Sonntag, 18. Mai 2025

Testbild

Im Sein und Nichtsein.


Das Kommen und Gehen der Liebespaare.


Die Passage.


Leergefüllt.


Vor dem Orchester ein Notenblatt.


"Zwei in einem Nest"


Das Taufbecken.


Schon vor allem Beginn.


Das Fest.


Hochzeit.


In Ursprung und Gegenwart.


Das Selbst-Moment.


Materie, selbstvergessen, erwacht aus dem Schlaf der großen Nacht.


Sie.


Seit Äonen unser Muttermund, erkennt sich selbst.


Lebensmaterie.


Bewusst.


Die Zellen erinnern sich.


Eine andere Wahrnehmung von Welt.


Sonnengedicht.


 

2001 © by Jonathan Goodwill 

 

 






Freitag, 16. Mai 2025

creamus ergo sum


Auszug aus dem unveröffentlichter Vortrag 
von Johann van der Leeuwen im Club of Rome im Jahr 1999


Meine Damen und Herren,

Würde und Kreativität des Menschen sind unantastbar.

Aus ihnen schöpft der Mensch seine individuelle Begabung und trägt damit bewusst seine Mitverantwortung für die Einheit und Vielfalt des Lebens.


„O Gott welch ein Augenblick...“
Leonore nimmt Florestan die Ketten ab.
aus: Fidelio, L. van Beethoven


Die Wirtschafts- und Währungsunion Europas steht am Beginn dieses Jahrhunderts vor einer weiteren Herausforderung.

Die Kommunikationswelt der Globalität verlangt nach einer Neugestaltung des sozialen Zusammenlebens. Wie die Einführung einer gemeinsamen Wirtschafts- und Währungsunion braucht Europa für das freie Zusammenleben der Menschen eine neue Währung des sozialen Zusammenlebens, eine neue Bildung.

Die Prägung dieser gemeinsamen Währung und hohes Bildungssiegel Europas hat zwei einträgliche Seiten:

- die halbe Klasse in den Bildungseinrichtungen
- Verankerung von Kreativität als Freiheitsrecht in der europäischen Verfassung

Meine Damen und Herren,
Der Weg zu mehr Sicherheit und Wohlstand in Europa führt über das Freiheitsrecht der Kreativität.

Die damit einhergehende Differenzierung subjektiver Begabung in den neuzuschaffenden Bildungseinrichtungen, wird kreative Kräfte und Wissensressourcen freisetzen, die für ein globales Zusammensein in Frieden und Freiheit im 21. Jahrhundert erforderlich sind.

„sieht jeder das Ganze, sind wir in der Musik“ 
M. McIron

Die Anstrengungen zur Realisierung dieser Währung wird die nächsten Jahrzehnte in Anspruch nehmen.

Meine Damen und Herren,

Realisiert Europa diese pragmatische Vision, so steht dem gemeinsamen Haus eine Belle Epoche bevor. Sie stellt nicht nur ein neues wirtschaftliches Wachstum in Aussicht, sondern ebenso eine soziale Entwicklung der menschlichen Gemeinschaft sowie eine kreative Entfaltung des Individuums in seiner schöpferischen Begabungsverantwortung.


„So ist Geld zwar erste Substanz,
jedoch nicht ursprüngliche Kraft eines wirtschaftlichen Unternehmens.“ 
J.G:


Diese Vielfalt an Begabungen und die daraus entstehende Verantwortung des werdenden Menschen für sich selbst und die Gemeinschaft ist die Basis jedes wirtschaftlichen und sozialen Reichtums.

Kreativität ist das Freiheitsrecht des 3. Jahrtausends, das Grundrecht eines jeden Menschen.

„Anstelle von Heimat
hatte ich die Verwandlungen der Welt“
Nelly Sachs

Umso mehr gilt dies in einer Zeit, dass man Kommunikationszeitalter nennt. Für die private wie gesellschaftliche Gestaltung einer globalen Wissensgesellschaft braucht der Mensch die demokratisch verfasste Garantie dieses Freiheitsrechts. Der verfassungsmäßige Zugang zu dem Freiheitsrecht der Kreativität erwirkt die Ermutigung und die Aufforderung Begabgungsverantwortung jedes einzelnen Individuums über den Bildungsweg einzubinden in den sozialen und politischen Gestaltungsprozeß der Gesellschaft.

Meine Damen und Herren,

Dieses Freiheitsrecht, in einer gemeinsamen europäischen Verfassung festgeschrieben, wird helfen die Grundrechte des Menschen in Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit im 21. Jahrhundert weiter zu verwirklichen und damit die Würde des Lebens Schritt für Schritt einzulösen.

„Wach auf! Wach auf!
Du Schläfer des Schattenlandes, erwache, dehne dich.“
W. Blake

Europa erhält mit der Realisierung einer gemeinsamen Bildungswährung die historische Chance, das Freiheitsrecht der Kreativität als sozialen Anlagewert einer neuen, globalen Ethik im Dialog der Kulturen zu etablieren.

Die „Würde“ ist die säkularisierte Form der Erhabenheit, der „Göttlichkeit“ des Lebens. Ein Ringen der Natur wie des Menschen, in aller Vielfalt, nach dieser Freiheit.

„Alles, was in der Welt der Elemente wirklich existiert,
sendet in alle Richtungen Strahlen aus, die die gesamte Welt erfüllen.“
Al Kindi 9. Jahrhundert

Es ist das gesamte Unternehmen Leben, an dem der Mensch teilnimmt, das ihm diese aufrechte Haltung abverlangt.


Meine Damen und Herren,

Halber Stein, weniger Druck, mehr Höhe.

Dies ist eine einfache Formel aus dem Handwerk der mittelalterlichen Bauleute. Erworben haben die Handwerker diese Erkenntnis im Übergang von der romanischen in die gotische Bauweise.

Wenden wir dieses Wissen der baulichen Handwerkskunst an, übertragen sie kommunikativ als Grundriss auf die wertbaren Bildungsgänge, halbiert sich auf diesem architektonischen Flussbett das quantitative Maß der gesellschaftlichen Arbeit, es wird allgemein weniger Verwaltungsdruck notwendig sein und in der Folge wird dieser Grundriss zu mehr Selbstverantwortung der einzelnen Teilnehmer führen. Als wirtschaftliches Ergebnis generiert diese kreative Wachstumsformel eine hochwertige Anhebung des allgemeinen Niveaus, da mehr Zeit und Muße für das soziale Miteinander zur Verfügung steht.

Meine Damen und Herren,
Die seit der Aufklärung in den demokratischen Verfassungen auf den Menschen übertragene „Würde“ des Souveräns" bleibt ohne das "Freiheitsrecht Kreativität" historisch wie individuell unerfüllt.

Da es heute evident ist, das alles mit allem verbunden ist, nimmt der Mensch in der Tiefe seiner Lebensphysik teil am Unteilbaren, in seinem individuellen Maßstab teil am inneren Zusammenhang des Lebens.

Meine Damen und Herren,
Diese jeden Tag sich aktualisierende Lebensphysik, das pulsierende Wissen von Zusammenhängen, das ist das Gold, das Öl, die Energie, das ist das integrale Wissen, der neue Kontinent, der tragende Baustein des Jahrtausends, den es gemeinsam zu entwickeln und miteinander gesellschaftlich tragfähig zu kommunizieren gilt.

"Nie ist Wissenschaft anders entstanden
als durch poetische Anschauung."
Emerson

Da Materie und Bewusstsein äquivalent sind, sind die Kohärenzen nicht nur molekularbiologisch für den weiteren Fortgang der Evolution von enormem Gewicht, sondern sind ebenso von mentaler und damit psychologischer Bedeutung für das soziale Zusammenleben.

„In der Tiefe ihrer selbst weiß die Materie schon vor allem,
dass sie am Leben bewusst wird, ohne jeden Zweifel“

Johan van der Leeuwen


Um das Wissen der neuen Lebensphysik effektiv in der Breite einer Allgemeinbildung zu fördern ist eine souveräne Geste politischen Verwaltung erforderlich.

Ähnlich wie in der technologischen Entwicklung der Kommunikationsindustrie wird sich die kreative Lernleistung durch die mathematische Halbierung der Anzahl der jungen Menschen in den Klassen potenzieren.

Eine einfache mathematische Rechnung, die sich in einer effektiven Förderung von individuelles Begabung, kommuniziertes Wissen und persönlicher Verantwortung auszahlen und langfristig zu einem nachhaltigem sozialen wie wirtschaftlichem Wachstum führen wird.

Die neue Lebensphysik verlangt nach einem öffentlichen Lebenszeichen, verlangt nach einer neuen Lernarchitektur, nach mehr Kreativität, unnachgiebig nach mehr humaner Prosperität in den wirtschaftlichen wie sozialen Beziehungen.

„...aber der Baum und das Kind suchet,
was über ihm ist“ Friedrich Hölderlin

Meine Damen und Herren,

Um diesen sozialen wie wirtschaftlichen Reichtum zu einzuleiten, zu entwickeln und letztlich als Gewinn für die Gesellschaft zu verbuchen, ist vorerst nur eine einzige formale Voraussetzungen zu erfüllen: eine Halbierung der Schulklassen.

Durch diese strukturelle Veränderung der Lernarchitektur wird es den Lernpartnern ermöglicht, die hochwertige Wissensressource des 3. Jahrtausends, das Wissen von Zusammenhängen, von innen nach außen zu fördern

Der Mensch wird über die verfassungsrechtliche Aufnahme der „Kreativität“ in einer europäischen Charta aufgefordert, die Würde des Menschen in Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit mit einem hohen Maß an kreativer Begabung wie Verantwortung einzulösen.

Meine Damen und Herren,

Würde verlangt nach Kreativität. Sonst ist sie nicht souverän.

Durch diesen grundlegenden Bildungsschritt erhält der Mensch rechtlich die Möglichkeit der Selbstverantwortung für sich und seine Mitwelt übertragen.

Diese Verantwortung kann er jedoch nur wertbar für sich selbst und die Gemeinschaft ausfüllen, wenn öffentlich begrüßt, erwünscht und gefördert wird, dass das Individuum die Würde des Lebens in seinen Begabungen kreativ entwickelt und in entsprechenden Sozialformen des Zusammenlebens frei einbindet.

Die Position des Menschen als „Mitschöpfer“ verlangt einen Richtungswechsel in der Didaktik wie in der Methodik der Wissensförderung: von Innen nach Außen.

Der Mensch ist begabt aus sich selbst heraus zu schöpfen, so wie die gesamte Evolution seit 4 Milliarden Jahren aus ihrer inneren Lebensphysik kreativ schöpft und in einer aufsteigenden Reihe immer wieder neue, höhere Lebensformen hervorbringt.

Diejenige Wirtschaftsgemeinschaft, die sich im 21. Jahrhundert in der Lage zeigt, das Wissen von Zusammenhängen zum Wohle des einzelnen Menschen wie der Gemeinschaft von innen nach außen kommunikativ zu fördern, wird sozial prosperieren und wirtschaftlich wachsen.

Meine Damen und Herren,

Der Durchbruch in diese neue, globale Wirtschaftszone des Planeten, über den erreichten Ereignishorizont hinaus, hinein in einen Raum sozialer Potentialität, schöpfend aus „alles ist mit allem verbunden“, hinein in das Fortschreiten eines globales Zusammensein, hinein in eine neue Epoche humaner Evolution, all dies lässt sich im 21. Jahrhundert nicht mehr aus einem die inneren Zusammenhänge ignorierenden Denksystem, aus einem ausschließlich rationalen Geist und seiner Wachstumsformel Geld heraus beobachten, managen und vermarkten.

In dem neuen Ereignisfeld globalen Zusammenseins lässt sich dies alles nur wertbar fördern, entwickeln, gestalten, bewirtschaften und leben, wenn dieser integrale Informationswert des Lebens, wenn die mentale Kohärenz der inneren Lebensphysik, wenn dieser Lichtsatz als innere Wissensquelle breiten Einfluss findet in dem allgemeinen Bildungsprozess des Lebens.

„... damit das innere Licht dem äußeren entgegentrete.“
J. W. v. Goethe

In dieser Ausdehnung und Vielfalt präsentiert sich Lebensmaterie völlig neu, physisch bewusst, lebendig und in Vielfalt ungeteilt.

Meine Damen und Herren,

schenken sie zum Schluss des Vortrages ihre Aufmerksamkeit den Worten eines 11 jährigen Schülers, der sich mit seinem schulischen Scheitern am Gelingen der Welt versucht:

M. Seehase, 11 Jahre: Wissen sie, dass das Leben einen höheren Sinn hat?“
Lehrer: „Ja. Und was fangen wir damit an?“
M. Seehase: 11 Jahre: „Schöpfen“.

© J.G:




Sonntag, 11. Mai 2025

noch in der Nacht



Nach dem Eintauchen in den deutschen Idealismus und seiner Protagonisten, Fichte, Hegel, Schiller, Goethe, Herder, Hölderlin, Novalis, Klopstock, Schlegel, Tieck, Kant, es liest sich wie das "Who is Who" am Seziertisch eines verzückten Geistes, legte ich mir den warmen Mantel der Romantik an und ging im Morgentau am Waldrand mit dem Hund spazieren. 

  

Die trililierenden Wandervögel des Geistes, das Apollinische und das Dionysische, und die in ihrem Tornistern gehüteten Büchlein mit den hellen und dunklen Lichtgebeten, finden sich und die blaue Blume weltöffentlich im 20. Jahrhundert erwacht aus dem Traum der Sehnsüchtigen, rekrutiert und geistig ausgeraubt auf dem Zauberberg der Materialschlachten, Flüchtlingstrecks und Leichenfeldern wieder.

 

Nach nur 150 Jahren der Aufdeckung, Beobachtung, Erkundung, Teilnahme, Kartierung und Systematisierung des im engen "Kästchen" (C.G. Jung) eingepferchten romantisierten Geistes, lechzte der in feudaler Träumerei kasteite Körper nach einem  Hurra, nach einem Marschbefehl, nach diesem endlich "ins Feld" ziehen.


All das wurde literarisch flüchtend aus der Sterblichkeit besungen von den "Verzückungsspitzen" eines Zarathustras, von dem "Heil mir, das ich Ergriffen sehe"(Thomas Mann), erhitzt von dem aufziehenden Jahrhundert eines "Stahlgewitters", buchstabiert und gepresst in die Druckerschwärze einer religiös aufgeladenen Erlösung, einer Krönungsmesse, die, mit Standarten beflaggt, endlich den Glanzpunkt gekommen sieht, um den rassereinen Eintritt in die "Höherentwicklung von Volk, Reich und Menschheit" zu verkünden.


Was für ein Schauspiel auf der noch jungen Bühne des Zerebrums.


2007 ©   by  J. G:

interne Verlauf



"Sein oder Nichtsein",  verteidigt weiterhin das blasse Winkeldasein von einem seperaten Ich. 


Verblendet sieht es hellen Freund als dunklen Feind, lauert im hohen Gras, mir, dem noch jungen Leben auf.
Hetzt mich zu Tode, reißt mich mit dem Biss in die Flanke im Sprung nieder, zerreißt mit hungrigem Maul die braune Decke, knackt mit Hyänenkiefern das Knochengerüst, reißt mit dem Löwenmaul das rote Muskelfleisch aus dem braunen Fell, zieht mit Geierschnäbeln mir die Sehnen von den Knochen, poliert mit dem Marsch aus Käfern und Gewürm den weit aufgerissenen Rachen, klaut mit dem heillosen Segen des bakteriellen Befalls, noch bevor ich mir mit dem Denkzettel meines toten Leibes Notizen machen kann, den Urstrom von Licht aus meinen Knochenzellen.“ 


3. Juni  2009 ©   by  J. G:

Samstag, 10. Mai 2025

so nah


der rote mohn

in ihrem garten

madame

hebt meine lenden 

in das feuer der sonne

die blühenden felder 

umarmen mich 

auf unserer reise

so wie damals

sie erinnern sich

an den afrikanischen quellen

das grüne krokodil

den gelben mond



  2025 ©   by  J. G:

 

Donnerstag, 1. Mai 2025

lago

'the total offensive

of the already internally dethroned


M. McIron

Sonnenaufgang

„In der Zeit der Entbindung des 21. Jahrhunderts von ihrem unbewussten Betriebssystem organisieren Natives an ihren Küchentischen, in den Cafés und in den Kindergärten keinen Widerstand gegen Mensch, Leben und Natur, sondern kommunizieren Übergang, ein Miteinander.“



 2025  ©   by  Johan van der Leeuwen




Friday Afternoon

“we must create a passage, not a opposition“

2003 M. McIron

Mittwoch, 30. April 2025

ad interim

"Es sieht ganz so aus, 

als würde die Wirtschaftsform eines digitalen Kapitalismus 

die Regierungsform einer demokratisch verfassten Gesellschaft 

nicht mehr benötigen."


 2018 ©   by  Johan van der Leeuwen







Freitag, 25. April 2025

Freitag

„Liege im Wintergarten auf dem Sofa.


Die Milchstraße ist an. 


Eine Beatle singt aus dem Radiosender.


Das Salz des toten Meeres flüstert auf der Haut.


Abendstunde. 


Bin ganz nahe und registriere, dass ich in einem Bombenhagel sitze." 

 

 

„Sie nahm den blauen Bademantel auf, legte ihn sich um die Schultern, erhob sich aus den schlafenden Falten des Überwurfs, ging zur Anrichte und legte den Hörer auf den Telefonapparat, der wie ein großer, weißer Elefant auf der Anrichte thronte und in seinem Elfenbein das Gedächtnis der toten Welt bewahrte.“


2007   ©   by  J. G:


ps.


Das Bild der Paralleluniversen ist der mathematisch kopfstehende Versuch die Vieldimensionalität des Ereignisses Materie in seiner bewussten Ausdehnung vorzustellen.

Samstag, 19. April 2025

schon länger im Gespräch

„Vor dem Meere, dem Land und dem alles deckenden Himmel

zeigte Natur in der ganzen Welt ein einziges Anlitz.“ 

Ovid, Metamorphosen




Spät ins Bett. Mir geht es etwas besser. 

Die Kopfschmerzen sind nicht mehr so stark.


Noch in der Nacht habe ich einen bemerkenswerten Dialog hören können, 


Günther Grass saß zusammen mit Bourdieu. 

Sie sprachen über den Zustand der Welt. 


Grass gewohnt in erdfarben braun und grün eingekleidet, saß wie ein buckliger Alter mit seiner Pfeife spielend eingesunken in einem Sessel mit Holzlehnen. Bourdieu ihm halbrechts gegenüber, aufrecht, leicht nach vorn gebeugt. Angriffspunkt war der Neoliberalismus, der wie Bourdieu sagte, seine Stärke darin hat, dass er von „Sozialisten“ jeglicher Couleur durchgeführt wird. 

 

Er verwendete immer wieder das Bild von „Alles stehe auf dem Kopf“, so auch die neoliberale Politik der Regierungen, die alle 4 Jahre dem Wahlvolk diese Politik in einer sozialen „Alles wird besser“ Verpackung  anbietet, um dann nach der Wahl in Stile einer feudalen Klasse uneingeschränkt das Gegenteil politisch zu etablieren.

 

Grass meinte, da seine und auch Bourdieus Lebenszeit begrenzt sei, bräuchte es Nachfolger, die den „Mund aufmachten“, also es bedürfe Schreiber, die die Aufklärung fortführten. Die Franzosen hätten z.B. nach dem Kriege zwei Deutsche, Jünger und Heidegger, als Galionsfiguren ausgesucht, dabei gäbe es mit Lichtenberg einen weit klareren Geist.

 

Als wirtschaftspolitische Kinder der Aufklärung beschrieb Grass den Kapitalismus und den Sozialismus, die sich weit voneinander entfernt hätten und wieder an einen Tisch gebracht werden müssten. Bourdieu, der sonst eine gleich bleibend stoische Haltung während des Dialogs einnahm, verzog dabei unmerklich seine Gesichtszüge, vermied aber mit einem „ich stimme ihnen zu, aber…“ Fronten aufzubauen.

 

Grass stellte fest, dass die gegenwärtige neoliberale Politik einen fast zwinge mehr Staat zu fordern, da sie Anarchie als wirtschaftpolitische Effizienz zulasse, z.B. bei den wild wuchernden Hedge-Fonds. Bourdieu sagte, auch das sei wieder ein Beispiel, dass alles auf dem Kopf stehe und wandte mit Bedacht dagegen ein, nicht mehr Staat, sondern einen anderen Staat verlange dieser Zustand. 

 

Er vermisse eine Vision, die werde natürlich von den gegenwärtigen politischen Interessenvertretungen diskreditiert und gesellschaftspolitisch ins Abseits gestellt, damit keiner auf dumme Gedanken komme. 


Grass ging darauf nicht ein.


Beide beklagen unter dem Mantel der Reform eine Restauration, die den gesellschaftlich, erkämpften Gewinn im sozialen Miteinander ausradiere. Bourdieu hat umfassend die Rhetorik z.B. von Heidegger untersucht, um aufzudecken, mit welchen Sprachbildern die Menschen irregeführt werden und so in einer Unbewusstheit festgehalten werden, die den Widerspruch erträgt und erduldet, dass diejenigen wieder gewählt werden, die einen nach 35 Jahren Müh und Arbeit rechtlich legitimiert enteignen, in dem z.B. die Altersicherung in Form von Lebensversicherung oder einem Häuschen entäußert werden muss, bevor die Sozialhilfe gewährt werden kann.  

 

Dieser Nacht-Dialog legte sich erfrischend in meinen "radioaktiven" Vorsatz der Entbindung von einem Betriebssystem, das der mentalen Lebensmaterie völlig ignorant, mit körperlicher Gewalt und Angst machend keinen bewussten Status zuerkennen.

 

Frage: Wie muss sich heute eine human kreative Initiative im Tagesgeschehen positionieren, um nicht von einer neoliberalen Parteienlandschaft sowie einer feudalisierenden Staatsführung verschlungen, einverleibt oder zerrieben zu werden? 


Im Grunde weiß das Menschliche sehr genau und aufrichtig, ähnlich wie zu Zeiten des Feudalismus, dass sich für sie nichts ändern wird, es sei denn, es kommt zu einer Revolution, doch auch da lehrt die Geschichte, bleibt alles langfristig beim Alten, da die Spezies in dieser Arbeits-und-Konsum Haltung sich nur schwerlich von innen heraus ändern wird. 


Es bleiben dieselben Triebkräfte nur materieller und monetärer Ermächtigung an der Macht, nur in anderen, in unbewussten Mänteln.


Ich gehe schlafen.

Schemenhaft im Einsinken

Die geteilte Welt.

Unfähig das Selbst in ihr zu erkennen.

Nur einen kleinen Schritt zur Seite.

Aufgedeckt.

Beides.



2007   ©   by  J. G:



Am Morgen danach einen Tee.


"Den wirklich freien Markt, den Zugewinn an Würde, Mitgefühl, Esprit und Vermögen menschlichen Miteinanders, Basis jeglichen wirtschaftlichen Reichtums, findet man an den großen und kleinen Küchentischen der Welt, dort, wo Menschen zusammensitzen, miteinander kochen, reden, essen, trinken, weinen und lachen. 


Noch in der Nacht konnte ich leise Noten aus den Gespräche nachhören, dass die Gäste am Tisch sich daran erfreuten wie gut sie im Grunde miteinander auskommen. 

Noch vor Tagesanbruch, in den Umarmungen beim Abschied an der Haustür, fühlten wir, dass in dem offenen und ausgelassenen Zusammensein den Waffengang des nur "eigenen Vorteils" vertrauensvoll überwunden wurde.








 

Testbild

Im Sein und Nichtsein. Das Kommen und Gehen der Liebespaare. Die Passage. Leergefüllt. Vor dem Orchester ein Notenblatt. "Zwei in eine...