Freitag, 14. September 2012

PRIVAT


Zugang verboten!








"Das Leben der Besseren 

findet im Glamour der Hedgefonds statt, dort, wo mit einem Buddhaarmband und saphirbesetzten Manschettenköpfen in einen Privatjet eingestiegen wird, die Mutter, ein Topmodell von Harpers Bazar ist, der Wohnort aus den Lofts in die Viktorianischen Viertel verlegt wird, 450.00 $ teure Yogastunden mit Sting gebucht werden, das gute Gewissen im Vorbeifahren an den Townships millionenschwer in Charityfonds gefüllt wird, dort, wo in Windhundrennen der supermaximalen Dollars zuckerwürfelgroße Diamanten um die Gazellenhälse der Konkubinen pendeln, dort, wo das NO-Limit Budget die ausgewählte Gesellschaft luxuriös dekoriert, dort glänzt die unsterbliche Inneneinrichtung der Welt und wirft für einen zeitlosen Moment armselig leuchtende Pfeile empor."  ©   by  J. G:

Donnerstag, 13. September 2012

Da ist es egal








ob die Bombe von der einen Seite
oder von der anderen Seite
in einem Auto am Straßenrand abgestellt worden ist
um sie im Feierabendverkehr
mit einem Handy zu zünden






das ist Arbeit

unbewusst
in Lohn und Brot
für den gleichen Geheimdienst
für den gleichen religiösen Steinhaufen
für die gleiche mediale Befütterung
für den gleichen Gesetzestext
für den feudalen Grundbesitz

Beide Waffenlager
marodieren mit dem Gift 
des Gegeneinander
erbarmungslos
plündern erst die Geldfresser
dann machen die Menschenfresser 
nur noch happs

An den Küchentischen
in den Cafes der Welt
und Kindergärten 
wissen wir das alles

4 Milliarden Jahre 
Leben im Leib 
das Wir
erinnert sich
Mensch wendet sich ab
überquert die Brücke


Johan van der Leeuwen

Donnerstag, 6. September 2012

paarweise




Der Korken für das 20. Jahrhundert war aus der Flasche und all die großen Angsthasen und Liebhaber des ungebundenen Lebens, all die Taugenichtse und Nachtigallen der Boheme, all die konservierende Spreu der Räsonierer, all die Klugscheißer mit ihren peniblen Bleistiften, ihren malerischen Stummelschwänzchen und alkoholisierten Wagenladungen von Revolutionen wagten sich in den Jahren danach aus ihren kleinbürgerlichen Verstecken, von ihren verschulten Schreibstuben, ihren kalten Ateliers, malten, schlugen, kratzten und schrieben sich mit ihren elend hellen Brüchen nieder in das Ringbuch der Welt. 

In den Dachrinnen der Häuser paaren sich unbeschriebene Blätter mit rehbraunem Hochzeitsschmuck, laichen im Licht der Laternen heimlich zur Quelle fruchtbaren Vergehens.

Seit Wochen erkältet, schnupfe mich von Tag zu Tag, schlafe unruhig, wühle durch die Nacht und hoffe mit dem ersten Augenaufschlag am Morgen auf Genesung. Über die Tage und Wochen wird das einfache Gemüt daran mürbe. Die bleiche Aufführung verdunkelt mir meinen schönen, auf der Anhöhe meiner Buchstaben erspähten Horizont.

So irre ich an Wochentagen über die Flure der Zahlen, durch die Klassen der Buchstaben, renne mit Papierworten durch die Jahrhunderte, stürme durch das Blitzlichtgewitter des erwartungsfrohen Lebens, sitze in den Belehrungspausen mit den Mitgefangenen der Anstalt schwätzend da und sehe vor dem Klingelzeichen wie alle anderen auch, ganz kurz, so als sehe man das helle Ziel der Menschenbildung, durch die vergilbten Vorhänge." 

 ©   by  J. G:

so spät noch

Monsieur,  kommen sie herein mein Atelier steht ihnen offen ach ja das große Bild bin noch nicht ganz fertig ihren Brief habe ich gelesen si...