Montag, 11. Februar 2019

untätig glücklich




liege ich ihnen zu füssen

sehen sie doch nur madame
was für ein aufbruch
die naive absicht
der mensch
ein kleines kind
in ihren goldenen armen
ein zarter bindestrich
zwischen alpha und omega

o madame
entbunden
aus dem weltennabel
entbunden
in der null
was für ein glanz nur
in all der division

madame
schöpfen sie
das schwache signal
strahlendes urteil
ein leuchten
in allem
zweifach eins


madame
die gottheit neigt sich
die stunde
in der alles versagt

sehen sie doch nur
das frühe ereignis
das versunkene reich
leib im leib

o madame
kommen sie
schnell
umarmen sie mich

  ©   by  J. G:



ist

"Alles was ich bislang gelebt, erdacht und schriftlich verfasst habe, erscheint mir an diesem Regentag, einen Tag vor dem grünen Mond, wie die Pflichtgebote des Novizen, die die sehnsüchtig erwünschte Aufnahme in den Orden vorbereiten. Die tausend und abertausende Worte der Jahreszeiten, all die silbernen Boote mit ihren glanzvollen Namen, gleiten im flirrenden Licht der großen Wasser dahin. Ich sehe sie kommen, sehe ihren Scherenschnitt, sehe sie fahren. Mit dem Knarzen der Riemen, dem Rufen der Bootsführer, dem Schlagen der Flügel, dem Begehren der Ufer, löst sich die uralte Tinte aus meiner Feder.

Nach ein paar Stunden kehre ich zurück an den Tisch, erinnere das Geschehen aus meinen Körperzellen, schreibe alles nieder, zeichne in einem hellen Auf und Ab Linien und Striche. In den kommenden Tagen sehe ich die Niederschrift mehrmals an, immer wieder halte ich sie in meinen Händen, bin verwundert über die Fluchtlinien am Horizont des Alphabets, die mir nicht wie geordnete Reihen von Buchstaben vorkommen, sondern wie ein Kassiber, das mir den Plan zum Ausbruch aus meinem Verlies durchreicht.

Nach Tagen nahm ich die Aufzeichnungen abermals vor, um Änderungen vorzunehmen. Dabei sah ich, als ich die Schriftzeichen erneut in den Händen hielt, dass sie mit mir spielten wie Gräser im Garten mit den Händen eines Kindes. Die Worte, die mir etwas bedeuteten, die den Klang einer silbernen Münze auf einem Marmortisch hatten, entschwanden wie aufsteigender Rauch über einem sibirischen Dorf, und Worte, von denen ich glaubte, sie gäbe es nicht, niemals, sie wären auf ewig meiner Kehle verschlossen, dafür würde ich, auch wenn ich tausend Jahren leben würde, nie eine Silbe in meinem Liebesgrund finden, wurden mir auf einmal aus dem sich öffnenden Augenlid eines Neugeborenen hellauf zugeworfen. J.G: 

weit

„Mit dem gelassenem Schritt von Millionen von Jahren ziehen die Dickhäuter grau und erhaben direkt vor mir über die Ebene hin zu den Wasserlöchern. 
Schritt für Schritt in einem wandernden Bett aus Staub. Noch nie habe ich das Ereignis zu leben in einer solch erschütternden Klarheit gesehen. Es war, als wäre mir ein trüber Schleier, getaucht in einen sauren Stoff nutzlosen Denkens, von den Augen genommen.“ J.G:

Freitag, 8. Februar 2019

gleich da vorn



um die Ecke
da
schauen Sie doch, Madame
nicht weit
dort
die Entbindungsstation
für das 3. Jahrtausend.

J. G:


Auftakt



„Was die Entwicklung von Souveränität und Kreativität 
des individuell schöpferischen Lebens 
auf der Grundlage freier Entscheidungen betrifft,
sind wir nicht am Ende,
sondern erst am Anfang der Evolution bewusster Lebensformen.“ 

Johan van der Leeuwen

so spät noch

Monsieur,  kommen sie herein mein Atelier steht ihnen offen ach ja das große Bild bin noch nicht ganz fertig ihren Brief habe ich gelesen si...