Dienstag, 5. März 2024

Ein Brief

Monsieur,

 

Belauschtes Leben.

Sonntag.


Alle Türen und Fenster im Atelier geöffnet.

In meinem Schoß, sie, eine Rose.

Aufgeworfen in ihren Blättern.

In den grünen Kronen gegenüber singt gefiedert Sternenstaub.

 

Nach Wochen der Betriebsamkeit, nach Tagen und Nächten des Marschierens der Pinsel im Gleichschritt der Striche, dem glitzernden Aufenthalt im Wartesaal der Pigmente, dem blinden Schauen im Sand der Zeit, hundemüde des Übermalens der Flächen, einer Ohnmacht im Schlafe kosmischer Nacht, flamme ich mit ihr im Schoß auf hin zu einem immerwährenden Tag.


Monsieur,

kommen sie vorbei.

Sehen sie mit mir.


Dieser Morgen ist heller und gleißender als all die übermalten Schichten der Tage.

Ist älter als Ursprung, jünger als sein Beginn.


Monsieur, 

am Nachmittag ein Spaziergang am weißen Fluss.

Kommen sie.


  ©   by  J. G: 

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