Sonntag, 13. April 2014

geschäftsbericht


Jeden
Aber auch jeden
Immer und immer wieder
Gegeneinander
Tag und Nacht
und im Schlaf noch
Das Morden und Brennen
Die Nota
Der Spezies Sapiens
Nicht die Schlussrechnung
Des Menschen

J.G:

menschenerde

miteinander

M. McIron

Samstag, 12. April 2014

meins

„Da stirbt man, bevor man das Licht sieht“


Der alte Herr, hochbetagt, ein Bewohner Palästinas, lange Zeit war er voller Hoffnung, dass er irgendwann wieder die Tür seines Elternhaus aufschließen könnte. Voller Hoffnung nahm er damals, sehr lange ist es her, als er das Haus verlassen musste, den Schlüssel mit, den er heute noch bei sich trägt.


  ©   by  J. G:

spät ins bett

"Den Tag gestern verbrachte ich komplett im Dämmerzustand.
Nebenbei räumte ich ein bisschen auf.
Dem Tag nichts hinzugefügt als die eigne Niederwerfung.

Gesehen und gehört.

Eine 2-stündige Rede des Dalai Lama in Freiburg.
Live on TV.

Da kommt doch seine Heiligkeit daher, setzt sich auf seinen Thron und bindet sich vor versammelter Mannschaft die Schuhe auf, setzt sich in den Lotossitz, zupft an seinen Kleidern herum, reibt sich die Augen mit einem Tuch, fragt quer links hin zu seinem Assistenten, während rechts der Übersetzter bemüht ist die Worte seiner Heiligkeit mit achtsamem Gewicht für die stille Menge zu übersetzen.

Während er redet, ordne ich meine Musikalben nach dem Alphabet. Um mich herum auf dem Sofa ein Wust von Plastik und Speicherscheiben.
Beatles, Rolling Stones, Eliane, John Coltrane, Synje Norland, Eric Satie, Lina Satri, Dinu Lipatti, Jonny Cash, Rare Bird.

Seine Heiligkeit bedankt unterdessen sich brav bei dem Veranstalter für die Gründung eines medizinischen Ausbildungszentrums in Indien. Er lobt die Vorzüge der tibetischen Medizin in der Prävention und ausgleichend die Vorteile der Allopathie. Beide haben ihre Berechtigung in der heutigen Medizin, so der Mönch, und sollen an der neuen Schule ihren würdigen Platz haben.

Langsam hatte ich alle kreisrunden Speichermedien von Sprache und Musik zu meinen Füßen so gut es ging geordnet und links von mir alles auf einen Haufen geschmissen, was ich nicht mehr hören wollte, das mich nicht interessierte, die ich nicht mehr kannte, was beschädigt war, das sehnlichst darauf wartete aus dem Regal von Zeit und Raum verschwinden zu können.

Nur einige Male schwenkte die Kamera in das Auditorium und mir kam es so vor, als sähe ich eine Menge von in sich entsetzten, bestürzten, sprachlosen, ja entgeisterten, jedoch nach vorn gerichtet achtsamen Gesichtern aus den Zyklen des Hieronymus Bosch, alias van Aken.

Die hörende Menge hatte große Ähnlichkeit mit dem Bild „der Taschenspieler“, das mit seinen kleinen Ausmaßen von 53x65 im Musée von Saint-Germain-en Laye bei Paris an den Wänden hängt.

Ebenso wie bei William Shakespeare so gibt es auch von Bosch keine anderen Aufzeichnungen als die seiner Werke. Der Betrachter der Bilder van Akens sowie der Leser der Dramen und Komödien Shakespeare ist somit ausschließlich auf die Expression des Malers und des Schriftstellers angewiesen, die Aufschluss geben könnte über den inneren Quellgrund des Schaffens.

Von der westlichen Zivilisation des Arbeitskonsums und seinem alltäglichen monetärem Diktat wund entleert saßen tausende Menschen willfährig gestrandet auf dem harten buddhistischen Gestühl der Achtsamkeit.

Auffallend war beim Blick in die achtsame Masse, dass die überwiegende Mehrheit hell gekleidet war. Wolfgang aus Weimar hat drei Jahrhunderte später niedergeschrieben, was Bosch 1475 unter einem meergrünen Himmel in leicht abgleitender Anordnung alla prima auf die Leinwand malte.

Das zentrale Motiv des Bildes von Bosch ist der in orange gehaltene Tisch, hinter dem der Taschenspieler und vor dem die Menge das magische Spiel der Hütchen bestaunt.

Das Bild ähnelt der Szene in Freiburg, an dem ich fernsehend teilnehme. Auf dem orangenen Thron sitzt der Mönch aus Tibet und bindet sich die Schuhe auf und zu. In beiden Fällen entzieht sich der Akt dem messbaren Raum, von dem Wolfgang sagt, es sei der Raum, an dem das Wesen, berührt von der „großen Kette“ inneren Geschehens, hell wird.

Die aufgelaufene Menge vor dem Tisch des Taschenspielers und unter dem Thron des Wiedergeborenen, die einfältige Masse, eingebunden zwischen dem dummen Hut der Leichtgläubigkeit und der hellen Lampe des Achtsamen, gleicht dem Abriss einer Spezies, die mit einem Handstreich zu Reichtum kommen und die mit einem weißen Schal um den Hals sich befreit sehen will von den sieben Todsünden.

Die Menge im Saal, und ich mit ihnen, sitzen im jahrtausendealten Monumentalbild der Erwartung.

Der kleine kichernde Mönch aus Tibet soll Auskunft geben.

Inzwischen lichtet sich das Chaos der Medien um mich herum und das weiße Regal füllt sich langsam von A-Z, von oben nach unten mit dem, was an Regentagen und Sonnenstunden bereits gehört wurde und darauf wartet erneut im Reigen der Wiederholung gespielt zu werden.

Rechts neben mir auf dem Sofa sehe ich im Buch abgebildet den Taschenspieler Boschs, wie er die kleine Kugel zwischen Daumen und Zeigefinger hin und her dreht, bereit sie unter einem der Hütchen verschwinden zu lassen. Vom zirzensischen Ereignis hypnotisiert, bemerkt der in Unwissenheit Gebeugte vor dem Tisch des Spielers nicht, wie ein Kind ihm mit diebischer Freude aus der linken Rocktasche die Börse stiehlt. Während der Übersetzer sein akribisch geführtes Stenogramm der achtsamen Menge in die lauschenden Ohren hängt, nimmt der kleine Mönch seine Schirmmütze vom Kopf, nimmt sie in beide Hände, verstellt die Größe und setzt sie wieder auf.

Ich entwische aus diesem Monument für einen kleinen Augenblick und schalte auf dem Sofa sitzend auf einen privaten Sendeplatz, auf dem ebenfalls - live - ein Fußballspiel aus dem Leipziger Zentralstadion übertragen wird. Zwei Spitzenmannschaften des deutschen Fußballs spielen zwei Wochen vor der Saisoneröffnung in einem Finale um einen Sommerlochpokal. Die TV-Kamera ist so unattraktiv unter dem Stadiondach postiert, so dass es wenig Spaß macht zuzuschauen, wie die millionenschweren, bunten Punkte auf dem grünen Rasen einen noch kleineren weißen Punkt hin und her kicken.“

J.G:

Freitag, 11. April 2014

wie es mir gefällt

"Das im Welttheater der irdischen Provinz versammelte Publikum vergnügte sich zu meinem Behagen gelungen und dabei herrlich frei an meinem Kniefall und johlte über die ungeahnte Hochzeit in einer vor Beglückung trunkenem Wahn.“

J.G:

so spät noch

Monsieur,  kommen sie herein mein Atelier steht ihnen offen ach ja das große Bild bin noch nicht ganz fertig ihren Brief habe ich gelesen si...