Mittwoch, 21. September 2011

wasdreizehn












Hieronymus Bosch
Der Taschenspieler 1475 - 1480


"Was nützt der sozialen Gemeinschaft in den europäischen Staaten derzeit höhere Steuereinnahmen,
wenn die Feudalherren mit ihren Konquistadoren weiterhin und unverhohlen
das Geld von arm und reich politisch legitimiert mit riesigen Rohren und medialem Applaus in ihre Speicher pumpen und?"

Johan van der Leeuwen

Donnerstag, 15. September 2011

ein nur

auf dünnem draht
ich
zaunkönig
im grünen gras
du
seelenduft
wiese weide weib
ach, geist und gott
und in  gedanken küchenstuhl 

©   by  J. G:


Reigen

"Kaum hatte ich Platz genommen, brachte er mir ein großes, überdimensionales Fotoalbum, so eines hatte ich noch nie in den Händen gehalten. Das Album vermittelte von außen betrachtet einen stark abgegriffenen, vergessenen, ja einen archäologischen Anschein und durch seine Größe gab es der Stunde etwas geheimnisvolles, ja märchenhaftes.

Ich schlug das Album auf und alles was ich an Lebensmaterie am Leib trug verschwand in der fotografischen Oberfläche wie in einem stillen See.

Heiter angelehnt an den ruhenden Himmel einer schottischen Landschaft begegnete ich Felix  in einem jungen Lichtbild, in seinen ersten adonischen Jahren.

Ein Sommernachtstraum.

Auf den großblättrigen schwarzen Seiten des Albums waren ganz sorgsam und mit liebvollem Bedacht nur ein oder zwei Bilder aufgeklebt, nur wenige Male drei oder vier, am Ende des Buches auf der letzten Seite sogar zwei Farbbilder nebeneinander, die mich wundersam ansahen.

Sogleich holte ich mir von Felix mehrere Pappstreifen, die man für heiße Bockwürste braucht um sie anzufassen. Die steckte ich im Bereisen der schottischen Tage in die weißen Wolken des Albums, die Seiten mit den wundervollsten Fotografien.

Manche Bilder waren recht belanglos, ja wie man sagt trivial, nichtssagend, doch es war gerade das Nichtssagende, das Sprachlose, dass der Bilderreise den Zauber von Anmut verlieh.

Es waren Bilder von Steinen, Felslandschaften, vom Meer, von Fahrrädern, Bilder von Hügeln, Bilder von Landschaften mit Zelten, Bilder von behörnten Kühen und alten, schlossähnlichen Gebäuden. 

Es waren Bilder aus einer anderen Welt, Bilder die man sonst nie zu sehen bekommt, nie, Bilder auf die man gewöhnlich 1000 Leben warten muss, Bilder aus dem ewig jungen Garten Eden, Bilder eines in sich verspielt, hell strahlenden Kindes aus Natur, Weib und ewiger Liebkosung.

In einem Lichtbild zeigte sich das junge Weib an einem Wasserlauf nackt auf einem Stein stehend, unverstellt, ganz und gar ohne Pose, ein tiefer Atemzug der Schöpfung. 

Auf einem anderen Foto, gibt sich der junge Stier bacchantisch verspielt, zärtlich und stark, so wie es von Anbeginn vorgesehen ist.

Die wilde Natur in ihrem schönsten Kleid wie auch die alten Gebäude mit ihrer Geste des historischen Verfalls von Epochen geben sich heiter und umranken das Lichtspiel königlich. 

Mitten in diesem Reigen fiel jäh ein goldener Regen von leise flirrender Erinnerung herab, Pyritstaub aus den Anfängen der Erddrehung, eine physische Erinnerung in den Zellen meines Körpers an den Lichtsatz des Hierseins." 

  ©   by  J. G:

felix

"Seine zweite feste Liebe der vergangenen Jahre, eine rassige Frau aus Südamerika mit bis zur Hüfte reichenden, schwarzen Haaren, sei leider auch verflossen so wie Amazonas in der Wüste Sahara nach der Kontinentalverschiebung des Urkontinents Pangäas.

Doch jetzt sei alles wieder so wie es sein soll, freudetrunken und fruchtbar.

Die Damen flatterten wie bunte Fähnchen am dänischen Nationalfeiertag vor seinem Fensterchen hin und her und er brauche sie nur noch ordentlich zu bedienen, dann käme alles von selbst, so wie es sein soll. So könne er mühelose mit ein wenig tirilieren Tag und Nacht Hochzeit feiern ohne jemals zu heiraten. 

Groß und breit standen wir beide bei diesen Worten recht dicht beieinander und staunten über die unverhoffte Begegnung, eine Art von Bewunderung des Lebens, eine tiefe Selbstbegeisterung im eigenen Leib, eine im Grunde bodenlose Einsicht des strahlenden Körpers in das große Ganze, das niemand wirklich tot ist, niemand."  


  ©   by  J. G:

Mittwoch, 14. September 2011

das alphabet

der ziegen
mäh
das des menschen
du

  ©   by  J. G

heute

und morgen
keinen kotau

kaiser von china
ich bin ein königstreuer

J.G:

harmonie











für eine kleine weile
mit atomen
im pinselwald
striche
punkte
auf und ab

der kaiser
auf seiner seidenraupe
mit vier dekreten
einem dutzend konkubinen
und schwarz gefärbtem haar
auf dem weg in die provinzen
seines untergehenden reiches 

 ©   by  J. G:

schreibgrund

unterbewusst
höchste lust
jeder darsteller
am ort
jedes teilchen
ein material

J.G:

division













"sapiens,
eine überkommene art"

J.G:

Mittwoch, 7. September 2011

typisch












sapiens
hände und füsse des journalisten
mit stacheldraht fesseln
zunge rausschneiden
aus dem fahrenden auto werfen

kein mensch macht so was

J.G:

sapiens revue

„Die alten Kaiser besetzten das öffentliche Wort negativ.  Die Neuen machen das auch. Mit Macht. Der Mensch soll tunlichst seine sterbliche ...