Samstag, 18. August 2012

No Pasarán













Scham, befällt mich noch immer, damals wie heute.

War ich bei Hofe und die Versuchung war groß, den in Grün, Gold und Blau geschmückten Spiegelsaal zu betreten, dann beklagte das eigene Angesicht dumpf die Nichtigkeit der Existenz. 
Ein finsteres Gedankenschild, das die Kongestion entseelter Materie trägt.

Bleischwer hatte dieses schwarze Schild Meister William seinen Dänenprinzen vor dem Morden rezitieren lassen:

„Aus! Aus! kleines Licht! Leben ist nur ein wandelnd Schattenbild: Ein armer Komödiant, der spreizt und knirscht sein Stündchen auf der Bühn und dann nicht mehr vernommen wird. Ein Märchen ists, erzählt von einem Dummkopf, voller Klang und Wut, dass nichts bedeutet.”

Das Morden wurde delegiert.
Filmhelden erledigten das blutige Geschäft.
Selbst machte das keiner mehr.
Selbst der Mörder nicht.

Gegen den Feind des Friedens oder der Freiheit, gegen den Terrorismus, den Nihilismus und gegen den fanatischen Fundamentalismus, wie der katholische Papa in Rom hat verlauten lassen, gegen ihn soll im Namen des Kreuzes erneut zu Felde gezogen werden

Aus welchem religiösen Gesetzestext auch entnommen, von welcher Empore der politischen Macht dies auch ausgerufen sein mag. Mit dem Wort GEGEN verharrte die Welt in einem geteilten Zustand, irrend in den alten Schützengräben und Stellungen des Krieges.

Damals gegen die Indianer, vorgestern gegen die Juden, gestern, am Morgen noch die Kommunisten, gestern Mittag gegen Terroristen, gestern Abend waren es Journalisten, heute Nacht sind es wir, die Kinder.

„Natürlich wird da geschossen und gemordet. Das war schon immer so. Sie ruinieren ein gutes Geschäft“ So Beresowski zu General Lebedew, der im Konflikt zwischen Russland und Tschetschenien zu vermitteln suchte und der 2002 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam.

Die monotheistische Kasernierung schien über die Jahrhunderte ihre pathogenen Spuren nicht nur im Vatikan hinterlassen zu haben.

Beim Stellvertreter Gottes und seinen scharlachroten Schäfchen, die als Moralapostel am Tisch der zivilen Verwaltungsmacht saßen, rief das blasphemische Gebot des Zölibats, offensichtlich eine Amnesie hervor.

Die Erinnerung an den Ursprung, das Geburtshaus des Lebens, die süße Frucht des Seelenschoßes, der weibliche Kosmos wurde in Häusern, Straßen Bischofssitzen und Moscheen schwarz verschleiert, bei Ehebruch gesteinigt und zölibatär aus dem kosmischen Kreissaal der Weltentreppe verbannt.

Die klerikale Triebfeder des weltlichen Machtapparats und ihrer im Römischen Recht verwurzelten Obliegenheit war, das Kreative, das souveräne Freiheitsrecht, den Schöpfungsmoment, das, was im Sapiens als Menschwerdung aufstrahlt, die innere Sonne in allem Lebendigen und Toten, diesen Funken Göttlichkeit auf Gedeih und Verderb in allem wilden und freien Leben zu vernichten oder in den engen Verliesen des Denkprimaten, in dem hospitalen Gitterbettchen, gefangen zu halten.

Für die Halbwelt einer unbewussten Lebensorganisation war es von daher unerheblich, ob die Sklavenheere der Arbeit und des Konsums wählen durften oder nicht.

Oberstes Prinzip und erste Substanz einer unbewussten Lebensorganisation war und ist die Wachstumsformel "Münzrecht", die von der Herrschaftsform des privaten Großgrundbesitzes seit Jahrtausenden gewinnbringend eingebracht, gegen die Menschwerdung ruinös abgeschöpft wird.

Die Brotkörbe der Seele blieben leer.

Dies gelang der Halbwelt anscheinend umso besser, wenn im mentalen Erwachen des Lebens Verwaltungsruhe und militärische Ordnung herrschte, wenn die Mär von der dummen, toten Materie im Lebendigen, wenn der Aberglaube einer geteilten Welt in Himmel und Hölle als unumstößliches Gesetz als Buchstabe im Primatenhirn verschult und von den anschwärzenden Gazetten in alle Himmelsrichtungen als Realität plakatiert wurde.

Für die feudale Bewirtschaftung des Planeten erwirkte diese klerikale Sexualmoral maximalen Gewinn und die Aufrechterhaltung einer staatlichen Ordnung, die die Teilung der Welt in Oben und Unten für die ignorante Gedankenwelt des Sapiens in Recht und Gesetz festschrieb.

Die weltliche Macht etablierte eine Verwaltungsordnung, die die feudale Rangordnung demokratisch legitimierte, das Vorrecht des privaten Großgrundbesitzes als rechtens auswies, das Monopol des Geldhandels sicherte sowie den Krieg als Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln orthodox absegnete.

Es handelte sich um den Jahrtausend Jahre währenden schwarzen Irrgang des Sapiens, einem kriegerischen Labyrinth der schwarzen Spinne im Hirn des Denkprimaten, einem blutigen Terror gegen alles Leben, einer völligen Pervertierung der Evolution der Arten, die politische Verkehrung dessen was der „Mensch“ die „Masse“ die „Leute“ und das „Leben“ im Zusammensein auf dieser Erde sind.

Das Wort, der lichte Kehllaut der Menschwerdung, wurde im Hochdruckverfahren entleert und mit dem Big Business und dem politischen Geschäft der Aufrechterhaltung einer Lebensorganisation betrieben, die ausschließlich in den letzten hunderten Jahren mit der nachdenklichen Vor- und Nachbereitung von Kriegen beschäftigt war.

Eine totale Fehlgeburt der Lebenswerte hatte sich in die Köpfe eingenistet, eine monetäre Entwertung, die unter dem NS-Staat im letzten Jahrhundert ihren staatlich organisierten Höhepunkt zum Erschrecken der Nachwelt umjubelt feiern konnte.

Keiner konnte sich damals daran erinnern dabei gewesen zu sein.
Keiner. 
Gespenstisch.

Das Verlangen des Sapiens nach dem kreativen Aufgang in die Menschwerdung, diese innere Anrufung wurde hinter den Kulissen des politischen Theaters heimlich entleert, vertauscht und öffentlich mit dem Diktat der Münze als einzig geltender in Arbeit und Konsum zu füllendem Zahlungsverkehr ausgewiesen.

Gekauft und glücklich
Ausgepackt und leer.

Nach kurzer Zeit schon stellte sich in dem Käufer eine gähnende Leere ein, das profitable Nihil im Dasein, das an Dummheit und Brutalität nicht zu überbietende Gewinnspiel der Vernichtung und dinghaften Materialisierung der inneren Lebenszusammenhänge bestritt gut bezahlt seinen grandiosen Auftritt auf der Showtreppe des Konsumtheaters, welches aus allem Lebendigen und Toten gierig die heiligen Gebeine der Seelen fraß.

Diese Schweinerei der kriminellen Halbwelt des Sapiens war nicht nur in mafiaähnlichen Geheimbünden aufzufinden, sondern wie als Faktum aus der Historie bekannt, auch heils- oder gewinnbringend, diktatorisch oder im Mantel einer repräsentativen Volksherrschaft, staatlich organisiert.

Die heutigen Gesetzestexte sind mathematisch verschlüsselt und monopolisiert in den digitalen Börsentransfers der Hochfinanz.

Größenwahn hatte immer die Enge einer Gefängniszelle und den Gestank eines Massengrabes.

Schon immer und in allen Epochen wurde der Sapiens auf dem freien Feld rekrutiert, in Kasernen eingekleidet und im Schützengraben erschossen.

Doch die bislang manipulierbar gehaltene Masse läßt sich im bewussten Fortgang der Geschichte nicht mehr so leicht rekrutieren für Krieg und Terrorismus. Sie läßt sich nicht mehr mordend und meuchelnd durch die Länder treiben, um das blutige Geschäft für die gewissenlos agierende Halbwelt des Sapiens zu erledigen.

Wagte sich dennoch einer in die Nähe der Apokalypse, in die Sichtweite der Aufdeckung dieses mörderischen Schwindels, dann haben die Herrschaften der Halbwelt für die ganz Neugierigen gleich mehrere Optionen.

Ihnen wird glaubhaft das Höllenfeuer mit religiösen Gesetzestexten eingetrichtert, die ewige Verdammnis, wenn sie auch nur einen Schritt weitergehen und wagten den Schleier weiter zu lüften, sie werden als Novizen mit triebhaft geschwenktem Weihrauch geschwängert und abhängig gemacht, ihnen wird der Teufel der Angst ins Haus geschickt, der ihnen zur Warnung schon mal den kleinen Finger abgehackt, die Augen aussticht, oder die Tochter vergewaltigt, oder die allzu Neugierigen werden einfach zwischen Vorspeise und Hauptgang an ihrem Tisch im Restaurant kurzerhand erschossen. Peng!

Die private Aufhellung, die Aufdeckung des ruinösen Schwindels auf den freien Plätzen und an den Küchentischen der Welt geschah im Betrachten der Bilder Johan van der Loewens. Ähnlich wie der niederländische Maler H. Bosch pinselte auch er seine Bilder seit Jahren in der Alla-prima-Technik, das ist so etwas wie „von Beginn an“.

Mit dieser Manier des Farberlasses werden die Farben auf einmal und ohne Untermalung nass in nass aufgetragen. Schon seit einiger Zeit vermutet ich, dass es dieses spezielle Verfahren ist, das die ewige Verdammnis, das Ende von allem, als klassische Selbstgefangennahme offen legt.

Seit dem die private Öffentlichkeit Kenntnis hat von diesen Bildern, scheint sie befreit von dem Fluch der Scham und der Angst. Sie nimmt seit der schönen Ansicht der Bilder van der Loewens nicht mehr so viel Zelluloid zu sich und verweigerte seit dem den raffinierten Zucker, den täglichen Gang ins Zuchthaus "Arbeit macht frei" und die brave Einnahme von Schlaftabletten vor dem Zubettgehen."          ©   by  J. G:

Für Jekatarina, Maria und Nadeschda

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