Der Sohn
eines Freundes gastierte ein halbes Jahr auf Madagaskar, ein Studienaufenthalt,
um dort die empirischen Grundlagen zu schaffen für seine Diplomarbeit. In der Nacht ging er auf die Pirsch, um das Verhalten irgendwelcher Katzen,
Lemuren, die nur dort heimisch sind, genauestens zu beobachten.
Vor kurzem
war ich bei ihm und seiner Familie zu Besuch und hatte das große Vergnügen eine
ganze Bilderserie von diesem Land, seinen Menschen sowie Bilder von seinen
biologischen Studien zu bestaunen.
In seinem Gesicht sah man Dankbarkeit um das
Erleben, ein vom zivilen Festland gelöstes Herz.
Die Tage
waren leider ein wenig zu kühl, so dass ich in den letzten
Wochen mit
dem Rennrad nicht sehr viel unterwegs sein konnte. Heute bin ich mit
meinem
Freund, der mit seiner Familie um die Ecke wohnt, für zwei Stunden
unterwegs
gewesen. Herrlich, dieser Wind, die Sonne.
Ich komme
herein, schaue in die Post. Ein Brief von meinem alten Freund.
“In nova fert
animus mutatas dicere formas corpora.”
In eine neue
Gestalt verwandelte Wesen besingen heißt mich das Herz.
Liber Primus,
Ovid Metamorphosen
Vor einigen
Tagen sah ich eine Sendung „Woher kommt die Welt“.
In dem
Versuch Relativitätstheorie und Quantentheorie zu einer
einheitlichen
Feldtheorie zu vereinen, kamen die Zahlenjongleure der theoretischen
Physik lange
Zeit über den eigenen Jägerzaun, den Ereignishorizont des
Urknalls,
nicht hinaus. Auf Teufel komm raus ließen sich diese beiden
bezaubernden
Herzensbrecher, so wie Beatrice und Benedict in Shakespeares „Viel
Lärm um
nichts“, nicht so leicht vermählen.
Einige
Zauberkünstler haben jetzt die akademischen Reservate von Raum und
Zeit
verlassen, ihre alte Kreideformeln abgewischt von der Schultafel und
sich ins
Freie begeben, zu all den anderen Taugenichtse und Sternendeutern.
All die
pünktlichen Postpakete im universellen Rangierbahnhof lösen sich wie von
Geisterhand im Quantenfeld, dort wo weit und breit keine gravitätischen
Kaufhäuser, vollgepackt mit Vorstellungen von fester Materie mit dem Fernglas
der Wissenschaften mehr zu sehen sind, in ein Alles und Nichts auf,
verschwinden im Schnürboden des atomaren Revuetheaters.
Die Musik des Verschwindens gibt in den Hasenohren der Sternenfänger ein
rauschendes
Fest.
Auch Jung in
Küssnacht hat sich ja mit seinem Ruderboot des Archetypen
auf den See
des Zeitlosen gerudert und draußen auf dem Wasser einen Schluck
genommen von
dem Schnaps, den man im Anfang des 20. Jahrhundert
in den
Gaststädte als feines Gesöff sich spendieren ließ.
Auf dem Etikett stand kein
Datum, aber das Anbaugebiet: „das Unbewusste“.
Töchter des
Anius, Ovid, Metamorphosen
„…der sie die
alte Mutter heißt suchen und ihrer Ahnen Küste.“
Mit der
Aufdeckung eines kosmischen Atems, einem Hauch aus dem Hintergrund, der radioaktiven
Depesche durch das All, dem herrlichen Fall von einer Kneipe
in die andere, lässt sich ahnen, dass in jenem Anbaugebiet etwas Ominöses im Überall vor sich geht.
«Ante mare et
terras et quod tegit omnia caelum
Unus erat
toto vultus in orbe »
„Vor dem
Meere, dem Land und dem deckenden Himmel
Zeigt die
Natur in der ganzen Welt ein einziges Antlitz.“
Liber Primus,
Ovid Metamorphosen
Von den Generationen
der Arbeit pünktlich in den Weltenkörper
eingetreten,
vibrieren die Millionen und aber Millionen Eisenspäne auf dem öligen
Grund wie
glashelle Sterne am schwarzen Himmel. Alles strahlt. Das Lächeln.
Ich bleibe
heimwärts.
© by J. G