Sonntag, 27. Juli 2014

MeinsDeins


Menschlich zu verwerfen ist, Landminen zu verkaufen und von der Rendite verstümmelter Glieder seiner Frau Geschmeide um den Hals zu hängen. Ebenso zu verwerfen ist es, dass das alte Matriarchat geblendet von einem gefälschtem Sieg da immer noch die Beine breit macht. 
Hier arbeitet noch das alte unbewusste Betriebssystem des Sapiens, das nicht kennt, blind dafür ist, was es auf der anderen Seite anrichtet.

Der Spezies Sapiens fehlt offenbar in seiner Entwicklung das "missing link", die einfache Brücke aus Holz, über die er gehen kann.

Eine Brücke, die ihm den Zugang zu einer Konstanten in seiner Wahrnehmung ermöglicht, einem physisch, konstanten Bezug zu beiden Seiten hin, der ihn in das Erleben bringt, Beobachter und Teilnehmer zugleich zu sein, denn dann würde er im Falle eines Falles erkennen können, auf dieser Brücke stehend, dass, wenn er seine Waffe auf einen anderes Menschenleben richtet, um ihn als Feind zu töten, das er nicht den Feind, den Tod tötet, sondern Leben, sich selbst in dem Anderen erschießt. Die durchgelegenen Ruhebetten, auf denen all die dazu gebracht, genötigt und verführt wurden, füllen Bände.

Vielleicht ist es vergleichbar mit der Homöostase, der über hunderte von Jahrmillionen eingeübten Partitur einer konstanten Körpertemperatur, die beständig im Blut des Sapiens zur Aufführung kommt und auf dessen Melodie die Spezies sich verlassen kann, ohne darüber nachdenken zu müssen oder gar dem Zweifel zu verfallen. Diese von der Evolution erworbene Konstante, ein unterbewusst agierender immer zur Verfügung stehender Service, ermöglicht ihm und all den anderen warmblütigen Lebensformen relativ unabhängig von äußeren Umständen zu agieren.

Von der egometrischen Gewohnheit des eigenen Vorteils abzulassen gelingt der terrestrisch eingefassten Immobilie des Sapiens nur schwer. Kein Vorwurf. Eisern und einsam ist der Widerstand, wenn der Fisch an Land geworfen und das Solo der Lungenatmung auf der Trompete spielen soll.

Nun sollen wir innerlich ablassen vom eigenen Vorteil, „Ganz“ sein, nicht "egoman" „nachhaltig“ wirtschaften, wie auch immer der eigene Lebens-Vorteil verfasst sein mag, ob religiös, säkular, Tee oder Cafe, mit Schleier oder ohne, reich oder nur Opel, Wurst oder Vegan, und das in einer Zeit, in der die äußeren Umstände mit Mörsereinschlägen näher rücken und uns ein Rückgriff auf das alte Testament medial penetrant entgegenplärrt. 

Der innere Zugang zu beiden Seiten hin könnte ein Aufgang in ein schlichtes, neues Wahrnehmen von Welt sein, kein linearer Akt des Denkens, angelesen in Büchern, gehört in Vorträgen, gesehen in Aufzeichnungen etc. 

Man muss ES halt „für wahr genommen“ haben, das Erlebnis, gleich einem leiblichen Erlebnis, ganz und gar im Jetzt und live, man muss es selbst gesehen, gefühlt haben vor Ort, man muss mit seinem ganzen Leben „da“ gewesen sein, dasein im All und Leben, so wie Astronauten und Kosmonauten im Orbit, die in einer Arbeitspause oder während einer Panne zwischen Bodenstation und ihrem kleinen Raumschiff kurz einen Blick auf die Erde von oben hatten und realisierten, wo sie waren. Sie waren in einem Zeitraum, wo es kein oben und und unten gab. Sie waren gleichzeitig hier und da unten auf der Erde, in ihrer Stadt, ihrem Dorf, bei den Kindern im Sand und neben den mäandernden Pfützen.

Petrarca erzählte schon im 13. Jahrhundert davon in seinen Aufzeichnungen. Und der schwedische Schriftsteller Lars Gustavsson öffnet uns den Eintritt zu diesem naiven Akt des Wahrnehmens über einen Jungen, der einen Drachen steigen lässt und die Begeisterung auf der Erde zu stehen fühlt, denn er ist auch gleichzeitig der Drache, der von oben auf ihn selbst herunterschaut. Die Subjekt- und Objektschranke, die Ich und Du Trennung, der Freund- und Feindschleier, der Theatervorhang des MeinsDeins wird für nur Sekundenbruchteilen aufgezogen und man sieht begeistert in eine völlig andere Welt.


J.G:

Samstag, 26. Juli 2014

Mit Ihnen

Madame
Die Weite
sich sehen
Was für ein Fest
Was für ein Wille
Unbändige Kraft
Die Mähne des Pferdes
galoppiert
An den horchenden Rand der Welt

J.G:

Dienstag, 1. Juli 2014

Gebet Ruhe!

"Fort mich euch. 
Schert euch weg. Ja, ja, geht endlich von der Türe, die fürstliche Herrschaft hat euch das Wort gegeben. Nun, geht schon, na los, raus mit euch. Nein, jetzt ist Schluss. Kommet ihr Morgen wieder.

Eure Durchlaucht, sie geben tatsächlich dem Drängen des Gesindels nach, geben dem Pöbel, igitt, diesem ungebildeten Sudler den freien Willen, diesem elend von der Sonne gegerbten Rindvieh, diesem unerzogenen Dummkopf, der sich mit der bloßen Hand den Arsche wischt und noch nicht einmal seinen Namen schreiben kann. Dieser rohen Masse geben eure Exzellenz Rechte über eine gottgegebene Ordnung? Mit diesem Kreuze auf dem Zettel werden sie euch eines Tages vom Throne stoßen.

Ach was, die Bankiers und Professoren der königlichen Verwaltung raten mir dringend zu dieser großmütigen Geste des Wahlrechts, sie befürchten, eine Aufstand, gar einen Umsturz mit verheerenden Folgen für das königliche Blut, man nennt es französisch Revolution. Der Umsturz solle uns nicht nur die Ländereien kosten, sondern letztlich auch die uns von Gott gegebene Macht.

Mein Fürst, deshalb müsset ihr dieser unseligen Flut von Unrat mit Bajonetten einen Riegel vorschieben und die Kasernen schleunigst anweisen die Gewehrläufe zu putzen und die Röcke zu bügeln.

Der Untertan bekommt Brot und eine moderne Religion, den Glauben an seine Freiheit und die gebe ich ihm mit Handschrift und Siegel. Mit diesem neuen staatlichen Bekenntnis werden wir noch bessere Geschäfte machen als vorher. Der freie Bürger wird sich in meinen Diensten loyal verhalten und noch mehr arbeiten können als vorher. Diesen Zettel werden wir ihm jeden Tag vor die Nase halten, wie dem Esel die Rübe.

Damit unterschreibet sie ihr eigenes Todesurteil, Mon Dieu.


Papperlapapp! 
Du bist so dumm wie deine Schnapsnase lang ist. 
Die Freiheit soll er haben, du Idiot, doch nur auf dem Papier.“ J.G:


noch

heißen wir ich

M. McIron

überaus

 still ein blatt im wind   ©   by  J. G: