Donnerstag, 7. August 2025

sand


bin ich

das kleine körnchen

sand

urgestein

den sonnen treu

vom ewigen wind

an den strand der meere

getragen

liege ich da

mit meinen geschwistern

die augen weit

 bezeuge in meinem glas

den hellen ton

von überall

 


2025  ©   by  J. G:

Mittwoch, 30. Juli 2025

an jenem Ort

Nach einer Woche der Genesung, viel Schlaf, abends meist Schwarzbrot mit Butter und einem Apfel, viel Tee und Wasser, viel Arbeit im Labor und einem roten Faden vom Indianer, sitze ich im Kaminzimmer bei gedämpftem Licht und versuche mich mit dem Alphabet zu orten.


Buchstaben wohnen hier nicht.

Links von mir, mit einem kleinen Schwenk des Kopfes, blättern meine analphabetisierten Sinne nichtsnutzig in meinem Bücherregal. Dort, rechts in der Ecke, auf einer Höhe von vielleicht 40 cm, zwischen einem Tagebuch und Shiva Moon, steckt das tibetische Buch vom Leben und Sterben. Vor Jahren habe ich die gebundene Ausgabe von meinem Freund aus Thüringen entliehen. Seit dieser spirituellen Entführung von Thüringen nach Hamburg führt dieses 500 Seiten Werk ein Einsiedlerdasein bei mir. Ein paar Mal habe ich es wohl in der Hand gehalten, doch im Grunde konnte ich damit nie so recht etwas anfangen. Jetzt in dieser Stunde, in diesem schwebenden Zustand „an keinem Ort“ zu sein, greife ich zu diesem Buch und schlage das Kapitel „Das wunscherfüllende Juwel“.

Ich Lese:
„Alles Negative, das wir jemals gedacht oder getan haben, ist letztlich auf unser Greifen nach einem falschen Ich zurückzuführen, das wir hegen und pflegen, … Alle negativen Gedanken, Emotionen, Begierden und Handlungen, …, werden vom Greifen nach einem Ich und von der Selbstsucht erzeugt.“

„Wenn alles Unheil
alle Angst und alles Leiden dieser Welt
vom festhalten an einem Ich herrührt
wozu brauche ich dann noch diesen großen bösen Geist“
 
Shantideva

In Tibet soll es viele außergewöhnliche Fälle von Selbstheilung gegeben haben, die mit der Aufgabe des Besitzes in einem engen Zusammenhang stehen. So sollen Menschen, die unheilbar krank waren, ihren gesamten Besitz verschenkt haben. Nach dem der persönliche Besitz „hingegeben war“ gingen sie zum Friedhof, um ihren Tod zu erwarten. Dort, am Rande des Lebens, dort, vor den Gräbern begannen sie sich zu lösen von ihrem Ich und dehnten sich voller Mitgefühl in das Leid der Welt aus. Anstatt zu sterben, geschah es manchmal, dass die Sterbewilligen geheilt von ihrer Selbstsucht heimgingen und sich eine Suppe kochten.

„Die Art der Gnade weiß von keinem Zwang,
Sie träufelt wie des Himmels milder Regen
Zur Erde unter ihr, zwiefach gesegnet,
Sie segnet den, der gibt, und den, der nimmt…“

Porzia in Shakespeares Kaufmann von Venedig


Ich klappe das Buch zu und stelle es wieder an seinen alten Platz.

Tage später lerne ich meine Lektion.
Ich kaufe einen Weihnachtsbaum.

Eine Unterweisung, die es mit jedem Zenkloster aufnehmen kann.
In den kargen Stuben wird den Novizen das Selbst in Reinlichkeit, Achtsamkeit und Mitgefühl gelehrt, nicht nur für das eigene, sondern für alles Leben, dass das Ureigene ist.

Ich erinnere mich an eine kleine Geschichte, die ich vor Jahren in einem kleinen, blauen Büchlein gelesen hatte. Ein Novize rennt nach einem Jahr der Meditation freudetrunken über den Flur eines Klosters, klopft am Ende des Flurs an eine Tür, betritt mit einem zufriedenen Gesicht das Zimmer seines Meisters, der seitlich am Fenster steht und hinaus schaut. „Meister“, sagt er ohne abzuwarten, „Meister, jetzt, nach einem Jahr des Sitzens, so wie du es mich gelehrt hast, habe ich des Rätsels Lösung endlich gefunden, endlich weiß ich es.“ Der Meister sah bei den freudig beflügelten Worten des Novizen immer noch aus dem Fenster. Für einen kurzen Moment herrschte Stille im Raum, dann drehte der Meister sich zu seinem Novizen und sagte: „Was für eine Blume steht im Flur auf dem Fensterbrett?“

Ein weiteres Jahr des Sitzens folgte für den Novizen.

So sitze ich im Wintergarten und höre wie Regen auf das Glasdach fällt. In der rechten Hand halte ich meinen grünen Füller, drehe ihn wie eine Gebetskette zwischen Daumen und Zeigefinger endlos hin und her.

Alles was ich bislang gelebt, erdacht und schriftlich verfasst habe, erscheint mir an diesem Regentag im Dezember, einen Tag vor der Jahreswende, wie die Pflichtgebote des Novizen, die die sehnsüchtig erwünschte Aufnahme in den Orden vorbereitet. Die tausend und abertausende Worte der Jahreszeiten, all die silbernen Boote mit ihren glanzvollen Namen, gleiten im flirrenden Licht der großen Wasser dahin. Ich sehe sie kommen, sehe ihren Scherenschnitt, sehe sie fahren. Mit dem Knarzen der Riemen, dem Rufen der Bootsführer, dem Schlagen der Flügel, dem Begehren der Ufer, löst sich die uralte Tinte aus meiner Feder. Der schwarze Jenseitsstrich auf weißen Grund.

Nach ein paar Stunden kehre ich zurück an den Tisch, zeichne das Geschehen aus meinen atmenden Körperzellen, schreibe alles nieder, zeichne in einem hellen Auf und Ab Linien und Striche.

In den darauffolgenden Tagen sah ich die Niederschrift mehrmals an, immer wieder hielt ich sie in meinen Händen, war verwundert über die Fluchtlinien am Horizont des Alphabets, die mir nicht wie geordnete Reihen von Buchstaben vorkamen, sondern wie ein Kassiber, das mir den Plan zum Ausbruch aus einem Verlies durchreicht.

Nach Tagen nahm ich die Aufzeichnungen abermals vor, um Änderungen vorzunehmen. Dabei sah ich, als ich die Schriftzeichen erneut in den Händen hielt, dass sie mit mir spielten wie Gräser im Garten mit einem Kind.

Worte, die mir etwas bedeuteten, die den Klang einer silbernen Münze auf einem Marmortisch hatten, entschwanden wie aufsteigender Rauch über einem sibirischen Dorf, und Worte, von denen ich glaubte, sie gäbe es nicht, niemals, sie wären auf ewig meiner Kehle verschlossen, dafür würde ich, auch wenn ich tausend Jahren leben würde, nie eine Silbe in meinem Liebesgrund finden, wurden mir aus dem sich öffnenden Augenlid eines Neugeborenen hellauf zugeworfen.

2008  ©   by  J. G: 

Dienstag, 29. Juli 2025

Brief an einen Nobelpreisträger

Betr.: Theorie wie Nachweis - Prinzip der Verschränkung in der Hintergrundstrahlung

 

Werter Herr Z...

 

Eine Aussage von Ihnen nehme ich zum Anlass für diesen Brief:

„Anzunehmen wäre, 

dass es im Prinzip eine Verschränkung in der Hintergrundstrahlung geben sollte.“

 

Ginge man davon aus, in der Hintergrundstrahlung gäbe es so etwas wie das Prinzip der Verschränkung, jene Strahlung, derzeit einziger singulärer Beziehungspunkt zur Entstehung des Universums, ein isotroper Wert, würde man dieser Annahme weiter folgen, so könnte man diesen Strahlungswert theoretisch in eine Verschränkungs-Gleichung zwischen „Materie und Bewusstsein“ einsetzten, so wie die Lichtgeschwindigkeit als Gleichungsbrücke zwischen Masse und Energie.

 

Möglicher Nachweis:

Wäre es in einem Experiment nicht möglich den Nachweis der Verschränkung zwischen Hintergrundstrahlung und Zell-Evolution, einer „zeitfreien“ Verschränkung von „Ursprung und Gegenwart“ (Gebser)  zu führen, in dem man nachschaut, ob dieser Strahlungswert im Zell-Vakuum als physikalische Vorgang, als „Passage“ stattfindet? Ein Vorgang des „passierens“, (Dürr) das die Evolution von Materie womöglich „von Beginn an“ synchronisiert und damit in einen mentalen Lebenszusammenhang stellt?

 

 

Mögliche Bedeutung:

Ein philosophischer Impuls, der seriös Anregung bietet über eine real vorhandene zeitlose Verschränkung zwischen Ursprung und Gegenwart nachzudenken. Zudem entstünde damit möglicherweise für die in der Natur eingebundenen mentalen Lebensformen ein Aufgang aus einer zeitgebundenen Enge der Betrachtung von Welt. Ebenso käme hiermit eine offenere Seite in den Fragen der Erkenntnisgeschichte universeller Zusammenhänge in den öffentlichen Diskurs.

 

 

Darüber hinaus

Welchen Einfluss hätte dieser Wert auf den Vorgang der mentalen Zell-Evolution und der damit einhergehenden human kreativen Ansicht und Erkenntnis von Welt? Wäre anzunehmen, dass dieser Wert, wenn er nachgewiesen, beide Seiten verbinden könnte, die Offenheit wie auch die Richtungsintelligenz des Lebens?

 

"Nie ist Wissenschaft anders entstanden 

als durch poetische Anschauung." 

Emerson

 

So komme ich nicht von der Warte eines Akademikers, sondern sitze mit all den anderen Wanderarbeitern am familiären Küchentisch der Poesie, dem Lichtsatz wie der schönen Aussicht am Tisch der Wassergläser. 


 2024  ©   by  Johan van der Leeuwen 

 

Donnerstag, 26. Juni 2025

on air


monsieur

what are those radio words?

I suggest that you come to my studio next Friday and we can choose the colours.

I really want to put this on canvas.


monsieur

I think you are quite right

Life is an open direction of development

every second a white wall

and every second the full programme of strokes and colours


What do you think of 

colibri Blue-Green, real yellow and kosmochlor Jade for the radio alone?

The best time to come is during the blue hour.

You know, because of the first light that comes on.


And please 

don't forget to bring your delicious highland coffee from Ethiopia 

and your good raspberry jam from your garden.

Thanks.

See you

Muriel



radiowords

"god has pain.

godless descent

into the divine matter

 the becoming 

of the immortal soul 

into an immortal physical body 

of conscious being" 


  ©   by  J. G: 


goldene Tasse

„Die Bedeutung der Erkenntnisse moderner Lebensphysik am Morgen, dass der Zustand von Lebensmaterie unablässig sich im Prozess einer Transformation befindet, einer permanenten Umwandlung von „Strahlung“ in Energie, also In-Formation, einer Materie aus Information, die im gesamten mentalen Zellkörper so etwas wie radio-aktivierte Lebenszusammenhänge, Bewusstsein passieren läßt. 


Dies hat sich jetzt auch im privaten Kreis am Küchentisch herumgesprochen. 


Am Nachmittag gießt sich der Tee dann etwas anders ein.“


  ©   by  J. G: 


ps.

Zeit vom 7.März 2002

Die Physikerin Lene Vestergaard entdeckt erstaunliche Eigenschaften der Materie. Sie bremste Licht von 300.000 km/sek auf 17 m/sek. ab.

 

Alles dreht sich dabei um dieses geheimnisumwitterte Bose-Einstein-Kondensat.

Ein seltsamer Zustand von Materie, in dem die Wellen der Atome sich so überlagern, dass sie im Gleichtakt schwingen, ähnlich wie Photonen eines Lasers. 

 

Lene Vestergaard verwendet in ihren Experimenten eine „elektromagnetisch induzierte Transparenz“. Dort werden Gaswolken, die an sich undurchsichtig sind, durchsichtig gemacht, indem man sie von der Seite mit einem sogenannten Kopplerlaser bestrahlt. 


Die Atome, die vorher das Licht verschluckten, lassen es dann passieren, vorausgesetzt man wählt geschickt die richtige Wellenlänge.

 

Licht wurde nicht nur extrem abgekühlt, sondern auch extrem komprimiert. Während die Spitze des Strahls radikal verlangsamt ist, rast das Ende unvermindert mit 300.000 km/sek. durch die Landschaft. Aus einem kilometerlangen Strahl wird ein Lichtscheibchen, das nur noch Bruchteile eines Nanometers dünn ist. Für eine kurze Zeit steckt der gesamte Lichtsatz im Inneren des Bose-Einstein-Kondensat. Alle Informationen des Strahls bleiben gespeichert. Schaltet man den Koppellaser wieder aus, wird die Wolke wieder schlagartig undurchsichtig.

 

„Ich verstehe zwar überhaupt nichts davon, aber warum kommen sie nicht nach Boston machen das hier“ Harvard Physiker Jene Golovchenko zu Lene Vestergaard

Sonntag, 22. Juni 2025

much more

Hinter den Kulissen.

Das Licht geht an.

Eine gute Vorstellung an diesem Abend.

Abschminken.

Flucht aus der Garderobe


Den belebten Kohlenstoff lasse ich liegen.

Das Kassenhaus geschlossen.

Verlasse das Theater zum mechanischen Glück. 

Pünktlich und höflich.

Am Ausgang laufe ich in die falsche Richtung.

 

Hier sind die Dinge winzig klein und gleichzeitig riesig groß.

Eine unglaublich bizarre Ausdehnung.

Es passiert was in den Zellen.

Hinter dem Bahnhofsgebäude fällt alles wieder zusammen.

Am Horizont krachen Wolkenkratzer jetzt wie Fliegen in die Kinoleinwände. 
An der nächsten Straßenecke beachte ich das Stoppschild.

Keiner da.

Auf der Kreuzung liegen 1000de von Korsetts und langen Messern.


Ich erinnere.

Im Foyer sah ich vor der Vorstellung einen blauen Mantel und ein paar hellbraune Lederhandschuhe neben mir an der Theaterkasse. 

In den Umarmungen der Liebenden besserte sich der Zustand schlagartig. 

Ab Montag habe ich einen Nebenjob im Warenhaus.

Erstmal stundenweise in der Spielwarenabteilung


  ©   by  J. G: 

Don´t worry about this



"See, you are in an extraordinary orbit.

You have 

much more consciousness 

freely available 

in the life matter 

of your own 100 trillion cells 

than your binary ratio is capable of generating."


Johan van der Leeuwen

Donnerstag, 5. Juni 2025

early


"Monsieur, what a glory to be with you this morning.


Look at the way heaven is looking at us."



                                                                                                                                                                                                ©   by  J. G:

Sonntag, 18. Mai 2025

Testbild

Im Sein und Nichtsein.


Das Kommen und Gehen der Liebespaare.


Die Passage.


Leergefüllt.


Vor dem Orchester ein Notenblatt.


"Zwei in einem Nest"


Das Taufbecken.


Schon vor allem Beginn.


Das Fest.


Hochzeit.


In Ursprung und Gegenwart.


Das Selbst-Moment.


Materie, selbstvergessen, erwacht aus dem Schlaf der großen Nacht.


Sie.


Seit Äonen unser Muttermund, erkennt sich selbst.


Lebensmaterie.


Bewusst.


Die Zellen erinnern sich.


Eine andere Wahrnehmung von Welt.


Sonnengedicht.


 

2001 © by Jonathan Goodwill 

 

 






Freitag, 16. Mai 2025

creamus ergo sum


Auszug aus dem unveröffentlichter Vortrag 
von Johann van der Leeuwen im Club of Rome im Jahr 1999


Meine Damen und Herren,

Würde und Kreativität des Menschen sind unantastbar.

Aus ihnen schöpft der Mensch seine individuelle Begabung und trägt damit bewusst seine Mitverantwortung für die Einheit und Vielfalt des Lebens.


„O Gott welch ein Augenblick...“
Leonore nimmt Florestan die Ketten ab.
aus: Fidelio, L. van Beethoven


Die Wirtschafts- und Währungsunion Europas steht am Beginn dieses Jahrhunderts vor einer weiteren Herausforderung.

Die Kommunikationswelt der Globalität verlangt nach einer Neugestaltung des sozialen Zusammenlebens. Wie die Einführung einer gemeinsamen Wirtschafts- und Währungsunion braucht Europa für das freie Zusammenleben der Menschen eine neue Währung des sozialen Zusammenlebens, eine neue Bildung.

Die Prägung dieser gemeinsamen Währung und hohes Bildungssiegel Europas hat zwei einträgliche Seiten:

- die halbe Klasse in den Bildungseinrichtungen
- Verankerung von Kreativität als Freiheitsrecht in der europäischen Verfassung

Meine Damen und Herren,
Der Weg zu mehr Sicherheit und Wohlstand in Europa führt über das Freiheitsrecht der Kreativität.

Die damit einhergehende Differenzierung subjektiver Begabung in den neuzuschaffenden Bildungseinrichtungen, wird kreative Kräfte und Wissensressourcen freisetzen, die für ein globales Zusammensein in Frieden und Freiheit im 21. Jahrhundert erforderlich sind.

„sieht jeder das Ganze, sind wir in der Musik“ 
M. McIron

Die Anstrengungen zur Realisierung dieser Währung wird die nächsten Jahrzehnte in Anspruch nehmen.

Meine Damen und Herren,

Realisiert Europa diese pragmatische Vision, so steht dem gemeinsamen Haus eine Belle Epoche bevor. Sie stellt nicht nur ein neues wirtschaftliches Wachstum in Aussicht, sondern ebenso eine soziale Entwicklung der menschlichen Gemeinschaft sowie eine kreative Entfaltung des Individuums in seiner schöpferischen Begabungsverantwortung.


„So ist Geld zwar erste Substanz,
jedoch nicht ursprüngliche Kraft eines wirtschaftlichen Unternehmens.“ 
J.G:


Diese Vielfalt an Begabungen und die daraus entstehende Verantwortung des werdenden Menschen für sich selbst und die Gemeinschaft ist die Basis jedes wirtschaftlichen und sozialen Reichtums.

Kreativität ist das Freiheitsrecht des 3. Jahrtausends, das Grundrecht eines jeden Menschen.

„Anstelle von Heimat
hatte ich die Verwandlungen der Welt“
Nelly Sachs

Umso mehr gilt dies in einer Zeit, dass man Kommunikationszeitalter nennt. Für die private wie gesellschaftliche Gestaltung einer globalen Wissensgesellschaft braucht der Mensch die demokratisch verfasste Garantie dieses Freiheitsrechts. Der verfassungsmäßige Zugang zu dem Freiheitsrecht der Kreativität erwirkt die Ermutigung und die Aufforderung Begabgungsverantwortung jedes einzelnen Individuums über den Bildungsweg einzubinden in den sozialen und politischen Gestaltungsprozeß der Gesellschaft.

Meine Damen und Herren,

Dieses Freiheitsrecht, in einer gemeinsamen europäischen Verfassung festgeschrieben, wird helfen die Grundrechte des Menschen in Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit im 21. Jahrhundert weiter zu verwirklichen und damit die Würde des Lebens Schritt für Schritt einzulösen.

„Wach auf! Wach auf!
Du Schläfer des Schattenlandes, erwache, dehne dich.“
W. Blake

Europa erhält mit der Realisierung einer gemeinsamen Bildungswährung die historische Chance, das Freiheitsrecht der Kreativität als sozialen Anlagewert einer neuen, globalen Ethik im Dialog der Kulturen zu etablieren.

Die „Würde“ ist die säkularisierte Form der Erhabenheit, der „Göttlichkeit“ des Lebens. Ein Ringen der Natur wie des Menschen, in aller Vielfalt, nach dieser Freiheit.

„Alles, was in der Welt der Elemente wirklich existiert,
sendet in alle Richtungen Strahlen aus, die die gesamte Welt erfüllen.“
Al Kindi 9. Jahrhundert

Es ist das gesamte Unternehmen Leben, an dem der Mensch teilnimmt, das ihm diese aufrechte Haltung abverlangt.


Meine Damen und Herren,

Halber Stein, weniger Druck, mehr Höhe.

Dies ist eine einfache Formel aus dem Handwerk der mittelalterlichen Bauleute. Erworben haben die Handwerker diese Erkenntnis im Übergang von der romanischen in die gotische Bauweise.

Wenden wir dieses Wissen der baulichen Handwerkskunst an, übertragen sie kommunikativ als Grundriss auf die wertbaren Bildungsgänge, halbiert sich auf diesem architektonischen Flussbett das quantitative Maß der gesellschaftlichen Arbeit, es wird allgemein weniger Verwaltungsdruck notwendig sein und in der Folge wird dieser Grundriss zu mehr Selbstverantwortung der einzelnen Teilnehmer führen. Als wirtschaftliches Ergebnis generiert diese kreative Wachstumsformel eine hochwertige Anhebung des allgemeinen Niveaus, da mehr Zeit und Muße für das soziale Miteinander zur Verfügung steht.

Meine Damen und Herren,
Die seit der Aufklärung in den demokratischen Verfassungen auf den Menschen übertragene „Würde“ des Souveräns" bleibt ohne das "Freiheitsrecht Kreativität" historisch wie individuell unerfüllt.

Da es heute evident ist, das alles mit allem verbunden ist, nimmt der Mensch in der Tiefe seiner Lebensphysik teil am Unteilbaren, in seinem individuellen Maßstab teil am inneren Zusammenhang des Lebens.

Meine Damen und Herren,
Diese jeden Tag sich aktualisierende Lebensphysik, das pulsierende Wissen von Zusammenhängen, das ist das Gold, das Öl, die Energie, das ist das integrale Wissen, der neue Kontinent, der tragende Baustein des Jahrtausends, den es gemeinsam zu entwickeln und miteinander gesellschaftlich tragfähig zu kommunizieren gilt.

"Nie ist Wissenschaft anders entstanden
als durch poetische Anschauung."
Emerson

Da Materie und Bewusstsein äquivalent sind, sind die Kohärenzen nicht nur molekularbiologisch für den weiteren Fortgang der Evolution von enormem Gewicht, sondern sind ebenso von mentaler und damit psychologischer Bedeutung für das soziale Zusammenleben.

„In der Tiefe ihrer selbst weiß die Materie schon vor allem,
dass sie am Leben bewusst wird, ohne jeden Zweifel“

Johan van der Leeuwen


Um das Wissen der neuen Lebensphysik effektiv in der Breite einer Allgemeinbildung zu fördern ist eine souveräne Geste politischen Verwaltung erforderlich.

Ähnlich wie in der technologischen Entwicklung der Kommunikationsindustrie wird sich die kreative Lernleistung durch die mathematische Halbierung der Anzahl der jungen Menschen in den Klassen potenzieren.

Eine einfache mathematische Rechnung, die sich in einer effektiven Förderung von individuelles Begabung, kommuniziertes Wissen und persönlicher Verantwortung auszahlen und langfristig zu einem nachhaltigem sozialen wie wirtschaftlichem Wachstum führen wird.

Die neue Lebensphysik verlangt nach einem öffentlichen Lebenszeichen, verlangt nach einer neuen Lernarchitektur, nach mehr Kreativität, unnachgiebig nach mehr humaner Prosperität in den wirtschaftlichen wie sozialen Beziehungen.

„...aber der Baum und das Kind suchet,
was über ihm ist“ Friedrich Hölderlin

Meine Damen und Herren,

Um diesen sozialen wie wirtschaftlichen Reichtum zu einzuleiten, zu entwickeln und letztlich als Gewinn für die Gesellschaft zu verbuchen, ist vorerst nur eine einzige formale Voraussetzungen zu erfüllen: eine Halbierung der Schulklassen.

Durch diese strukturelle Veränderung der Lernarchitektur wird es den Lernpartnern ermöglicht, die hochwertige Wissensressource des 3. Jahrtausends, das Wissen von Zusammenhängen, von innen nach außen zu fördern

Der Mensch wird über die verfassungsrechtliche Aufnahme der „Kreativität“ in einer europäischen Charta aufgefordert, die Würde des Menschen in Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit mit einem hohen Maß an kreativer Begabung wie Verantwortung einzulösen.

Meine Damen und Herren,

Würde verlangt nach Kreativität. Sonst ist sie nicht souverän.

Durch diesen grundlegenden Bildungsschritt erhält der Mensch rechtlich die Möglichkeit der Selbstverantwortung für sich und seine Mitwelt übertragen.

Diese Verantwortung kann er jedoch nur wertbar für sich selbst und die Gemeinschaft ausfüllen, wenn öffentlich begrüßt, erwünscht und gefördert wird, dass das Individuum die Würde des Lebens in seinen Begabungen kreativ entwickelt und in entsprechenden Sozialformen des Zusammenlebens frei einbindet.

Die Position des Menschen als „Mitschöpfer“ verlangt einen Richtungswechsel in der Didaktik wie in der Methodik der Wissensförderung: von Innen nach Außen.

Der Mensch ist begabt aus sich selbst heraus zu schöpfen, so wie die gesamte Evolution seit 4 Milliarden Jahren aus ihrer inneren Lebensphysik kreativ schöpft und in einer aufsteigenden Reihe immer wieder neue, höhere Lebensformen hervorbringt.

Diejenige Wirtschaftsgemeinschaft, die sich im 21. Jahrhundert in der Lage zeigt, das Wissen von Zusammenhängen zum Wohle des einzelnen Menschen wie der Gemeinschaft von innen nach außen kommunikativ zu fördern, wird sozial prosperieren und wirtschaftlich wachsen.

Meine Damen und Herren,

Der Durchbruch in diese neue, globale Wirtschaftszone des Planeten, über den erreichten Ereignishorizont hinaus, hinein in einen Raum sozialer Potentialität, schöpfend aus „alles ist mit allem verbunden“, hinein in das Fortschreiten eines globales Zusammensein, hinein in eine neue Epoche humaner Evolution, all dies lässt sich im 21. Jahrhundert nicht mehr aus einem die inneren Zusammenhänge ignorierenden Denksystem, aus einem ausschließlich rationalen Geist und seiner Wachstumsformel Geld heraus beobachten, managen und vermarkten.

In dem neuen Ereignisfeld globalen Zusammenseins lässt sich dies alles nur wertbar fördern, entwickeln, gestalten, bewirtschaften und leben, wenn dieser integrale Informationswert des Lebens, wenn die mentale Kohärenz der inneren Lebensphysik, wenn dieser Lichtsatz als innere Wissensquelle breiten Einfluss findet in dem allgemeinen Bildungsprozess des Lebens.

„... damit das innere Licht dem äußeren entgegentrete.“
J. W. v. Goethe

In dieser Ausdehnung und Vielfalt präsentiert sich Lebensmaterie völlig neu, physisch bewusst, lebendig und in Vielfalt ungeteilt.

Meine Damen und Herren,

schenken sie zum Schluss des Vortrages ihre Aufmerksamkeit den Worten eines 11 jährigen Schülers, der sich mit seinem schulischen Scheitern am Gelingen der Welt versucht:

M. Seehase, 11 Jahre: Wissen sie, dass das Leben einen höheren Sinn hat?“
Lehrer: „Ja. Und was fangen wir damit an?“
M. Seehase: 11 Jahre: „Schöpfen“.

© J.G:




sand

bin ich das kleine körnchen sand urgestein den sonnen treu vom ewigen wind an den strand der meere getragen liege ich da mit meinen geschwis...