Freitag, 15. Juni 2012

Sonntag, 10. Juni 2012

deine hände


„Ich selbst, eine alte Mutter im blütenlosen Gewand, war einstmals eine schöne Frau, voll heller Träume und verbotener Wünsche, voll erfüllter Liebe und sich sehnender Hingabe an die Meere und Küsten, erhellt von den Überfahrten des Lebens, von den Stunden der Liebe erhoben in die glückselige Gewissheit ewigen Ruhmes.

An dem Tag, da ich geliebt wurde, tat sich vor mir eine Welt auf, eine himmlische Weite, die jede Zelle meines irdischen Leibes mit Jubel beschenkte.


Ein zarter Ton bemächtigte sich meines Leibes und erhob mich aus der Sterblichkeit in ein goldenes Feld, das ich seitdem als Liebe erinnere.


An diesem Tag saß ich mit meinem Liebsten auf einer Anhöhe.

Vor mir lag die weite Ebene, ein Sommerhauch.

Mit dem Kuss des Liebsten nahm ich einen Atemzug saphirblauen Meeres, feierte im Niedersinken den Festzug des Logos, umarmte mit beiden Händen das hell pulsierende Seelenfleisch, das unsterbliche Kleinod des Leibes, liebkoste die ins unendlich erhobene Null aus grüner Jade, fühlte endlich im Unendlichen das Aufbrechen des Felsens, nahm den Kuss des Honigmondes an mich, die glückselige Empfängnis, das göttliche Kind, Augenweide meines Schoßes.


Dieser Ruhm, ehemals heller Glanz und Thron meines Daseins, Morgenrot meiner Seele, entschwand aus meinen Tagen, floh aus meinem Lebensbild, wandelte sich im tränenreichen Verlust zur mich niederbrennenden Heimsuchung.


Im Schlachtenlärm des Überlebens verblasste die Erinnerung an diesen Tag und der Leib des Wortes legte sich im Verborgenen ins Unerhörte selbstvergessen nieder. Mit keinem anderen Erlebnis, mit keiner Umarmung, keinem materiellen Besitz, mit keinem heimlichen Liebhaber, mit keinem tötenden Gedanken an mir selbst, konnte ich das Ereignis in mir erneut beleben.


So kam ich in den Wochen, Monaten und Jahren danach nicht umhin diese Liebe als sinnloses Treiben einer wahnwitzigen Idee anzusehen, die mich im Blitzlichtgewitter des Dünkels auf den Gipfel der Einbildung gesetzt hatte.


Eine Tragödie der Königinmutter, die in mir seitdem flüsternd wuchert und meinen Liebesleib in einen ketzerischen Kadaver hexte, ein Leichnam, der in sterblichem Gehorsam mit keinen anderen Gedanken ausgestattet ist, als Rache zu nehmen, Rache zu nehmen an all den Jungfrauen, die mit ihrem Liebsten an mir vorbei zur Anhöhe wandern.


Der Grimm, der mir seitdem mit jedem Wort bitter aus meinem Munde eitert, sich mit einem ganzen Regiment von Hohn in Widerhaken ins junge Fleisch wirft, will das junge Leben irrsinnig warnen, nicht hereinzufallen auf das absurde Hirngespinst, das mich seit jenem Tage um den Verstand bringt.


Heute nun, in dieser frühen Stunde, mit dem Fallen des ersten Schnees, wurde dieser nachtschwarze Schleier von mir genommen. Dafür der Dank an dich, meine geliebte Tochter.“  

© by J. G: 

Freitag, 8. Juni 2012

hellauf


"Leben, so der Anschein, bedarf der Sinngebung, sonst lebt es sich öd und leer. 
Folgt man dem Buch bis zur letzten Zeile, so bleibt von der Begeisterung des Lebens als schönes Liedchen nur wenig. Die Farben des Romantischen, mit seinen ästhetischen Welten und ekstatischen Leuchtschriften erweisen sich am Ende der Aufführung als schöngefärbte Kulisse für die eisernen Befehle, die aus den Megaphonen der Direktoren der Eisenräder dröhnen. An der Zeitmauer des Argen und Kruden, an der nicht nur die Rapper aus den Slums mit ihren Beats Tag und Nacht hämmern, sondern all die Hölder, die mit ihren aus unwertem Leben verfassten Versen das Verlies behämmerten, ahnt man unter den standrechtlichen Einschusslöchern den hellen Aufgang."


„Legen wir uns nur einen Augenblick 
auf das Haupt des Anfangslosen nieder, 
so fügt sich alles zu seinem liebenden Grund“


  ©   by  J. G:

Donnerstag, 7. Juni 2012

die weide lebt




„Sie ist entzückt,
wie weit die Menschen schon
mit der Begeisterung der Materie sind“

Johan van der Leeuwen

In die Nacht.
Reine Flunkerei.
Bleibe stehen, mache einen kleinen Schritt zurück, leicht seitwärts.
Eine Sensation.
Ich bin zweimal.
Hebe alles auf.
Zu meinen Füssen 
Seligkeit.

Der Indianer schnattert und hängt auf dem kurzen Weg in das Häuschen entzückt vor lauter Glück auf beiden Seiten kleine, helle Glöckchen und bunte Fähnchen in die funkelnde Nacht.

Ich wandle und kann nicht genug davon in meinen Besitz nehmen.

Nach vorn.
Zwei Drei Schritte
1000 Jahre vorbei.

Panaroma fließt in Strömen.
Vorn zwischen zwei hochaufragenden Eichen links und rechts steht ein kleines Häuschen. 
Licht fällt herrlich zu Boden

Vor der Tür lege ich meinen weißen Mantel ab, stelle meine Holzschuhe ordentlich zur Seite, öffne die Tür, schließe sie.

In diesem kleinen Häuschen liegt der Indianer ausgedehnt und nackt.
Lege mich nach oben.
Zu ihr.
Mit dem roten Mond küsse ich ihre linke Schulter.
Ihre silbernen Füße entflammen meine Hände.
Gott ist auch da. 
Er liegt oben, rechts, schräg gegenüber.
Drei in einem Nest.

„Das 3. Jahrtausend, eine einzige Entbindung.“
M. McIron

Alles Da.
Nichts begehrt.
Die Seele wohnt in einem goldenen Haus.

"Madame, was sollen wir noch glauben
bei dieser schönen Aussicht“ J.G:

Unzählbares Geben in dieser Nacht.
Das Essen ist vorbereitet, der Kamin brennt, der rote Wein in Kelchen, das kleine Gebäck, der gute Tabak, die zwei Engel segnen still mit ihrem Dasein, sitzen brav und hören den Menschenkindern aufmerksam zu.

„o goldenes meer
du rausch im hellen
umarme mich
küsse mich
flute meine zellen“
J.G:

Zur späten Stunde, weit nach Mitternacht,
reicht Herr Wiese den Liebenden getrockneten Salzfisch.

Das Wissen der Nacht.

In einem letzten Schwitzgang der drei bloßen Körper ist alle Bindung gelöst.
Die blanke Schwärze glänzend gelaunt.

Die nackte Haut juchzt im kalten Wasser.
Das Luftmeer jubelt still und klar.
Freude.
Selbst die Katze.
Sie tänzelt um meine Beine.
Wagt sich empor, hangelt am weißen Bademantel aufwärts.
Hockt auf meiner rechten Schulter.

Alles auf Position.
Gott schreibt herrliche Drehbücher.
Von der heißen Quelle erquickt, sitzen wir tief in den Zellen gereinigt in ihrem starken Auto, starten in die klare, kalte Nacht.

An der Weide halten wir.
Hinauf zu all den Sternen.

„unsterblich mit dem Liebhaber
bewegen sie sich über Himmel und Erde
und bilden die Farbe des Lichts“
Veden

Lieben 
mit all den Erden
Seelenleib
Alles Sein Werden

„Materie erinnert sich“ M. McIron

Auf der Handbremse in der Mitte der Konsole zwischen den beiden Vordersitzen liegt ihr Schoß offen wie ein junges, aufbrausendes Meer. Delphine jagen über die automobilen Instrumente, gleiten durch die hellen Strömungen, springen mit gespannter Haut glanzvoll aus der See und tauchen aufwärts drehend im hellen Jubel des Wassers ein, wenden unter dem Riff hin zu ihr."   © by J. G: 

madame...
















"... was sollen wir noch glauben
bei dieser schönen Aussicht“ 

J.G:

das dritte

jahrtausend
eine einzige entbindung

M. McIron

Dienstag, 5. Juni 2012

alles ist






so hingeworfen
so unendlich hingeworfen
du und alles ich 
der rote mohn
und alles andere auf den sandwegen

J.G:



Poesie ist Ursprung...


.






... Universum nur der Knall"




Gleich mit der ersten Zeile musst du ihnen in den Schritt greifen.


„Wenn sie mich fragen, „ich“ das sind die Leute, im Grunde die ganze Welt.“


„Auf der Titelseite der Wochenzeitung, die links neben mir auf dem blauen Tisch liegt, sehe ich auf dem Schwarzweißgrund ein kleines in Farbe gehaltenes Abbild einer Atomexplosion. Die Feuersäule, die in den Himmel aufragt, trägt den barocken Glanz von Gold. Vom Boden aufwärts besitzt der Himmelspfosten den Zuschnitt eines Baumes, der im Erdball sonnenfiebrig Wurzeln schlägt. Am irdenen Kindbett hinterlässt die unwissende Entbindung des atomaren Eifers auf dem Lineal der Rotverschiebung einen scharlachroten Abschiedskuss. Steil aufragend und eben wie eine dorische Säule, baut der weiße Zwerg brüllend das Konzentrationslager des Sapiens.


Jetzt, wo ich dir schreibe, bin ich dir so nah wie immer. Wenn das geschieht, fühle ich so etwas unsagbar Kleines, etwas, das die Größe eines Flugsamens hat und mich barmherzig streift, wie der Atem der Geliebten. 


In der Feldsaat sehe ich stoisch ruhend das eingerollte Blattwerk des Lebens, die Weltentreppe, ein sonnenhelles Bauwerk, das der trüben Vorteilslinse des mentalen Primaten wie ein Nichts erscheint. Mit dem lichten Leib eines Neugeborenen und den blinzelnden Augen eines Sterbenden hüpfe ich bei Tage mit meinen zu großen Kinderschuhen laut und leise die Stufen hinauf und sehe hier und da mit meiner Mondlampe in die heilige Nacht, wo ich still nach dem Urgrund Ausschau halte.   

©  by  J. G: 

so spät noch

Monsieur,  kommen sie herein mein Atelier steht ihnen offen ach ja das große Bild bin noch nicht ganz fertig ihren Brief habe ich gelesen si...