Ein zorniger Ausbruch lebendiger Materie aus der schwarzen Wand, ein rasender Absturz, hinein in eine gähnende Leere. Ein Schlachtfeld für das Handgemenge halbwüchsiger Elemente.
Ein Sturm und Drang der Himmelstürmer.
Ein explosives Hinein in die eiskalte Nacht, mutterseelenallein hinaus geschleudert auf die große Bühne der Weltenachse.
Eine zunächst heillose Drift über die Bretter, im törichten Glauben einmal anders frei zu schweben, eventuell an fürsorgliche Welten anzulanden, sich vielleicht an einigen Küsten heimisch fühlen zu können, vielleicht sich auch wiederzufinden, sich selbst an Bushaltestellen, in Kindergärten, auf Flohmärkten und Bahnsteigen, auf Spielplätzen, in Tanzlokalen, am Küchentisch sich zu begegnen, beglaubigt mit Foto und Ausweis von Amtsstuben bewilligt.
Seit der Ausweisung mit einer Uhr am Handgelenk, driften die Darsteller in ihrer atomaren Anstellung schlecht vom Dasein bezahlt durch das All. Eine tickende Ewigkeit ohne die Aussicht auf ein anständiges Werden. Tag um Tag, lebloses Kreiseln in einem Nichts.
Vom toten Hunger des gravitätischen Betriebs lichtlos verschlungen driften die Akteure im gleichförmigen Takt der Sekundenzeiger in die weit aufgerissene Mäuler eines leeren Raumes, ohne die Aussicht einen Blick erheischen zu können in den gemeinen Impuls der Niedertracht, woher, wohin und warum diese Premiere unbedingt in dieser Provinz zur Aufführung kommen soll.
Aus der schwarzen Null auf die Bühne gespuckt, in kurzen Hosen allein gelassen, hemdsärmelig, ohne eine Erinnerung an einen Grund, ohne dieses "ich weiß" einer Herkunft, jedoch flimmernd mit einem Willen im eigenen Gebein ausgestoßen, der händeringend nach dem Urteil einer Erinnerung sucht.
Das ist für jedes mit Atem belebtes Denkmal keine einfach zu spielende Rolle. Zudem barfuß ausgesetzt. Ein wimmernder Zustand für all die Findelkinder auf den messerscharfen Kanten dieser kosmischen Bosheit.
Die durch den Ausbruch aus der gitterlosen Wand Gestoßenen, kreisen nun mit nur einem einzigen Wort, einem totem Dasein im Gebet, flehend durch die Nacht.
In einem NU ausgeatmet, halten die fliehenden Sterndeuter auf der Bühne nun ihre kleine Lampe in die finstere Nacht, in der kläglichen Hoffnung vielleicht doch irgendjemanden anzutreffen auf dieser langen Reise über jene finstere Ausstattung des Schauspiels.
Was für ein idiotisches Theaterstück.
Wie soll man diese armselige Drift an einem einzigen Theaterabend, mit Atomen im Gepäck, permanent genervt von den wispernden Einflüsterungen schwatzender Moleküle, nur aufführen können?
Wie nur?
Bevor der Vertrag von den Beteiligten an diesem Theater im Beisein des Intendanten unterschrieben sein wird, ist noch zu klären, in welcher Kulisse, in welchen Kostümen gespielt werden soll? Und überhaupt, wer Regie führt?
Und wie ist es mit der Verteilung der Rollen? Gibt es eine Rolle für die schwarze Wand, für das Vakuum, das aufgerissene Maul, für die Steine, die darauf drängen mehr sein zu wollen? Was ist mit dem Co-Autor? Der hat doch noch Änderungen im letzten Akt vorgenommen? Gibt es vielleicht ein Dialog unter den Darstellern im Verlauf der Aufführung, so dass sich vielleicht in einem Gegenüber Licht ins Dunkel bringen lassen könnte ?
Soll ein ICH vielleicht allein alle Rollen spielen? Und was wird mit den entscheidenen Schritten und Worten im Manuskript, bevor der Vorhang fällt, davon steht nichts im Manuskript? Soll mit dem letzten Vorhang das Sinnlose der Reise bestehen bleiben? Soll alles so bleiben wie es begonnen hat? Oder soll vielleicht doch noch, sich spontan etwas überraschend ereignen während der Premiere. Soll das Wort doch noch fallen? Soll unbedingt gefunden sein, damit das Verschwiegene des niederträchtigen Falls dem Publikum klärend offenbaren werden kann?
Wenn, dann kann das Stück eigentlich nur von einem einzigen Körper gespielt werden, einer Persönlichkeit, die weiblich ist. Ein ICH-Kopf allein kann das nicht, der ist viel zu jung, und zu arrogant gegenüber den Mikroben.
Der Körper selbst scheint hier gefragt, einem Leib, der mehr hört und sieht als der Kopf allein, trotz und wegen der Niedertracht. Das Weibliche ist doch schon vor allem hellauf orchestriert im Ton eines fernen Lockrufs, das Ohr des vorgesprochenen Wortes in der Hand.
PS.
Regieanweisung:
Der zu entbindende Text findet im Mutterkuchen statt.
Die Kulisse, gebaut aus Steinen.
Die wagen was.
Überwiegend wäre mit Text zu taumeln auf der Bühne, zu stolpern, straucheln, schwindeln, auf die Bühne zu fallen, aufkreuzen, auftauchen, anstoßen. Mehr sei es ein Tanz mit der eigenen Lampe in der Hand. Auf der Suche nach einer Erinnerung im allgemeinen Ereignis.
Die Bühne.
Sie sei umnachtet von der psychischen Armut und dem quälenden Unwissen der Atome, was wird.
Zwischendrin immer wieder amüsante Begegnungen mit dem durchs All tänzelnden Gigolo, dem Kohlenstoff, mitsamt den anderen Bediensteten am Hofe.
An den sich immer weiter ausdehnenden Rändern sollen es sich die Darsteller immer mal wieder im Zufall, nur kurz, bequem machen, Universum zuckt jede Sekunde zusammen und dehnt sich aus. Die Schauspieler sind angewiesen horizontale Zustände hervorzuzaubern aus den langen Hüten. Allesamt ausgeleuchtet von den durchscheinenden Gesellschaften lupenreiner Kristalle.
© by J. G:
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