Montag, 14. Januar 2013

weinen



"Schräg lag sie in ihrem Bett, krumm und schief.
Hinfällig.
Sie nuschelte nur noch.
Nicht eine Silbe aus ihrem Himmelreich verstand ich.
Gestern war das noch besser. 
Mit dem Arzt im Türrahmen. 
Noch kein Ergebnis.
Mit der Anschlussbehandlung würde es schwer, sagte er.
Er hatte eine Brille mit Titanbügeln.
Sie wissen ja, das Geld, das liebe Geld. 
Ob ein Bauchkatheder gelegt werden kann, dass sei noch nicht entschieden. In den nächsten Tagen würde sie hier versorgt, wischte er mir im Wegdrehen in meine müden Augen.
Schwester Anke bemüht sich.
Sie meinte, heute sei sie sehr geknickt.
Ich habe ihr Suppe gebracht, die aß sie nur halb.
Dazu einen Schluck Cola aus dem Glas. 
Den Pudding nahm ich wieder mit."

J.G:

Mittwoch, 2. Januar 2013

bleibe heimwärts




Fünf grüne Pullover
Eintausend Löcher
Und die Himmelslichter scheinen durch“
Aus „Auf dem schwarzen Berge“ B. Chatwin

Nach langen deutschen Monaten sitze ich endlich wieder für ein paar Stunden allein, drehe mich wie ein Hund treu um mich selbst und schwindle ungläubig durch das verstaubte Alphabet. Keine Spur von mir. Leergeräumt wie eine verlassene Lagerhalle. Bettine von Arnim schreibt mir aufwärts einen Regensommer und einen Regenherbst an die verrußten Fensterscheiben.

Bedacht wird hier nichts, hocke so in einer ölverschmierten Industrielandschaft.

Meine Arme, leicht ineinander verschränkt, lehnen auf meinen Knien, sind mein Fensterbrett. Der helle Mantel fällt in seinem Stoff mühelos und liegt an mir mit dem Rest der Welt vollendet da.

Von den Generationen der Arbeit pünktlich in den Weltenkörper eingetreten, vibrieren die Millionen und aber Millionen Eisenspäne auf dem öligen Grund wie glashelle Sterne am schwarzen Himmel. Alles strahlt. Ich lächle.


J.G:

wunderbarer beginn




Mein Gott, dieser kleine Holzwagen
und die Lichter am Abend
es ist ein bisschen frisch, ja kühl
du hast eine rote Nase
komm, nimm meine Jacke
wir gehen zu den Pferden“ J.G:

Patagonien, so schreibt Chatwin in seinem Buch, Patagonien gilt in der abendländischen Phantasie für das Äußerste, den Punkt, über den man hinausgeht.

Hudson schreibt in seinen „idle days 1893

Doch in jenen einsamen Tagen geschah es selten, dass mir überhaupt ein Gedanke durch den Kopf ging; noch seltener kreuzen tierische Erscheinungsformen mein Blickfeld oder bestürmen Vogelstimmen mein Ohr. In dem ungewöhnlichen Geisteszustand, in dem ich mich befand, war Denken unmöglich geworden.... Ich war zu der Überlegungen nicht mehr fähig: mein Kopf hatte sich plötzlich von einer Denkmaschine in eine Maschine mit einem anderen, unbekannten Zweck verwandelt. Denken war, als würde in meinem Hirn ein geräuschvoller Motor in Gang gesetzt; irgendetwas hieß mich ruhig zu sein, und ich musste gehorchen“

Am Ende der Welt zu sein, das ist doch großartig“
Die junge Frau des Leuchtturmwärters auf Kap Horn

Die gut fünf Millionen Jahre Evolution des Sapiens sind erst der Gedanke, die äußere Form, die gedachte Vorstellung bewusster Lebensformen.

alles ist weit größer und heller
als man am schwarzen Ort des grammatischen Geschehens
überhaupt ahnt“

Johan van der Leeuwen

Wer den Ort des Geschehens, das „hellauf sein“ weiterhin im Gehirn sucht, sucht vergeblich, kreist im alten Weltbild wie die Sonne um die Erde, wie ein altes Zirkuspferd um den dickbauchigen Direktor.

Trommelwirbel aus dem Orchestergraben.

J.G:

Dienstag, 1. Januar 2013

madame












nichts begehrt
die seele wohnt in einem goldenen haus
was sollen wir da noch glauben, madame
bei dieser schönen aussicht

J.G:

bei mir










Das mit dem Licht der Tage Gemalte 
liegt jetzt schön verpackt in Ölpapier 
in meiner Reisetasche. 
Ein Gepäckstück der Extraklasse.
Das Cheviot eines Unbegrenzten,
das Endlich in allem Unendlichen, 
ein sich in allem erfüllendes Jetzt.

J.G:


so spät noch

Monsieur,  kommen sie herein mein Atelier steht ihnen offen ach ja das große Bild bin noch nicht ganz fertig ihren Brief habe ich gelesen si...