es ist Pfingsten
ein anderer Duft
- wilde möhre
braune Honigbiene -
die Uhren laufen
hier anders,
weiß Gott nicht erst am Mittwoch, dem verordneten Tag der
Besserung und der Anrufung, war ich wieder Zuhaus. Spät in der Nacht aß
ich altes Brot mit Butter und Salz. Heimat auf den abgewetzten Zähnen.
Die Art der Fügung,
eine Präposition, immer ein um, ein dazwischen oder ein auf und davon.
Heute, an diesem Tag des Aufsteigens, jedoch mehr
ein empor nach tief, als nur hoch und immer wieder weg.
Wunderbar schief und
brüchig diese Welt.
Ach, lassen wir den Schauspielern ihre waagerechten Bretter und ihr so dramatisch
mit Pathos vorgetragenes wohin, wohin nur?
Bleiben wir bei der schiefen Bahn, Madame, der schönen Ebene
nach dem geöffneten Raum.
Das Wunderbare an der schiefen Ebene, Madame, sie hat einen Steinbruch als festes Zuhause.
Jeder Stein ein Bruch und jeder Bruch ein Gott, so der große italienische
Bildhauer Buonarotti.
Wunderbar schief und brüchig diese Welt.
Da hören wir
plötzlich andere Töne, hören anderes im Abendland, hören nicht nur immer diesen
eisernen Ton der Posaunen von den Wehrtürmen.
Ein 2000-jähriger
Hörsturz endet hier glücklich. Die Kanzelsteher predigen alle wieder zu ebener
Erde und hören wieder auf den Organisten, was er schon Vortags an die
unverputzten Gotteswände schreibt.
Psalm 1
Sei willkommen
in der Materie,
sei willkommen im Erdenpalast.
In der Höhe, so in
der Tiefe.
Im Bogen, wie in der
Geraden.
Madame, die
Homöostase hat ihren Betrieb wieder aufgenommen. Jetzt haben wir ein inneres
Organ, das sich verlässlich um das Ganze kümmert. Auf sie ist Verlass. Kein Hohn mehr in den
Primatenkehlen, kein Produktivitätszuwachs mehr für das alte Irrenhaus.
O Madame, ein Leben, das bewusst sein will, was für eine Aussicht, 4, die 5 sein will, Licht will spenden, Eros, die 9 sein will. Was für ein Standort für die Venus.
Dort, auf dem Platz des Himmlischen Friedens brauchen die Alten und Müden keine Schlaf-
und Herztabletten mehr, die Kleinen keinen Zucker und das Wattenmeer keine
Fotokopien.
Madame, mir fällt
auf, das sie ihr Wissen nicht mehr unterschlagen, das gefällt mir, es ist ihr
Wissen, ihr Fragen, ihr Festmacher am Kai. Sie lachen Madame, sie haben Grund zur Freund.
Sie
wissen ja, unser Ich hebt noch im Todesschlaf das Medusenhaupt, bereit, die ewige Seele
zu erschlagen. Madame, lassen wir uns von der streng vorgetragenen Logik des Kopfes nicht länger porträtieren und in eine zweifelhafte Legierung wälzen.
Winkt hier doch nur
die aller erste Selbstbetrachtung der Materie, eine Premiere am zweifachen Kai,
adieu du mein lieb Heimatland. Hier verlassen wir die mathematischen Ufer. Zum
Abschied dann, Madame, ein Blick durch den Spiegel der Schiffskabine auf halbe
Welten. Erst hier kommen die Flügel hinzu.
Sie haben Recht
Madame, ein Wiedersehen, das ist schon was, damit wir wieder einmal Zeuge
werden, wie das Unwahrscheinliche wahr wird. In ihren Armen kündige ich das
Abonnement auf jegliche Wiederholung Madame.
Ach Madame, da ist
die Freude groß und das Herz weit, da antworten die strapazierten Sinne nicht
länger auf die eilfertigen Diener der Denkprimaten, da überhört man einfach das
Pochen an die äußere Tür, da bleiben die Kunden der Zeit draußen, kein Anruf,
keine Korrespondenzen, da ist einfach nur Ruhe im Karton, auch Ruhe in den
verschlungenen Arkaden des Schlafes, und Madame, lassen sie es auch nicht mehr
zu, dass man ihren Lebensschritt nachäfft, auch nicht mit seltsamen Träumen."
© by J. G:
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