Sonntag, 11. Mai 2025

noch in der Nacht



Nach dem Eintauchen in den deutschen Idealismus und seiner Protagonisten, Fichte, Hegel, Schiller, Goethe, Herder, Hölderlin, Novalis, Klopstock, Schlegel, Tieck, Kant, es liest sich wie das "Who is Who" am Seziertisch eines verzückten Geistes, legte ich mir den warmen Mantel der Romantik an und ging im Morgentau am Waldrand mit dem Hund spazieren. 

  

Die trililierenden Wandervögel des Geistes, das Apollinische und das Dionysische, und die in ihrem Tornistern gehüteten Büchlein mit den hellen und dunklen Lichtgebeten, finden sich und die blaue Blume weltöffentlich im 20. Jahrhundert erwacht aus dem Traum der Sehnsüchtigen, rekrutiert und geistig ausgeraubt auf dem Zauberberg der Materialschlachten, Flüchtlingstrecks und Leichenfeldern wieder.

 

Nach nur 150 Jahren der Aufdeckung, Beobachtung, Erkundung, Teilnahme, Kartierung und Systematisierung des im engen "Kästchen" (C.G. Jung) eingepferchten romantisierten Geistes, lechzte der in feudaler Träumerei kasteite Körper nach einem  Hurra, nach einem Marschbefehl, nach diesem endlich "ins Feld" ziehen.


All das wurde literarisch flüchtend aus der Sterblichkeit besungen von den "Verzückungsspitzen" eines Zarathustras, von dem "Heil mir, das ich Ergriffen sehe"(Thomas Mann), erhitzt von dem aufziehenden Jahrhundert eines "Stahlgewitters", buchstabiert und gepresst in die Druckerschwärze einer religiös aufgeladenen Erlösung, einer Krönungsmesse, die, mit Standarten beflaggt, endlich den Glanzpunkt gekommen sieht, um den rassereinen Eintritt in die "Höherentwicklung von Volk, Reich und Menschheit" zu verkünden.


Was für ein Schauspiel auf der noch jungen Bühne des Zerebrums.


2007 ©   by  J. G:

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