Freitag, 4. Mai 2012

oberlicht




"Nicht alle haben es mit ihren Füßen bis auf die karstige Höhe geschafft, haben sich schon im ersten Anstieg selbst Ausblick und Flamme genommen. Wolfgang war geologisch gebildet, lies lieber den Werther sterben und blieb selbst am Leben.

Warum springe ich an diesem stürmischen Morgen auf diesen quietschenden Sonntagszug?

Habe ich doch selbiges seit Jahren im Reisegepäck, schreibe mir an dem eisernen Rad der Geschichte wie der Zurücknahme des literarischen Selbstmordes irischen Buddhas das Herz frei und Finger wund, so als wolle ich mit dem naiven Spiel des göttlichen Kindes über den erblindeten Spiegel des erwachsenen Denkens wischen, damit für einen Augenblick Licht aus dem Anfang der Welt vom Scheitel bis zur Sohle fällt.

Die Geschichte hat ihren Ausgangspunkt in der Erzählung „Ein herrlicher Tag für Bananenfisch“, in der Salinger (Neun Erzählungen) seinen buddhistischen Helden in einem Hotel am Meer Selbstmord begehen lässt.

Im Hotelzimmer 507 drehe ich an diesem Morgen den Sargdeckel um, hebe den Selbstmord Buddhas auf und lasse den Charakter Seymours in einer anderen Zeit und in völlig anderen Zusammenhängen auferstehen.

Die Poesie scheitert nicht an der Welt, vielmehr hebt sie die Welt darin auf.“

  ©   by  J. G:

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