Samstag, 26. März 2011

realität



eine schlechte inszenierung
tag und nacht
nur geld
ein leben und nur einen tod
arbeitslager konsum
der bühnenaufbau privat
öffentlich einsam
der held da oben
kleiner schwanz
und am ende aller tage 
blass

gründgens
die theaterfratze
spielt das geld
erfolgreich das gesicht der angst
angst vor dem toten mann
hinter der bühne
hinter der bespielten membran
hinter all den weltgedanken
noch hinter der garderobe
das ufer mit seinem trunkenen kahn

J. G:

weltberühmt

denkt ich
er sei das Größte

M. McIron

Mittwoch, 23. März 2011

Vorausgeschäft

Die weißen und schwarzen Menschenfresser
marodieren in den Finanzstraßen der Welt.

Sie steuern jetzt das Kriegsschiff in Richtung Europa.

Johan van der Leeuwen

Sonntag, 20. März 2011

Heringsleuchten

„Fünf Minuten nach Mitternacht hebt in der Johannisnacht die große Heringsfangsaison der nördlichen Meere an. Phosphorisierende Lichter wogen und tanzen über den Fluten. „Heringsleuchten!“, hört man es von allen Barken, das ist das Signal für den Beginn. Den Verlockungen der Wärme, des Lichtes, dem eigenen Begehren folgend, ist eine ganze lebendige Welt aus den Tiefen emporgestiegen. …Alle steigen sie herauf, kein einziger bleibt zurück.“

J. Michelet, Das Meer

Samstag, 19. März 2011

knospe

geld ist zwar erste substanz
so wie materie nach dem urknall
die erste substanz stellte
jedoch ist geld nicht ursprüngliche kraft
des lebens

Johan van der Leeuwen

im museum

man kennt es
sagt der mensch
und deutet auf das bild des sapiens
es drehte sich alles ums geld
mehr war in der geschichte
dieser spezies nicht los
gehen wir weiter

J.G:

Dienstag, 15. März 2011

Tochter des Himmels

"O Indra, das was aus dir geboren, davon nimm Kenntnis.
Sieh, der Gefährte Sawitris,
ein Krieger der Liebe,
sein Wortschwert ist schärfer,
sein Gesang lieblicher als der meine."
Veda VI, Canto 4

Blume der Erde

"Die Evolution von Empfänglichkeit mentalen Lebens kommt in der Spezies Sapiens auf der Zellebene voran.

Materie selbst ist es, die in dieser Schwellenzeit nach und nach den inneren Zugang zum Kosmos ihrer Strahlungswerte, den Informationen der Zusammenhänge des Lebens freigibt.

Diese Informationen im inneren Aufbau der Materie sind in ihrer non-linearen Information für das Leben nicht mehr nur allein für die Naturwissenschaften von Interesse, sondern auch für die Geisteswissenschaften interessant geworden.

Ebenso befindet sich der soziale Körper der Gesellschaft in einem solchen Versuchsfeld, in dem unterstützt von einer quantenphysikalischen Kommunikationstechnik nachgedacht und über National- und Religionsgrenzen hinweg kommuniziert wird.

Der gesichtete Horizont: ein neues Miteinander.

Mit Öffnung der Gartenpforte am Rande unsers Sonnensystems hinaus zu den anderen Sternen, der Aufnahme der non-linearen Verschaltung der Materie in den kulturellen Lebensbetrieb, der Wahrnehmung wie Entschlüsselung von dunkler Materie, dunkler Energie, der Aufnahme kosmischer Hintergrundstrahlung als psychisches Wirkungsquantum im Zellkörper, mit diesen Schritten durch die offene Gartenpforte hinaus beginnt allmählich die weite Welt des Menschen.

Der Mensch sitzt im Kosmos seiner Gartenbank, schaut auf sich selbst.

Johan van der Leeuwen

Freitag, 11. März 2011

Lächeln der Kristalle

"Sie kennt alle Wege des heimischen Waldes. Mit dem Auto. Mit dem Pferd.
An diesem Abend macht sich eine sternenklare Nacht auf den Weg.

Sie hält.
Wir sehen uns an.

„Gedanken sind nur die rasselnde Mechanik der Materie“ S.A. Goshe

Ich warne wie eine ängstliche Mutter vor überfrierender Nässe.
Unbändig erfrischend rast sie jung durch die beginnende Nacht.
Fährt davon, mit mir zu Gott. Herrn Wiese, geschieden, zwei Kinder.

„Alles ist innen und immer hellwach“ M. McIron

Der Himmel.
Ein kleines Haus abseits der Straße, umgeben von großen Eichenbäumen.

Die Kinder Engel, ein Mädchen, blondes Haar, elf, rundes Gesicht, Marie Curie. Der Junge, zehn Lenze, aufgeweckt und umwerfend zart, der junge Amadeus.

„Ist mir min leben getroumet oder ist es war“
Walter von der Vogelweide

Gott ist Reisender.
Im einem Jahr fährt er zweimal um die Welt herum.
Gott sucht und findet alles.
Am Straßenrand. In den Häusern der Menschen. Auf der Wiese. In kleinen Kistchen. Nebenan. Auf dem Dachboden. In den Hosentaschen. Auf Regalen. Unter den Tischen. Im Keller. In den Schaufenstern. Auf den Nasenspitzen.
Überall.
Kinderleicht.
Und alles was ihm von seinen Reisen in die weite Welt geschenkt wird, das hängt fein säuberlich in Herrn Wieses Haus.

Sollten sie einmal an diesem Haus vorbeikommen. Schauen sie herein.
Es lohnt sich.
Gott ist großzügig.
Noch bevor sie in der schlichten Pracht seines Hauses einen Wunsch in sich entdeckt haben, pflückt Herr Wiese diesen Gegenstand ihres jungen Verlangens von den Wänden und reicht es ihnen zum Geschenk.

Gott hat mir in jener Nacht einen Holzzirkel geschenkt.

Jeder, der als Gast zu Besuch kommt, erhält kostenlos eine Führung durch das kleine Häuschen unter den Eichen. Wenn sie viel Glück haben, und die 14 Tage Regel von geschiedenen Eltern beachten, dann sind die kleinen Engel aus der Stadt des Westfälischen Friedens im Hause und verbreiten eine betörende Anmut, die ihnen jede Disharmonie von ihrem im Für und Wider der irdischen Belange verstimmten Cello nimmt."

J G:

Dienstag, 8. März 2011

Innenhof der Welt



Achim Wambach über Klimaschutz: Rauch aus einem Fabrikschornstein

„Der Schemen des Solitärs Bob Dylan besteht darin, dass er sich mit dem Blick aus dem offenen Fenster auf die urzeitliche Erde des mittleren Westens selbst sah. Die Sinnestäuschungen, Wahnbilder, Trugbilder, Irrlichter, Phantasmagorien, Hirngespinste, Delirien, Illusionen, Chimären, Utopien, die gesamte halluzinatorische Sinfonie indianischer Jagdgründe dieser Landschaft stieg in ihm als archaisches Landschaft auf und er begann in der Zeit des  jungen Wanderns konsequent alle Konventionen und Hüte des Denkens in allem was er sang immer wieder zu unterlaufen und abzuschütteln. 

Alles begann, noch bevor die Beat-Generation ihren Messias singen hörte und es setzt sich näselnd weiter fort bis zum heutigen Tag.

Sie irren alle, die Anhänger wie die Kritiker der Beat-Generation, weder hören sie, wenn sie ihn hören, eine Stimme jenseits aller Zeit, noch singt ein verschnupfter Barde am offenen Grab. 

Nein, sie alle beschreiben das Phänomen „Nobody sings Dylan like Dylan“ aus einem sterblichen Bestellkatalog der Spezies Sapiens.
Umwölkt vom sauren Nebel unter dem Schädeldach können sie nicht sehen, dass ein kleiner Junge aus Duluth Minnesota aus dem Fenster schaut und erstaunliches sieht, etwas, das man immer sieht, jedoch nie für wahr einatmet.

Von dieser Reifeprüfung singt Shabtai Zisel ben Avraham Zimmermann, seit dem er aus dem Fenster in Duluth Minnesota schaute. 

Er ist zu jener Zeit nicht mehr allein in seinem Zimmer und nicht mehr allein auf der Welt. Seit 1951 liegt eine Gitarre auf seinem zerwühlten Bett und in seiner rechten Hand wärmt ihn der Atem seiner Mundharmonika.“ 


© J.G:

sapiens revue

„Die alten Kaiser besetzten das öffentliche Wort negativ.  Die Neuen machen das auch. Mit Macht. Der Mensch soll tunlichst seine sterbliche ...