Samstag, 15. Dezember 2012

keine messungen mehr






mein kohleherz


schon in der früh verschlägt ein  groschenroman mein gesicht 
auf der nächsten seite
stopft mir im kohlenkeller wahrheit
meine stinkenden socken in die hosentaschen

ohne requisite 
an den füßen flitze ich ins erdgeschoss
zeichne einen ganzen bogen 
aus der zeit 
und komme ohne das licht ausgewaschener farben
als mächtige kohlegrafik schräg vor dem
blinden spiegel zum stillstand

ich überlebe den anschlag und springe ohne
herzschlag mit halber drehung auf´s bett und
liebkose meine rose auf meinem kissen

im erdgeschoss riecht es nach schokolade, mutter und physik
ohne visum erhalte ich die aufführungsrechte und
komme an der seite eines geknickten pappbechers
über das wohlgeordnete doppelbett ins lachen

keine duelle mehr in der pracht der nacht
im dröhnenden dunst der werksbusse zedert
pünktlich das spiel des kontrabass

mit nackten fußsohlen
die ersten stufen
im 1. stock des bürohauses
ist das minenfeld geräumt
hasen können jetzt neben dem fußabtreter
ein heimat finden

am küchentisch schneide ich mein übergewicht in
kleine mundgerechte happen
falte sie in geschenkpapier 
und packe sie mit lendem tanz 
in einen großen karton richtung schwarzer hunger

hintenherum über die feuerleiter in die nächste etage

applaus auf dem hinterhof

klatschnaß steige ich durch ein seitenfenster in ein
unbeleuchtetes schlafzimmer
hier bewachen
paradiesvögel an großen breiten flüssen
echte liebe in würfelbechern

im conferenzraum sehe ich auf dem fußboden
neben dem flachen steintisch unbegehrten
silberschmuck. an der wand hängen
in 32 glasvitrinen einzeln ausgegstellt
blanke viertelstunden

ohne anfang und steighaken
die treppe weiter hinauf
der 3. stock
endlich schräg den himmel hinab
im 3. stoch ist 4 = 3
auf dem rechenbogen ruht der schimmer
von morgen und seit sonnenaufgang der lautsprecher
im schoß der sekretärin

eine neue seite im groschenroman
kein messbarer abstand mehr
ich schreite ab und sage 8
8 schritte von unten nach oben
7 schritte von oben nach unten

es ist noch vor dienstbeginn 
und ich sinke auf die knie
einen kinderschuh über dem horizont 
küsse ich den heiligen hügel
lege mein schwarzverschmiertes ohr in ihren schoß 
und höre
ja, ich höre wie das alte glas in mir zerspringt
oh 
was für ein glanz auf dir, mein kohleherz


© by J. G: 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

sapiens revue

„Die alten Kaiser besetzten das öffentliche Wort negativ.  Die Neuen machen das auch. Mit Macht. Der Mensch soll tunlichst seine sterbliche ...