen fall vergessen sein
wenn alles auf die seite schwenkt

© J. G: 

Mittwoch, 10. August 2022

vorhanden

„Bei dieser Ignoranz handelt sich nicht nur um eine grobe Unterlassung, ein Versäumnis, ein Irrtum der Spezies Sapiens, der ich selbst angehöre. 

Es ist schlicht einfältig, sich selbst als kreativer Teilnehmer, als Subjekt, über Jahrhunderte als Lebewesen aus der Entwicklung von bewussten Lebensformen herauszurechnen. 

Übrig bleibt unter dem Strich auf dem Rechenbogen der blasse Gewinn am seelenlosen Objekt. 

Diese Mathematik ist nicht nur einfältiges Überlebensmuster und desaströser Fingerabdruck eines unbewussten Betriebssystems, sondern auch eine kriminelle Unterschlagung, eine wirtschaftliche wie soziale Entstellung der Menschwerdung. “ 


© J. G: 

Dienstag, 9. August 2022

soweit

 
Von allem bist du so los gebunden, frei schwebend im All, in allem da, nah bei mir, den Himmelsschlüssel in der Hand. Das Blau des Himmels färbt dich in die Weite, wo das weiche Blei meines Stiftes in der großen Andacht seinen Horizont sucht.

Behängt mit dem Ornat der lila Bevormundung, entwendet das lumpige Gewand im Beichtstuhl den strahlenden Kuss der Materie, das Lid des göttlichen Kindes, verlangt am Ausgang sich ergebend den ewigen Stoffwechsel, das Eisen der blanken Münze im Opferstock, befiehlt mit dem Kreuzzug das fromme Bekenntnis des Untertans, als höriges Brandzeichen auf nacktem Gebein.
 
Ich bin kurzsichtig, sehe nur schemenhaft in die Ferne, muss mir im Kinosaal des Lebens, um die handelnden Personen und ihre Hinwendungen, um die eine oder andere Kehrtwendung, Seitenstepp und auch Rückwärtssalto genau zu verfolgen, eine Brille aufsetzen. Am Sonntag, bei einem Spaziergang mit Freunden am Fluss der Ereignisse, zerbrach die randlose Brille unglücklich in der Reverstasche meines Jacketts. Zwei Tage fehlte mir das feine Glas. Vielleicht daher die dreiste Unschärfe, mit der ich die Buchstabensuppe weiterhin versalze.
 
Als C. G Jung auf seinem Totenbett lag, richtete er sich noch einmal auf, hob seinen bleichen Kopf und mit den Augen, die bereits fliehend Ausschau hielten nach dem nahen Aufenthaltsort, hauchte er mit jenem klaren Ton der Nomaden und Sternendeuter in die Myriaden Pulsare : „Ach, bin ich immer noch in dem kleinen Kästchen“.

Wie soll auch die strahlende Schönheit des Weiblichen in ein kleines Denkkästchen passen? Ganze Armeen von Ideologien, Religionen, Schleier, Kopftücher und Küchenzeilen haben das in den letzten Jahrhunderten versucht und sind an der bewussten Ausdehnung von Nichts und Materie armselig mit ihrem Hirn verdurstet, an jener Quelle, aus der wir sattsam schon vor allem schöpfen. 

© J. G:  

 

Freitag, 5. August 2022

Anmut der Schmetterlinge

Alles ist nichts gegen das Wirkliche, das mit Liebe belebte, die so poröse Sekunde, der Augenblick fallenden Lichts in dunkler Kaverne. 

Mit einem Atemzug passiert das Helle meine Zellen, löst sich das an das Ende gebundene Wort schwarzer Buchstaben von meinem irdenen Grab. Das hornhäutige Gesindel aus Lehranstalten, Fibeln, Klingelzeichen und Hofpausen fällt mit einem Mantelwurf. 

Die acht Himmel der Sterblichkeit singen ihr letztes Stück. 

Dann fällt der Vorhang.


Der Schrei meiner Tante auf dem Sofa und das unermüdliche Entsetzen meines Vaters über den Großbuchstaben der Tageszeitungen waren der äußere Anlass, dass ich mich bei diesem Anblick immer wieder so fühlte, als würde mich ein gewaltiger  Riese gegen meinen jungen Lebenswillen in seine Hand nehmen und mich mit dem kleinen Finger seiner rechten in seine geschlossene Eisenfaust stopfen.
 
Eine ungeheuere Kompression erfuhr ich in dieser Eingebung, so wie aus dem Wandel über Jahrmillionen aus biologischem Leben Kohle und Erdöl wird. Nur bei mir geschah es in diesen Tagen des kindlichen Entzückens in Sekundenbruchteilen. Unmittelbar fühlte ich mich in die Tiefen des Erdinneren gepresst und sah unter mir direkt in das glühende Herz der Erdmitte, weit hinein und hindurch, dort, wo jeglicher Lebenshauch in mir seinen glühenden Anfang nimmt. 
 
Seltsamerweise erlebte ich diese Art von geologischer Selbstherrlichkeit nicht als Katastrophe, so wie man sonst aus Gewohnheit dazu neigt ein solches Geschehnis als Unglück  wahrzunehmen, wohl, weil die noch sehr junge Spezies Sapiens im allgemein noch von der heillosen Furcht geplagt ist, auf der dahinwandernden dünnen Kruste des Erdmantels gottvergessen und mutterseelenallein Leib und Leben zu verlieren und für immer und ewig aus dem Eldorado des Daseins auf Nimmerwiedersehen zu verschwinden.“  Aus „Licht den Tagen voran“

Der neunte Himmel.

Sonne des immerwährenden Tages.


Einstweilen sind Tage vergangen, sonnig Tage im Frühling. Noch 5 Tage bis Ostern. Die Luft kälter belebt, der Himmel zeigt sich windig und angefüllt mit grauen Wolken.

Muriels König ist krank. Es ist wohl der Backenzahn im Maul ihres treuen Pferdes. Gestern Abend rief sie mich gegen halb 11 Uhr an. Gedankenlos fiel ich bereitwillig in den Schlaf als es klingelte. Mein erster Gedanke, den ich erwischte war, die Nacht ist rum, aufstehen. Ich nahm das Telefon vom Tisch neben dem Bett und sah Muriel und zwei Herzen aufleuchten. Ich legte das Telefon mir im Lieben auf das rechte Ohr, die Augen hielt ich geschlossen, wohltuend blind. „Hallo Muriel“, „Hallo Seymour“, „Da, der Mond, das reicht mir“, sagte sie im süßen Klang der mondbeschienen Nacht, den Klang, den ich so liebe. „Doch heute Nacht reicht mir das nicht“, flüsterte sie mir liebestrunken ins lauschende Ohr. 

In ihrem Handwerk ist sie oft genötigt über mehrere Meter laut ihre Stimme zu erheben, um die einfachen Gebote in die Sättel und Zügel zu bringen. In Freude überschwänglich galoppiert sie mit dem Wort in Bündeln und Garben manchmal über Tische und Bänke, kommandiert und befiehlt falsche Haltungen aus den Übungen und verweist übermütig im jungen Ton auf Pfade in freier Wildbahn. Alles doppelt und einmalig. 

Mit süß verlockender Stimme sitzt sie manchmal vergnügt in ihrem weißen Auto und tiriliert aus den grünen Zweigen ihrer Kehle Frohsinn in die Welt. Fast jedes Lied aus dem Radio begleitet sie mit dieser Freude am Leben. Sie singt und singt und beglückt damit auf ihrer Fahrt über Land für Sekunden alle Zäune, Überlandmasten, Begrenzungsstreifen, Häuser, Toreinfahrten und Geschwindigkeitsmesser.

Über sich selbst gebeugt neigt sich ihre Stimme im Palast zuweilen zart über den Rand der Welt und fällt gleichsam einer Kirschblüte aus Schönheit geboren schamvoll nieder. 

Das Unerhörte singt. 

Kohlenstoff, seit Anbeginn der schwarze Mann im Gedankenbild, der ewige Ruß auf dem Glas der Wahrheit, flackerndes Zwielicht im Kurbelkasten des Denkens, seit Äonen stürzt er im leeren Watt des Alls liebestrunken in den Schmelztiegel innerer Sonnen hin zum Zeichenstift in unserer Hand.

Die Welt erwacht.

Sie ist und wird.


© J. G:  

so spät noch

Monsieur,  kommen sie herein mein Atelier steht ihnen offen ach ja das große Bild bin noch nicht ganz fertig ihren Brief habe ich gelesen si...