Freitag, 11. Februar 2022

der letzte Mohikaner

 

Der Tag trüb.

Das Licht fahl. 

Ein Tropfen schwarzer Tinte in einem Wasserglas.


Sitze in meinem frisch gemachten Bett an diesem Abend und erinnere den letzten Mohikaner. 

Ein Buch aus den 50gern. 

Mein Bruder las schon früh Bücher, flog mit seinen roten Haaren weit hinaus in die Welt der vielen Abenteuer mit  all ihren spannenden Buchstaben. Auch das Buch "der letzte Mohikaner" war unter diesen vielen Büchern. Ich habe es nicht gelesen, aber die Zeichnung auf dem Umschlag des Buches erinnere ich noch heute nach diesem trüben Tag im Dauerregen.

Ich war zwei Jahre jünger als mein Bruder, hatte in dieser Zeit, während mein Bruder ein Buch nach dem anderen verschlang, auch eine Passion. Brav warst du, wurde meine Mutter nicht müde immer wieder im Familienkreis zu wiederholen, du warst brav und mittags lagst du selig in deinem Bettchen. 

Dann, irgendwann im Sommer nur noch auf zwei Beinen raus, nix wie raus und mit meinem Dreirad mit den weißen Ballonreifen um den Bahnhof herum, bis ich schwindlig wurde und meine Mutter aus dem zweiten Stock das Bahnhofs von oben aus dem Fenster schauend zum Abendbrot rief. 

Etwas später, Beine und Arme waren jetzt länger, wurde ich ein Freund des Fahrdienstleiters und seiner roten Mütze, den vielen Stellwerkhebeln, der roten Kelle, der Pfeife im Mund und dem Taschenmesser, das er immer herausholte, wenn er seine verbeulte Brotdose aus der schon mürben Ledertasche kramte. Mit ihm hielt ich Sommer wie Winter, ich ging noch nicht zur Schule, Züge an und lies sie auch am Bahnsteig mit meiner erhobenen Kinderhand abfahren. 

Herrlich. 

Mein Bruder hatte irgendwann alles ausgelesen und wurde zum schnellsten Mann auf Rechtsaußen. Ich folgte ihm mit dem Ball am Fuß, schmiss mich vor lauter Freude immer wieder auf die warme Erde, fing den blauen Ball auf, schmiss mich wieder hin und staunte im Fallen über das wundersame Schweben im Weltenraum.

© by J.G. 

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