Sonntag, 31. März 2024

denkmal

da steht sie

die kultur

der spezies sapiens

das ich weiß

zur abreise bereit

wieder mal

mit dem koffer in der hand

den blick gesenkt

ins kleine loch

der  erde

hier

im sonnenfleck

der kosmischen Provinz

soll schluss sein

auch an feiertagen

nebenan

auf dem schlachtfeld

und gegenüber

immer und wieder

ins ende gedacht

das leben

erschossen

erdrosselt

vergiftet

vergewaltigt

beiseite geschafft

ausgelöscht

und begraben

das licht

des uralten Steins

in seinen kinderschuhen

das überall

das mit

atmet

spielend will

und im ohr

dem großen radio

  alles hellauf verteilt


                                                                                                                                                                                                                 ©   by  J. G:




Montag, 25. März 2024

23. März

 9 Uhr auf dem Markt bei Sonnenschein.

Es ist kühl, erfrischend.

Kleiner Einkauf, ein Liter Olivenöl bei dem Olivenhändler in dem kleinen Wagen, unweit des Bahnhofs.

Er erzählt von dem Bauwerk Angkor Wat, an dem Handwerk zu besehen ist, das hochtechnisiert hergestellt sein müsste, bemessen nach unseren heutigen Maßstäben. 

Doch die gab es damals offensichtlich nicht


Staunen.


Diese kurze Geschichte, mit allen Auslagen von Schafskäse und Oliven vorgetragen, veranlasste mich, ihm meinerseits von einer Erzählung zu berichten, die ich vor einigen Monaten gelesen hatte.


In dieser Geschichte nimmt ein Artefakt eine besondere Rolle ein.

Es handelt sich um eine Tonscherbe, gefunden unweit des Südpols.


Sie verweist auf eine sehr frühe mentale Kultur, die das mündlich tradierte Wort in ihrer Gesellschaft offensichtlich hoch bewertete. In dieser Gesellschaft wurden Tongefäße hergestellt, wie in vielen anderen Kulturen, versehen mit besonderen Zeichen, Linien, Strichen und Farben.


Jedoch wurde dieses Tongefäß in einem öffentlichen Ritual, so in der Geschichte erzählt, absichtlich zerbrochen.


In der Erzählung beruft eine Akademie einen älteren Mann zu sich in die Runde kluger Häupter, die archäologisch Bedeutung dieses Artefaktes schlüssig zu bewerten. Sie selbst jedoch sieht sich als staatlich kulturelle Einrichtung ausserstande dieses befriedigend zu leisten.


In der Beurteilung kommt der Mann in der akademischen Runde zu der Vermutung, dass es eine frühe mentale Kulturgemeinschaft gegeben haben könnte, eine sehr frühe, die mündliche Überlieferungen höher bewertete, als das in Ton Gezeichnete und Eingebrannte in einem Gefäß.


In der Deutung dieses Rituals wird ein historisch bedeutsamer Aufgang gezeichnet, dass das im Wort mündlich Überlieferte eine sehr tiefe Wirkung erreicht für die Kommunikation, für die mentale Entwicklung von Leben.


Es scheint der Klang des Wortes, seine weitreichende Schöpfung für den Fortgang von Leben zu sein. Es ist dieser Klang, der tiefer ins Lebendige, tiefer eindringt in das zu Erinnernde von Herkunft und Gegenwart, als das nur zwei oder dreidimensional Begrenzte, die aufgemalten und in Ton eingebrannten Zeichen.


Das mündlich tradierte Wort, das seit Anbeginn pulsierende Kleinod im Ton, bezeichnet als die Erde unter den Füßen, das hatte, nach der archäologischen Gewichtung dieser Tonscherbe in jenem akademischen Forum, so der Einlass des alten Mannes in der Geschichte, eine über die Generationen weitreichenden Tenor, den es unbedingt, für das, was Leben ist, zu aufzuheben gilt.


Um welches Kleinod handelte es sich?


In dieser Erzählung, ich erinnere, wird indirekt die Unterscheidung zwischen dem festgeschriebenen und dem über Generationen mündlich überlieferten Wort ins Licht des Lesers  gestellt


Wie kommt eine mentale Kulturgemeinschaft in einer tausende Jahren zurückliegenden Zeit dazu, einmal bedeutende, rechtlich auch womöglich verbindliche Zeichen, eingebrannt in einem rituellen Tongefäß, absichtlich und öffentlich wieder zu zerbrechen?


Ja, was, fragt man sich?

Was ist das für ein Ritual?

Zu schaffen, um es dann wieder zu zerbrechen, mit einer Absicht?!


Spricht der Autor dieser Erzählung die Poesie des Unsterblichen im Sterblichen an, das Ewige im Vergänglichen, das Unendliche im Endlichen, das Hellauf im Sein, das stille Wunder, das Werden im Kommen und Gehen, das lebendig beheimatet ist in allen physischen Herzkammern, das über dieses Ritual sich lebendig erinnert, für wahr genommen mündlich aufflammt, wenn ankündigt der Wandel selbst das Festgeschriebene wieder zerbricht und dem Klang im Ton erneut das Wort lebendig in die grüne Kehle reicht?


Ja.


  ©   by  J. G:





Das



Aus dem großen Hintergrund

 Radioaktiv informiert

Die Materie

Schon kurz vor Beginn

Der Vorstellung

Übernatürlich vermögend

Der Text

Begeistert aufgenommen

Im ganzen Ensemble


©   by  J. G:


„Mit dem gelehrten Schwindel

frommer Grablegung allein ist heute kein Blumentopf mehr zu gewinnen.

Der Bestattung von Materie als ein unbewusster Körper, diese Verfinsterung der eigenen Sonne im Leib, 

von diesem trügerischen Geldschein auf der Membran des Denkens 

wusste nicht nur der Zimmermannssohn aus Judäa, 

sondern die strahlende Einsicht ist heute in jedem normalen Haushalt 

zumindest schon mal technisch in Gebrauch.“


            Johan van der Leeuwen

Sonntag, 24. März 2024

Hochsommer



 Heute 

das Schönste

den Blumen im Garten Wasser geben



„Legen wir uns nur einen Augenblick 

auf das Haupt des Anfangslosen nieder, 

so lassen uns die lichten Zellen des Leibes sehen, 

wie sich alles hellauf fügt zu seinem liebenden Grund“   



©   by  J. G:




Freitag, 22. März 2024

liebkose



meine rose

indianer
hebe meinen jungen leib
über die alte erde
nimm den honig
und reite davon

copyright by J. G: 

14.11.2010

Dienstag, 12. März 2024

Im Hinterhof


an einem sonnendurchtränkten Tag

zwei turnende Mädchen

im Licht des Auges

die Einheit allen Geschehens

uralte Materie

bewusst

belebt



  ©   by  J. G: 

Dienstag, 5. März 2024

Ein Brief

Monsieur,

 

Belauschtes Leben.

Sonntag.


Alle Türen und Fenster im Atelier geöffnet.

In meinem Schoß, sie, eine Rose.

Aufgeworfen in ihren Blättern.

In den grünen Kronen gegenüber singt gefiedert Sternenstaub.

 

Nach Wochen der Betriebsamkeit, nach Tagen und Nächten des Marschierens der Pinsel im Gleichschritt der Striche, dem glitzernden Aufenthalt im Wartesaal der Pigmente, dem blinden Schauen im Sand der Zeit, hundemüde des Übermalens der Flächen, einer Ohnmacht im Schlafe kosmischer Nacht, flamme ich mit ihr im Schoß auf hin zu einem immerwährenden Tag.


Monsieur,

kommen sie vorbei.

Sehen sie mit mir.


Dieser Morgen ist heller und gleißender als all die übermalten Schichten der Tage.

Ist älter als Ursprung, jünger als sein Beginn.


Monsieur, 

am Nachmittag ein Spaziergang am weißen Fluss.

Kommen sie.


  ©   by  J. G: 

sapiens revue

„Die alten Kaiser besetzten das öffentliche Wort negativ.  Die Neuen machen das auch. Mit Macht. Der Mensch soll tunlichst seine sterbliche ...