Es
ist lange her, dass ich mal ein paar Zeilen von ihm gelesen habe. Er
ist ein Guter. Vielleicht ein bisschen, vom
fotografischen Standpunkt her zu melancholisch, verweilt gut im
Augenblick, doch überbelichtet ein wenig. Details halt, doch sie
sind manchmal wichtig für die eigene Position im All.
Nun,
ich erinnere vor vielen Jahren eine Feier in meinem gemieteten
Garten, draußen vor den Toren der Stadt. Alle Gäste waren schon
fort, die Kiste fast leer, nur wir beide saßen noch herum. Du
hattest ganz schön einen Sitzen. Ich glaube, dass letzte Bier wollte
auch nicht mehr rein. Du erinnerst Dich? Bewunderung und
Klagemauer, die illustren Gäste der Vorstellung, extrapolierten mit
etwas zu viel Hopfen und Malz das Leuchten der Sterne.
Viele
Jahre später schreibst Du Reisenotizen.
Ausgebüxt,
sagte man im Norden.
Endlich aufgemacht, die Büchse.
Gut
so.
Doch
eine Frage hätte ich.
Jetzt
erst, nach vielleicht 6-7 Jahren, nach unserem Upa-ni shad, wie die
alten Inder es nennen, nach unserem niederen Zusammensitzen, fällt
mir diese Frage ein.
Den
Mikrokosmos deiner Reise, den Augenblick, die eigene Welt in alle der
äußeren Bilderflut, wie erlebst du diese Flut? Wie tritt sie an dich
heran?
Welche Sprache spricht sie?
Hat
man in seiner Wahrnehmung für solch ein Standbild die Zeit?
Oder erledigt man das mit einem Klick auf den Apparat?
Rast alles so dahin, Bild auf Bild, das einem fast schwindelig wird von diesem Wunderleben.
Ransmayr
hat schon immer Reiseliteratur geschrieben.
Ich
schreibe Dir einmal ein paar Zeilen aus seinem neuen Buch.
Vielleicht
regt es Dich an, die schönen Aufnahmen deiner Reise zu erweitern.
Liebe
Grüße an das Sonnentor
© by J. G:
PS.
"Ich
sah die Heimat eines Gottes auf 26 Grad 28` südlicher Breite und 105
Grad 21` westlicher Länge, eine menschenleere, von Seevögeln
umschwärmte Felseninsel, weit, weit draußen im Pazifik. Mehr als
3200 km von diesem umbrandeten, baum- und strauchlosen Klippen, ohne
Süßwasser, ohne Gras, ohne Blütenpflanzen und Moos, bis zur
chilenischen Küste, von wo mein Schiff vor einer Woche mit Kurs auf
Rapa Nui, die Osterinsel, ausgelaufen war.
An
die Rehling gelehnt, an der ich mich wegen der hohen Dünung immer
wieder mit beiden Händen festhalten musste, beobachtete ich seit
einer Stunde wie der am Ende kaum 30 m aus dem Wasser ragende Umriß
der Insel zwischen Wellenbergen aufgetaucht und wieder versunken und
schließlich doch über den Horizont gestiegen war und nun dem Schiff
so nahe kam, dass die verwehenden Wasserstaubfahnen der gegen die
Felsen donnernden Brecher Bullaugen und Ferngläser beschlugen."
Ch. Ransmayr
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