Sonntag, 10. Oktober 2010

Arabesque

„Zur Nacht hin lag ich noch lange wach und mein kleiner Wanderzirkus von Gedanken gab noch eine bezaubernde Vorstellung.

Eine Ballerina tanzte kurz vor dem Einsinken in den Schlaf am frühen Morgen mit rosa Schühchen und einem hellweißen Röckchen einen hinreißenden Tanz.

Lange silberne und goldene Fäden waren an ihren ganzen Körper gebunden und im Drehen wanden sich die Fäden flirrend um ihren Leib. Und sie tanzte und tanzte mich auf den rosa Spitzen ihrer Füßchen behutsam in einen wohligen Schlaf.

Was ich noch in den Schlummer mitnahm war, dass der Tanz und die goldenen und silbernen Fäden sie zwar umbanden, ihr eine feste Form gaben, jedoch die äußere Gestalt ein Antlitz freigab, das mir einen widerstandsfreien Zugang nach Innen ermöglichte und ich einen schemenhaften Blick auf das erhaschen konnte, was seit Anbeginn das Selbst genannt wird.

Heute Morgen nun, bei Tageslicht, im Zustand des groben Zuschnitts des Erlebten, vermag ich zu deuten, dass der wiegende und springende Tanz liebend wahr und die Bänder die Vielfalt der Bindungen von Leben zur der einen wie zur anderen Seite darstellten.

Die goldenen und sibernen Bänder sie jedoch im Tanz nicht einschnürten und fesselten, sondern sie mit jeder Bewegung und Drehung einen schimmernden Kokon webte, der hellauf ein Blick auf das freigab, was kommen wird.“

J.G:

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