"In den frühen Jahren meiner Kindheit haben mich Buchstaben wenig berührt. Die Reihe der Buchstaben auf Papier und auf den Schildern aus Blech erschienen mir in den ersten Jahren meines irdischen Daseins nur schwarze, dreckige Flecken auf weißem Grund zu sein, auf die die Väter und Mütter, mir völlig unerklärlich, unentwegt am Morgen, den Tag über und sogar am Abend unablässig starrten. In der kindlichen Reife meines Spiels erschienen sie mir auch manchmal kleine, magnetische Eisenkringel zu sein, die auf einem elektrischen Karussell unablässig hin und her schwindelten und den Erwachsenen die Köpfe in alle Himmelsrichtungen verdrehten.
Oftmals hörte ich Erwachsenes Leben Worte sagen, die nach endlosem Starren auf Stapel von gefaltetem Papier nicht müde wurden die zivilen Bestände der Sprache solange zu wiederholen, bis alle offenen Türen und Fenster, alle roten Herzen des erwartungsfrohen Lebens damit zugemauert waren.
Um mich vor diesen schwarzen Lauten in meiner Kehle und den furchtsamen Falten in meinem Wolkengesicht zu schützen, trug ich oft, und das sogar mitten im Sommer, den lieben langen Tag eine dicke, rote Wollmütze. Ich habe sie heute noch. Diese war ich, zum Entsetzen meiner Eltern, nicht gewillt abzusetzen, auch nicht nach dem Zähne putzen, auch nicht beim zu Bett gehen, auch nicht nach mehrmaligen Ermahnungen es könnten sich Läuse auf meinem Kopf einnisten und auch nicht nach der elterlichen Besänftigung mit Aussicht auf eine Gute Nacht Geschichte.
Sogar im Schlaf, es klingt wirklich auch heute noch seltsam in meinen Ohren, auch im süß fiebrigen Schlummer der jungen Substanz, zeigte ich nach Auskunft meines großen Bruders, entgegen aller vorgetragenen verwandtschaftlichen und nachbarschaftlichen Befürchtung, eine strahlend kindliche Ausdehnung.
Eingerollt in die Fühler eines Schmetterlings, so verbriefte es mein ältester Bruder vor einigen Jahren in einem Schreiben aus dem Süden des indischen Kontinents, lag ich mit beiden Händen, die rote Wollmütze fest umschlungen, in meinem hellblauen Schlafanzug.
© by J. G:
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen