Freitag, 12. Januar 2024

Mittagsstunde II.




Wie sieht die Ethik des zivilen Überlebens im Amerika der 70 Jahre des letzten Jahrhunderts aus?

Die Eltern von Michelle Obama haben ihrer Tochter folgende Worte mit auf den Weg gegeben:

„Das Leben ist nicht fair. Das ist eben so. Du bekommst nicht immer, was du verdienst, aber du musst hart arbeiten, um zu bekommen, was du willst. Und selbst dann bekommst du es manchmal trotzdem nicht.“ 


"Journalisten, Interpreten und Kritiker 
tummeln sich in den Meinungen der Welt. 
Poeten holen Licht, 
das Wort der Morgenröte,
aus der unbeschreibbaren Welt."


In der "Zeit" vom 15. Januar lese ich ein Interview von Asa Kasher, Prof. der Philosophie. 
Er berät die israelischen Streitkräfte.

Er versucht den Akt der Selbstverteidigung Israels mit dem Satz zu rechtfertigen „Das Töten sei nicht der moralische Kern“, der moralische Kern sei die  Selbstverteidigung. Er selbst habe die Richtlinien für den Kampf gegen den Terror mit verfasst. 

Der Angriff auf Gaza rechtfertigt er als „Kriterium des letzten Hilfsmittels“ gegen die Hamas.

Glaubwürdig erzählt er, dass ihn jeder einzelne Fall, in dem ein Mensch zu Schaden kommt, schmerze. 
Er triumphiere nicht, so wie die Hamas Selbstmordattentäter feiern, wenn Menschen getötet werden, aufgrund der permanent angespannten Sicherheitslage Israels. Er empfinde keine Freude, wenn "es also sein muss". Am Ende des Interviews wird es etwas eng für den Joungleur ethischer Richtlinien.

Der Journalist spricht die Kühle der Kalkulation an, mit der Israel „zielgenau“ im Gazastreifen terroristische Aktivitäten mit dem Töten von Menschen abwickelt. Der Philosoph greift in die Schatztruhe der christlichen Vorbilder. Er zitiert Thomas von Aquin, der sich es nicht nehmen ließ über einen gerechten Krieg nachzudenken.


Thomas nannte drei Bedingungen für einen Krieg:
1. Eine Mandat, auf dessen Befehl hin der Krieg geführt werden muß...
2.  Einen gerechter Grund...
3. Drittens, die rechte Absicht...

Mit der letzten Frage wird die Lage ernst für den Philosophen.
Legitimiert nicht die ethische Reglementierung des Tötens jenen Rest an Selbstzweifel, der Humanität erst ausmacht, so Patrick Schwarz, der Journalist.

Antwort: „In der Bibel steht sinngemäß: Zögern hat seine Zeit und Entscheiden hat seine Zeit.
In der Militärakademie diskutieren wir im Fach Ethik alle möglichen Ansätze, Aspekte und Prinzipien. Aber dann gibt es einen Punkt, an dem gehandelt werden muss.“

Van der Leeuwen mischt sich ein.
Er sagt: Die Entscheidung unterliegt dem limbischen System.

"let it be" The Beatles

Das meine ich, wenn ich von philosophischer Plastikfolie spreche, einer neuronalen Sinnverpackung, mit der auch der Autor umwickelt ist. 
 
Die zweibeinige Spezies, mit der binären Ethik von „Sein oder Nichtsein“, mental eingezäunt in dem Weltbild unauflösbarer Gegensätze, rechtfertigt mit dieser „Kunst der Auslegung“ jegliche Tötung gegenüber anderen Lebensformen.

Eine moralische Rechtfertigung und Gefangennahme, die Sapiens seit tausenden von Jahren nicht Mensch werden lässt. 

Erstmals zitiere ich einen Satz von Herrn Helmut Schmidt, geäußert im Zeitmagazin.
 
Thema: Über Kriege im Rahmen der Menschenrechte. 

Die militärische Intervention, so Schmidt, sei eine Option, in einen internationalen Konflikt einzugreifen.
 
Die Erfahrungswerte zeigten aber, diese Maßnahmen haben kaum positive Erfolgsaussichten. Es sei unausweichlich ein Element der „conditio humana“, dass es Grausamkeiten, Verfolgung und Unterdrückung immer wieder gibt. Sie sind da pessimistisch, fragt der Interviewer als Kommentar ab. 
Schmidt: Die Menschen werden eines Tages einsehen, dass man Gewalt nicht mit Gewalt ausrotten kann.

Van der Leeuwen ruft mich an. Er sagt mir durch das Telefon, der Mensch schon, doch ob Sapiens es sein lassen wird, bleibt zweifelhaft.

Gestern sah ich eine Sendung über Evolution. 

Gezeigt wurde u.a. die langjährige Arbeit eines Bionikers. Er wies im Experiment nach, dass die Evolution mit kleinen Schritten die großen Herausforderungen wagt und meistert. Es seien, so der Wissenschaftler, immer nur kleine Korrekturen gewesen, die die großen Übergänge eingeleitet hätten. 

Diese Einsicht soll hier einen Platz finden.

So gehe ich mit den Worten von Herrn Schmidt mit.
Bis auf eine kleine Änderung in der Mitte.
Eine einfache Erkenntnis sei eingeflochten: es gibt nicht das Leben und auch nicht den Menschen, auch wenn man die Statistik mathematisch auf dem Rechenbogen bis zum Anschlag bemüht, um Mensch und Leben weiterhin zu trennen, damit beide ein Dasein als Objekt fristen.

Mensch und Leben befinden sich eingebettet in einem Doppelaspekt, so wie das Licht, es ist immer beides, so wie es ist und so wie es werden wird, richtungsoffen im Sein und Werden.

Beides. 

Nicht nur seit Darwin ist Leben doch von jener Einfältigkeit befreit.

Schaut man genau hin, so ist ein klitzekleiner Unterschied zwischen der Spezies Sapiens und dem, was er beabsichtigt zu werden, dem Menschen, festzustellen.

Die "conditio humana" wird von der Spezies Sapiens als naturgegebene Legitimation von Gewalt gegenüber anderen Lebensformen rational bemüht. 

Eine "conditio humana" von der "Werdens Seite" der Spezies geöffnet, von der Seite, die werden soll, einer Welt des "kreativ-humanen", sieht sich von der Gewalt und dem Töten gegenüber anderen Lebensformen historisch und konkret losgebunden. Weil es die Spirale der Gewalt nur fortsetzt und damit die Rechtfertigung von Gewalt an Leib und Leben erneut legitimiert. 

Also lassen wir es sein. 

Insofern haben wir es hier und heute mit einer Spezies zutun, jedoch mit zwei geistigen Einstellungen in der mentalen Entwicklungsform des Sapiens. 

Vielleicht ist der Satz „Sein.... oder .... Nichtsein“ von William, der Satz, der in der Geschichte der Buchstabenwelt der Missverstandenste von allen ist." 

   ©  by J. G: Januar 2009

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

überaus

 still ein blatt im wind   ©   by  J. G: