Meine Wohnung hat jetzt eine neue Küche. Zwei Lichtschalter fehlen noch. Vielleicht sollte ich mich beeilen. Doch ich komme mir so vor, als würde ich derzeit nur vitaminarme Blätter essen wie das Faultier morgens in der Früh vom Badezimmer in die Küche eine halbe Stunde braucht.
"Blinder Marsch und höchste Tiefe" J.G:
Im Schützengraben des freien Lebens sprengte Alfred Jarry mit seinen Schriften, seinen Theaterstücken und seinem eigenen Arsch den Weg frei für all die Künstler, die Anfang des 20. Jahrhunderts zusammen mit den Entdeckungen der Physik damit begannen, die Welt aus ihren unbewussten Angeln zu heben.
Mit seinem König Ubu, Roi Ubu, schlug er das klassische Theater kurz und klein. Es sollte, was damals noch keiner ahnte, der Geburtsschrei einer neuen, einer von bürgerlichen Konventionen enthemmten, individuellen Darstellungen von Leben sein.
Jarry klingelte bei seinen Radtouren nicht mit einer Klingel, sondern gab dafür Revolverschüsse ab. In das Cafe stürmend rief er:
„Ist das nicht schön wie Literatur“
Alfred Jarry 1873 – 1907
So verlegte er kurzerhand die Passion Christi in ein bergauf führendes Radrennen mit dem heiligen Matthäus als Sportreporter und einem Radchampion Jesus, der von der zwölften Kurve ins Jenseits befördert wurde.
Der Korken für das 20. Jahrhundert war aus der Flasche und all die großen Angsthasen und Liebhaber des ungebundenen Lebens, all die Taugenichtse und Nachtigallen der Boheme, all die konservierende Spreu der Räsonierer, all die Klugscheißer mit ihren peniblen Bleistiften, ihren malerischen Stummelschwänzchen und alkoholisierten Wagenladungen von Revolutionen wagten sich in den Jahren danach aus ihren kleinbürgerlichen Verstecken, aus ihren verschulten Schreibstuben, ihren kalten Ateliers, malten, schlugen, kratzten und schrieben sich mit ihren elend hellen Brüchen nieder in das Ringbuch der Welt. © by J. G:
Montag, 27. Juni 2011
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
sapiens revue
„Die alten Kaiser besetzten das öffentliche Wort negativ. Die Neuen machen das auch. Mit Macht. Der Mensch soll tunlichst seine sterbliche ...
-
For centuries In the purple city Highest harmony The misery of power. Substitute for the soul. Highest surveillance highest annihilation hi...
-
Sind die Buchstaben auch noch so feingliedrig geschliffen oder schroff hingeworfen, es bleibt ein unerklärliches Echo der Unvollkommenheit, ...
-
einen kuss für dieses wort gab sie ihm es war poesie das lied der unsterblichen © by J. G:
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen