Montag, 27. Juni 2011

Du Glückliche

Meine Wohnung hat jetzt eine neue Küche. Zwei Lichtschalter fehlen noch. Vielleicht sollte ich mich beeilen. Doch ich komme mir so vor, als würde ich derzeit nur vitaminarme Blätter essen wie das Faultier morgens in der Früh vom Badezimmer in die Küche eine halbe Stunde braucht.

"Blinder Marsch und höchste Tiefe" J.G:

Im Schützengraben des freien Lebens sprengte Alfred Jarry mit seinen Schriften, seinen Theaterstücken und seinem eigenen Arsch den Weg frei für all die Künstler, die Anfang des 20. Jahrhunderts zusammen mit den Entdeckungen der Physik damit begannen, die Welt aus ihren unbewussten Angeln zu heben.

Mit seinem König Ubu, Roi Ubu, schlug er das klassische Theater kurz und klein. Es sollte, was damals noch keiner ahnte, der Geburtsschrei einer neuen, einer von bürgerlichen Konventionen enthemmten, individuellen Darstellungen von Leben sein.

Jarry klingelte bei seinen Radtouren nicht mit einer Klingel, sondern gab dafür Revolverschüsse ab. In das Cafe stürmend rief er:
„Ist das nicht schön wie Literatur“
Alfred Jarry 1873 – 1907

So verlegte er kurzerhand die Passion Christi in ein bergauf führendes Radrennen mit dem heiligen Matthäus als Sportreporter und einem Radchampion Jesus, der von der zwölften Kurve ins Jenseits befördert wurde.

Der Korken für das 20. Jahrhundert war aus der Flasche und all die großen Angsthasen und Liebhaber des ungebundenen Lebens, all die Taugenichtse und Nachtigallen der Boheme, all die konservierende Spreu der Räsonierer, all die Klugscheißer mit ihren peniblen Bleistiften, ihren malerischen Stummelschwänzchen und alkoholisierten Wagenladungen von Revolutionen wagten sich in den Jahren danach aus ihren kleinbürgerlichen Verstecken, aus ihren verschulten Schreibstuben, ihren kalten Ateliers, malten, schlugen, kratzten und schrieben sich mit ihren elend hellen Brüchen nieder in das Ringbuch der Welt. ©   by  J. G:

seidenpapier

„Weh, weh! O unnützer Kadaver !“
Sophokles, Elektra

Wenn die Verse der Dichter einen Wert haben, dann ist es ihr Unwert für das Landminen und Propaganda Regime der Kriegskaste Sapiens, die aus Dichtern keine willfährigen Minister und aus ihren Versen keine Kanonen machen können.

„Du tötest dich langsam, ohne das es dir gelingt,
dich von den Leiden zu befreien…“
Sophokles, Ödipus auf Kolonos, S. 352

„Verliebt in die wahre Welt, wollen Väter, die samenspendenden Nachgeborenen, die Welt wieder in Ordnung bringen. Mit den Blitzen des kosmischen Plans geblendet, ziehen sie hinaus in die Welt und beginnen den Kampf um das Kleinod mit blutigen Händen. Von A und O wahnsinnig geworden glauben sie, die irdische Herberge in ihrer unbewussten Kurve, das Böse im Leben, das Nichtsein, den Tod, der dunkle Schleier wäre tödlich zu lüften mit einem scharf geschliffenen Messer oder aus einem langen Rohr, geladen mit einer Bleikugel.“

J.G:

bleiben

"In der Nacht noch, kurz vor dem hellen Schlaf, hauchte sie aus dem herrlich fallenden Ton des Körpers „Wie gern ich hier liege, mein Gott“.

Es war das erste Mal, dass wir gemeinsam in ihrem Haus in einem Bett einschliefen und aufwachten.

An diesem Morgen, einem Mittwoch, lösten wir beide uns um viertel nach 6 Uhr aus der nächtlichen Umarmung. Das kleine Zimmer hatte ein rechteckiges Fenster, das den Blick nach Osten hin freigibt.

Flach ausgestreckt auf dem Bett liegend sah ich an diesem Morgen zwei Sensationen. Das durchsichtige Reich des Tages mit seinen vorbeiziehenden Wolken und das der Mähnen und Ohren von Pferden, die auf dem hinter dem Haus liegenden Auslauf ihr Dasein in das Blau des Himmels spielten."

© by  J. G: 

Samstag, 25. Juni 2011

vergoldet

"In jeder Ecke 
der kaiserlichen Provinzen eine Lampe.
In jedem Krümel 
verteilt der helle Ruf"

J.G.

Donnerstag, 16. Juni 2011

schiffsmeldung

parteienherrschaft
historisch überholt 

das parlament des souveräns
die projektdemokratie
steht am beginn ihrer karriere

J.G:

so spät noch

Monsieur,  kommen sie herein mein Atelier steht ihnen offen ach ja das große Bild bin noch nicht ganz fertig ihren Brief habe ich gelesen si...