Samstag, 18. Oktober 2014

u zlateho tygra

„Am Mittag, im engen Kreis der Taugenichtse, Rückkehrern, Pilzsammlern Sternendeuter und Slowaken, die mit der Pistole unter der Jacke, stippte er mir immer wieder einmal im Jahr unbedacht ins Öhrchen, so wie er am Morgen in der Früh neben seinen Katzen sein süßes Brot in den vollen Becher Kaffee tunkt, er sei ein bedeutungsloser Sklave des Unendlichen. 

 

Jeden Tag werde er geköpft, jeden zweiten stehe er von den Toten auf und einmal in der Woche fahre er gen Himmel. Einmal im Monat gibt es ein stilles Fest der Verkündigung, pro Quartal werde er sogar heimgesucht vom heiligen Geist, jeden zweiten, manchmal dritten Tag werde er gefoltert und sogleich selig gesprochen.

 

Wenn wir uns dann in der Schenke zum goldenen Tiger mit den anderen trafen, nahm er im Lärm des Wirtshauses seine Lippen von meinem Ohr und schaute mir direkt hinter den Frontallappen und behauptete mit dem fünften Glas Pivo, jetzt erst sei er übernatürlich nüchtern. 

 

Er sagte, alles sei eine einzige Wirklichkeit, eine aus dem Teilchenbeschleuniger, ein nichtauffindbarer Beweis, dass er ein Geschöpf des Göttlichen sei.

 

Vaclav, der Ingenieur, der seit zwei Jahren im Altersheim wohnt, saß rechts neben ihm am Tischende mit seiner blechernen Brotdose, stieß ihn bei dem Wort „Geschöpf“, wenn er es dann hörte, mit dem Ellenbogen leicht in die Rippen, nahm einen Pfifferling heraus und sagte, schau, dieser hier, den habe ich heute Morgen im Wald gesammelt, schau sie dir alle an, alle ohne Fehler, alle gepflückt, so wie du.“ 

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überaus

 still ein blatt im wind   ©   by  J. G: