Freitag, 25. Februar 2022

I. Brief an einen sterbenden Freund

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         27. April 2014

                                                                                                                                           

Teuerster,

bei Frühlingswetter sitze ich im Garten, mein erster Ferientag, auf der Terrasse nach Süden zu meinen Nachbarn hin. Früh aufgewacht, habe Marie kurz den Mund abgewischt, unter die Dusche, dann ihr ein paar Löffel Apfelsaft gegeben. Um kurz vor acht Uhr parkte ich mein Auto gegenüber dem Markt. Mit 45 € im Portemonnaie kaufte ich Äpfel, Spargel, ein dünnes Kalbsschnitzel, Gemüse für Maries Gemüsesuppe, zehn Eier, Salat und Brot, ein halbes Roggenbrot geschnitten. Kurz vor neun Uhr war ich wieder im Haus.

 Ava war inzwischen da, kümmerte sich um Marie, gab ihr passiertes Frühstück, Eier, süßes Brötchen mit Marmelade und Butter. Ich schnitt derweil das Gemüse für die Suppe, blanchierte das Gemüse im Topf, löschte mit Hühnerbrühe ab, ging runter in den Keller und machte die Wäsche. Inzwischen war Ava fertig mit Maries Frühstück, so konnte ich das Bad fertig machen für ihre Dusche. Mit Spitzfüsschen auftretend schleppte ich sie von ihrem Zimmer die 25 Schrittchen ins Bad, setzte sie aufs Klo, zog ihr das blutige Hemd aus und brauste sie mit warmen Wasser ab. Nach zehn Minuten war sie geduscht und es ging den Weg mit Bademantel übergeworfen zurück in ihr Zimmer. Dort hatte Ava schon das Bett frisch bezogen, aufgeräumt. Sie fasste Marie bei den Füssen, ich unter den Armen, so legten wir sie auf ihr Sofa. Ava deckte sie zu, fönte ihre Haare, verband ihre offene Wunde an der rechten Brust, zog sie an. Ich war derweil im Bad, machte das Bad sauber mit Essigreiniger. 

Es war kurz nach 11 Uhr. Zeit für mein Frühstück. Ich entschloss mich das Frühstück, heute am ersten Tag meines einwöchigen Urlaubs, zu zelebrieren. Nicht auf dem Sofa im Musikzimmer, sondern auf der Südterrasse mit einer weißen Tischdecke, die von Ostern noch aufgelegt war. Nachdem ich aufgedeckt hatte, die Zeitung links neben mir liegend platzierte, lass ich die Überschrift, „Ukraine warnt: Russland will den Dritten Weltkrieg“ Kurz blitzte eine Zeile über die Headline des Tages, die ich aus der vergangenen Woche erinnerte „Putin ist nicht Puschkin“.


© J. G: 

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