Da capo wird an den Schanktischen zum Fahnenappell gerufen. Rund muss das Banner dieses Mal sein. Auf den blanken Tresen wird radikal Neues hin und her geschoben. Freibier eilt in Krügen durch den Saal, skandiert die Kehlen in den blauen Stellungsbefehl. Das endgültige Ende, das gekrönte Aus, die Flucht aus allem Leid, erlösend nur für eine Nacht herbei gesoffen.
Der liederliche Weltuntergang, süffige Reichweite, glorreiche Funzel, zerebrales Verlies geistiger Umnachtung rangiert sich geölt auf das Gleis schwadronierender Neuronen. Am Schanktisch stehen neben dem Gnostiker mit seinem anämischen Gesicht auch einige schwer mit den Armen rudernden Expressionisten, die armselig im leeren Innenhof schwereloser Selbstbegegnung immer und immer wieder für das schreiende Kolorit der Zeitgeschichte nach mehr Schnaps für ihren Farbtopf verlangen.
Die letzte Bestellung vor dem Morgengrauen kommt vom Gnostiker, der mit Tränen gesalbt neben den inzwischen führerlosen Barhockern noch vor Tagesanbruch mit den ersten einfallenden Photonen am Tor des Pantheon auf Knien hämmernd Einlass als Erkannter verlangt.
Der Wecker klingelt um halb 6 Uhr. Schicht im Schacht. Die Spezies holt weiterhin raus, was rauszuholen ist. Schon länger pfeift sie aus dem letzten Loch. Ihr geht es an den Kragen. Schlechte Luft und zu viel Münz in Umlauf. Erneuerungsbewegungen müssen her. Eine Fußtruppe setzt sich mit Schildern in Marsch. Kreuz und quer räkelt die Zeitgeschichte sich nervös auf Milliarden Membranen. Das Meinen rotzt das feine Gewebe sinnenschwarz. Hinter allem Schein und Sein wird mal wieder das Wahre im Waffengang gesucht. Mit allem was das Wertpapier an Wahn hergibt.
aus der Erzählung"sapiens revue"
© by Johan van der Leeuwen
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