Dienstag, 26. August 2008

lichtfallen


"Nur einmal ist es mir bisher gelungen im Niederfahren in das Lilienweiß der Augen des Geschöpfs zu blicken und dieses Gloria, dieser ungeheuer strahlende Stillstand von allem, diese alles durchdringende bewegte Unbewegtheit als Lichtsatz irgendwie Halsüberkopf in meine Kamera zu schaffen. 

Vor der Veröffentlichung der Zeilen dieses Buches habe ich arg gezaudert, ich gebe es zu, ich hatte Angst, große Angst, eine alte Kinderkrankheit des erwachsen Lebens vor sich selbst, die Angst, dass diese feine Porzellantasse, bevor man auch nur einen Schluck daraus genommen hat, auf dem Transport vom Mündungsdelta in die Metropole, zu Bruch gehen könnte. 

Ich muss ihnen gestehen, meine Billionen Zellen drohten nicht nur in langjährigen, mühevollen Behördengängen des industrialisierten Daseins vorzeitig in der freudlosen Mechanik der Arbeit zu erstarren, sondern in dem Herumirren in trüben Verwaltungsschächten bemerkte ich auch bei dem Versuch die diaphane Kostbarkeit wohlbehalten durch Zeit und Raum zu tragen, eine schauerlich verschulte Herrschaft, die unermüdliche dabei ist, meine kindliche Neugier im Staub der Anweisungen und Verordnungen zu beerdigen. 

Mit Übermut und Leichtsinn überspringe ich seit vielen Jahren diese morsche Sprosse am Stammbaum des Sapiens mit aller mir aus Kindertagen noch zur Verfügung stehenden Freude am Dasein.

Es ist für die Quantenkatz, eine ewige Dummheit der unbewussten Art, sich selbst überzeugen zu wollen. Ein ruinöses Verfahren staatlicher Verwaltung, das lebendige Gold behördlicherseits genehmigen zu lassen, damit es privat endlich glänzen kann.

Ich habe mich entschlossen, das Bild werde ich trotz aller Bedenken, in diesem Winter veröffentlichen, denn schon beim Entwicklungsvorgang im Labor, als das Bild wie aus dem Nichts aus der Tiefe des Zellvakuums auf mich zuraste, sah ich mich vertikal in der Erdmitte nach oben hin in dem hellsten der drei uns bekannten Himmel festlich belichtet. 

Das Gefühl herrlich verletzt zu sein, ragt seit dem Anblick dieses Bildes aus meinem linken Schulterblatt wie ein Pfeil, der mich von vorn im luxuriösen Fall durchbohrt." 

  ©   by  J. G: 

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