Donnerstag, 31. Mai 2012

warten sie nicht


ich komme mit


an diesem losen tag
singe ich auf den treppenstufen nach unten
schnippe mit den fingern

I say goodby
to my eyes the old
I say goodby
to my mind the old

I say adieu
another lover then I heard
no path
no course
no end or goal 
there was

alles ohne amboss und klavier
schon in der früh
eine umarmung im kohlenkeller

da fällt der alte friedrich wilhelm hegel hinterrücks auf die knie
so wie van morrison mit seiner stimme vom kieselstrand
I`m down on my knees
für´s umdrehen braucht es keine zeit
aber lange dauert es, sehr lange
bis ich ihn sehen kann

ein unbemerkt häufiger beginn
kupferhände mit 2 briketts
jetzt das schwarze gold in meinen atemzügen
der verzicht kommt ohne brandung
die milliardenfrage löst sich leicht

das nacheinander hat ein ende

ich bin überrascht seine stimme zu hören
sie schrillt mikrophon
wie ich sie aus einigen vorzimmern von
sekretärinnen kenne

kommen sie, wir gehen nach oben, sage ich
nehme ihm dabei die zwei briketts ab
drücke ihm dafür 3 dosen erbsen
in die hände und sage
meine freundin besucht mich heute abend
kommen sie
selber nehme ich 2 flaschen wasser
und ein paar äpfel

im treppenehaus tippt er mir von hinten auf die schulter
und sagt, er fühle sich mißverstanden
vor meiner haustür im 1. stock starre ich
auf seine kleinen knorrigen hände
er betrachtet meine füße ohne schuhe und sagt
als ich den schlüssel im schlüsselloch umdrehe
nicht erst seit 200 jahren

mit der rechten fußspitze stoße ich die tür auf und sage
die dosen können sie auf die fensterbank stellen
dort drüben

auf dem küchentisch glänzt eilig das magazin
ich lege
die 4 stumpfhäutigen äpfel drauf und verfolge
seinen dünnbeinigen gang durch die küchentür

besonders mißverstanden hat man mein
gedrucktes wort, dass alle
weltgeschichtlichen tatsachen sich 2 mal ereignen
sie schreiben
einmal als tragödie
und ein anderes mal als lumpige farce

vor dem fenster in meinem zimmer
wurschtelt er die gardinen beiseite
meine lenden folgen in einem grandiosen fall
seinem blick ins freie

mir kam damals dieser gedanke
als ich meine schwarzen schnürschuhe
zum schuster brachte
ich rufe ihm aus der speisekammer zu
reden sie ruhig weiter
ich höre schon

die sohlen unter meinen alten schuhen waren nach
8 jahren abgelaufen
es war die zeit der phänomenologie des geistes

ich höre
reden sie nur
ermunterte ich ihn

...aber die kugelfläche
die welt des individuums
hat unmittelbar die zweideutige bedeutung
an und für sich seinende welt
und lage
und welt des individuums
entweder insofern zu sein, als
dieses mit ihr nur zusammengeflossen wäre...“

kaffee oder tee, rufe ich
tee
ich halte mich
atmosphärisch quer im türrahmen
den sahnebecher in der einen
in der anderen hand den mixertopf
und sehe
wie er mit erdkrummem buckel langsam auf dem
parkett hin und her wiegt
und dabei beide händchen
wie wundpflaster auf seinen augen liegen

...zusammengeflossen wäre
so sie
wie sie ist
in sich hineingehen lassen und
gegen sie nur als formelles bewußtsein
verhalten hätte...“

er dreht ab auf seinen logikbauch
hebt den kopf
muschelt seine ohren mit kupferglanz
und ruft laut
hin zu den ackerwinden
so wie damals der choreograph bei neruda

...oder aber welt des individuums so zu sein
wie das vorhandene
von ihm verkehrt worden ist“

die letzten dramatiker sterben aus
wie die elefanten in afrika, sagte ich 
und rutsche am rahmen
nach unten
wollen wir sie vor dem aussterben retten
vielleicht einen verein gründen

ist es nicht eine tragödie
wenn ich meine alten schuhe zum schuster
bringen muss, nur weil ich annehmen kann
dass es möglicherweise 2 thaler kostet, 
und ist es
eine lumpige farce, wenn
ich nach 8 jahren meine guten sohlen ansehe und
feststellen muss
dass dieses leder durchgelaufen ist,
 also
löcher hat und ist
es gleichwohl ein lebensbedrohlicher grund zur sorge
wenn ich diesen vorgang
in meinem leben
vielleicht 10 mal wiederholen muss

ist die geschichte
ein tragödie
gleich einer neuen schuhsohle und
ist sie eine lumpige farce
gleich einer abgelaufenen sohle, 
wenn sie sich so
überwindet

aus heller bronze lache ich ihn an
auf dem boden vor mir
liegt die orginalausgabe
eine lose blattsammlung
ungebunden 162 cm, friedrich wilhelm
helga, wie meine freundin ihn am abend
liebevoll nennen wird

morgen werde ich in der zeitung lesen
dass ein englischer historiker
zu der auffassung kommt
geschichte ereigne sich sogar zweimal als tragödie

mit diesen worten steht er auf seinen kleinen füßen
vor mir am türrahmen, nimmt mir den mixertopf
und die sahne aus den händen
zieht mich aus dem bild und sagt
kommen sie, gehen wir in die küche

hier, sage ich
haben sie einen mixer für die sahne
stecken sie den stecker in die steckdose
dort
aber passen sie auf mit der elektrischen energie

so langweilt man sich nie
schreiben sie in den zeitungen, sagt er
mögen sie apfelkuchen, frage ich
wir warten am besten auf ihre freundin
antwortet er

 ©   by  J. G:

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