Seit mehr als zwei Jahren strapaziert ein Virus, mitsamt seinen Mutationen diverse Regierungsformen, Unternehmen, Gesundheitssysteme, Gemüter wie Existenzen der Menschen auf dieser Welt.
Die Natur selbst, mit einem ihrer alteingesessenen viralen Anwälte, stellt derzeit grundlegende Fragen zum Verhältnis des Menschen zu seinen Nachbarn, zu seiner Mitwelt, wie der Mensch in Zukunft mit allen in der Runde auskömmlich leben und überleben will.
Nicht nur rhetorisch steht die Zeitgeschichte an einem historischen Umbruch. Die Natur betritt als Lebewesen, als handelndes Subjekt, die Bühne der modernen Welt. Das Leben selbst richtet mit seiner versammelten Intelligenz von 4,5 Milliarden Jahren Erdgeschichte ernsthaft Fragen an das Zusammenleben der Menschen und ihrem Verhältnis zur Natur.
Das Subjekt Leben befragt gewichtig eine Industrie- und Finanzwelt, die Verfassungen wie Gewissen der verantwortlichen Personen in den Staatsämtern, befragt sie nach ihren wirtschaftlichen Grundsätzen, ihren Verantwortungen gegenüber der Natur, ihren verschiedenen Lebensformen und fragt auch nach den humanen Werten des Zusammenlebens der Spezies Sapiens.
Ebenfalls richtet sich sie sich auch an den einzelnen Menschen in seinem jeweiligen Kulturkreis, stellt die Frage, wie ist das Zusammenleben in deinem Viertel, Fragen nach den Preisen für den Bus, dem Kindergartenplatz, den Mieten für eine 3-Zimmer Wohnung, einem Park in der Nähe, nach sauberer Luft, nach trinkbarem Wasser, guten Lebensmitteln, einem Theaterbesuch und erholsamen Ferien an der See.
Seit mehr als 50 Jahren verweist anhand realer Klimadaten des Planeten, besorgt aufrichtig formuliert mit dem Primat der Vernunft, die in alle Windrichtungen gehende Bloßstellung einer Ökonomie auf die dringend notwendige Abwendung von einer ruinösen Wachstumsökonomie, die ohne einen Hauch von Naturrecht und Menschenrecht hemmungslos alle lebensphysikalischen, biologischen wie human Werte radikal frisst und sie frenetisch an den Börsen als Gewinn und im Neonlicht des Feuilletons als altruistischen Hoffnungsschimmer feiert.
Der gesellschaftliche Diskurs um ein neues Verhältnis des Menschen zur Natur, hält neben der so notwendigen Diskussion um den Klimawandel, der Ausrichtung der Gesellschaft auf eine nachhaltige Bewirtschaftung des Planeten, der breiten Diskussion um neue Gesellschaftsverträge, der politischen Entwicklung demokratischer Verfassungen, der Regulierung globaler Finanzströme, im Kern einen historisch erhellenden Erkenntnisschritt vor.
In diesem Jahrhundert wird der allgemeinbildende Zugriff auf die Erkenntnis Bedeutung haben, das es ein Jahrhundert der „Entbindung“ wird, der Entbindung, der Ablösung, der Aufhebung von einem „unbewussten Betriebssystem“, das die Welt und die Menschen seit Jahrhunderten nicht nur mit Krieg, Hunger und Elend in Atem hält, sondern auch den Weg in eine Menschwerdung versperrt.
Mit einem philosophisch wie religiös festgeschriebenen rechtlich legitimiert und eingeübten Denkmuster wurde über Jahrhunderte die Erde als Lebewesen, die Natur als Subjekt, wie auch ihre Teilnehmer, Mensch, Frauen, Männer, Kinder, Tier, Pflanze, Stein, wie auch die Erstsemester der Erdgeschichte, Bakterien und Archaeen, systematisch zu einem toten, leblosen, unmündigen, unwerten Objekt erklärt.
Ein Denkfehler der Spezies Sapiens, der sich als Teil eines unbewussten Betriebssystems entpuppt.
Die in den Köpfen instrumentalisierte Objektivierung der allgemeinen Natur, Leben als totes Ding, das sich unbegrenzt als materielle, biologische wie menschliche Ressource gewissenlos materiell ausbeuten lässt, ist jahrhundertaltes Ergebnis wie aktuelle Krise dieses Denkens.
Vielleicht ist es ganz hilfreich an dieser Stelle darauf zu verweisen, dass die Lebensintelligenz der Erde eine Entwicklungsgeschichte von über 4,5 Milliarden Jahren vorzuweisen hat. Die Basis dieser Lebensintelligenz fand über 4 Milliarden Jahre in den Ozeanen statt, und dies ohne Beteiligung eines neuroyalen Zentralrechners.
Die offene Lebensintelligenz, eine mentale Entwicklung, die in sich ja bei Leibe nicht als abgeschlossen lesen, die sich auch, unter einem sich ausdehnenden und noch zu großen Teilen unbekannten Universum, als solche nicht ausweisen lässt, auf diese Verkörperung, eines „Enbodiment“ von 4 Milliarden Jahre, einer sich offenen, sich gestaltenden mentale Lebensintelligenz, baut sich die gesamte spätere neuronale Evolution auf. Einer neuronalen Entwicklung von 500 Millionen Jahre, bis zu unserem heutigen familiären Küchentisch mit 9 Stühlen.
Diese Verkörperung von 4,5 Milliarden Jahren Lebensintelligenz, die uns diese Zeilen überhaupt schreiben und lesen lässt, die eine mentale Richtung der Selbstreflexion eingeschlagen hat, kann man als den Strand unter dem Pflaster, als das in das gesamte Lebensnetz eingewebte allgemeine Vermögen bezeichnen, das sich in eine erwachte Position gestellt sieht, das Bewusstsein des Phänomens Leben in diesem Kosmos im neuronalen System „passieren“ zu lassen, es mit und im ganzen Körper wahrzunehmen, Lebensmaterie als bewusst intelligent zu generieren und diese Offerte mit der Begabung einer kreativ Humanen Haltung mit anderen zu teilen.
Die allgemeinen Hörsäle dieses Enbodiments sind in den universal ausgestatteten Billionen Zellen des Körpers zu entdecken, die eine Geschichte von mehreren Milliarden Jahren Vorlesung über Kooperation und Kommunikation aufzuweisen haben.
Die Ausstattung wie auch die offen, ausgerichtete Lebensintelligenz der Zellen, ermöglicht dem neuronalen System einen unmittelbaren Zugang und Zugriff auf die Wahrnehmung der Lebenszusammenhänge. Die Intuition ist das erste offene Fenster zum Innenhof dieser Intelligenz, das der Mensch für sich selbst öffnen kann.
Ein weiterer Meilenstein in diesem Jahrhundert zeichnet sich für die Spezies Sapiens auf dem Weg zur Menschwerdung ab.
Auf dem Zettel in der Hand der jungen Generation kann man an den Rändern eine handschriftliche Notiz lesen, die sich als ein historischer Schritt in der Erkenntnisgeschichte des Menschen erweisen könnte. So wie damals, vor 500 Jahren, als in den Aufzeichnungen auf geschöpftem Papier zu lesen war, das die Erde keine Scheibe, sondern als eine im Weltraum sich drehende Kugel ist.
Auf dem Zettel der jungen Generation steht diese Notiz:
Die Welt als ganzes Wahrnehmen.
"Sich sehen"
Die tiefe Bedeutung dieser Worte liegt in der Ablösung wie Entbindung vom einem überkommenden Denkmuster, das die Natur, den Menschen, wie auch den Kosmos als ein„unbewusstes, totes Etwas“ ansieht und bewirtschaftet.
Die junge Generation, mit einem über die herkömmlichen Konventionen ausufernden, „explosiven“ kreativen Begabungen und Vermögen, will sich nicht länger eingefriedet und beengt wissen, ausgeschlossen werden von der Gestaltung, der allgemeinen Teilnahme und Teilhabe an dem Reichtum dieser offenen Lebensintelligenz, will selbst nicht weiter neurotisch gepolt werden in einem ewigen „hin und her“, sich nicht als ein „totes Objekt“ bei lebendigem Leib denken müssen.
Die lebensbejahende Wendung dieses Denkens bedeutet, dass die einzelnen Individuen sich als Teil der Natur, sich in Ursprung und Gegenwart als kreatives humanes Subjekt ansehen, dessen Weg darin besteht, würdig in Freiheit kreativ teilzunehmen und teilzuhaben an dem Vermögen dieser Lebensintelligenz, um sie mit anderen in Freude zu teilen.
Sich selbst als ein souveränes, mündiges, teilnehmendes Lebewesen zu sehen, das in der Lage ist, mit Individualität auf das „WIR“, auf die gesamte offene, mentale Richtungsintelligenz des Planeten Bezug zu nehmen, um aus diesem neuen Wissen nicht nur den nächsten sozialen Schritt der Menschwerdung zu generieren, sondern auch ein integrales Wirtschaftsleben in seinem jeweiligen lokalen Lebensraum zu initiieren.
Die Frage, die sich stellt: Wie nun zeichnet sich handhabbar ein passabler Weg, diesen Erkenntnisschritt allgemein wie individuell aufzuheben?
Wäre es ein Zugang, wenn der Mensch zuerst einmal die Möglichkeit eröffnet wird, diese Welt als ein Ganzes, dieses Lebewesen Erde, das wir ja selber als Teil der Natur subjektiv sind, dieses - Live - wahrzunehmen im öffentlichen Kulturraum, um sich wirklich und wahrhaftig als ganzer Mensch „lebendig“ zu fühlen und zu sehen?
Ist es nicht eine ganz neue, in der Tiefe wie in der Höhe, in der Welt der kleinsten Teilchen, wie in die Ausdehnung des Kosmos, eine ungeheuer lebensintelligente Welt, die wir da wie eine völlig neue Landschaft erstmals kreativ human betreten können?
Wäre das womöglich ein Anfang für dieses neue Denken von Welt, wenn dem Menschen eine mediale Architektur im öffentlichen Kulturraum frei zugänglich wäre, damit er diese neue Welt in allen Facetten wahrnehmen, studieren und generieren kann?
Böte nicht die Ansicht der Erde aus dem Weltraum - Live - eine solch mediale Basis für eine öffentlich zugängliche Architektur einer Welt als Ganzes? Ist diese Ansicht nicht eine Ansicht, die als Weltkulturgut, als mentale Konstante aufgenommen gehört die in Erkenntnisgeschichte der Vereinten Nationen? Ein Weltkulturerbe, das es als Ursprung und Gegenwart von Lebens zu schützen gilt?
Spricht man heutzutage von notwendigen Investitionen in den digitalen Wandel der Gesellschaft, so bedeutet das nicht automatisch auch eine Investition in die Lebensintelligenz des kreativ Humanen, in die Anhebung der analog sozialen Beziehungswelt des Menschen, sowie einen allgemeinbildenden Zugang zu den Lebenszusammenhängen des Planeten, aus denen sich das neue Wissen generiert und kommunikativ abbildet.
Eine Voraussetzung für eine friedliche, humane und integrale Entwicklung der Gesellschaften in ihren Nationen wird sein, dass den Individuen dieser allgemeinbildende Zugang zu einer Architektur einer Welt als Ganzes im öffentlichen Kulturraum - live - ermöglicht wird.
So wird es dem Menschen ermöglicht, diesen historischen Erkenntnisschritt emotional wie auch intellektuell in sich frei aufzuheben und mit anderen kommunikativ zu teilen.
Erst dann lässt sich seriös von einem historischen Erkenntnisschritt in diesem Jahrhundert sprechen, von einem wirklichen Wandel, einem von der Allgemeinheit frei gewählten Fußabdruck, der über Generationen hinaus weitergetragen wird von einer offenen Lebensintelligenz, eines kreativ humanen Zusammenlebens auf diesem blauen Planeten.
Johan van der Leeuwen
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