"Die Polizei in diesem Dorf regelt seit einigen Jahren überwiegend nur noch den Verkehr, denn es gibt im ganzen Landkreis dieses Dorfes praktisch keine Kriminalität mehr. Im Gemeinderat hat man sogar einmal den Antrag gestellt, es war Montagmorgen, die Polizei ganz aufzulösen und aus der Polizeistation eine Kneipe mit dem Namen „blauer Delphin“ zu machen.
Einer technischen Panne habe ich es zu verdanken, dass ich diese Tage im schottischen Dauerregen auf die Habenseite meiner Biografie verbuchen kann. Nicht im Traum hätte ich daran gedacht, dass ich am Sonntagmorgen mit einem weißen Indianer ganz allein vor einer schottischen Kneipe stehen und den Mond anschaue würde.
Sie müssen es mir glauben, aber in einer Kneipe vor den Hochmooren der Highlands geht es zu wie in dem Gemenge eines Rugbyspiels. Nie und nimmer hätte ich gedacht, dass man das länger als eine Stunde aushält.
Umgeben von hochprozentigen Schlachtgesängen und undurchdringlich heißen Milchnebeln wurde ich so gegen halb vier von einem dichten Gemenge an den äußeren Rand der schottischen Galaxie gedrängt. Und wie aus dem Nichts tauchte plötzlich vor mir Mathew McIron auf.
In meinem Vorbeiflug hörte ich wie aus seinem Munde ununterbrochen ein melodisch pulsierender Sprechgesang strömte. Noch bevor ich überhaupt ein Wort verstehen konnte, trieb mich das Spiel der kämpfenden Herzen aus den gälischen Obertönen wieder hinaus in die raue schottische See.
Immer wieder wurde ich von dem schottischen Gebräu in die Weiten des Kneipenraumes hinausgeschleudert, nur um wieder und wieder wie auf einer Pilgerreise in einem kosmischen Strudel an McIron vorbeizudriften.
Stunde um Stunde nun umkreiste ich wie ein Wallfahrer den weißen Indianer, so wie die Moslems seit Jahrhunderten den schwarzen Stein.
So warf sich mit meiner Teilnahme an dem Ereignis eine erste Morgendämmerung im Funkenflug kleiner Wortfetzen elliptisch auf meinen Lebensfilm so wie Lichtteilchen sich den blanken Spiegeln von Radioastronomen aufleuchtend hingeben.
Nach all dem Tosen in der schottischen Nacht stand ich am Morgen auf einmal ganz allein neben McIron. Der Mond stand noch warm über den grünen Hügeln und er sagte: Da, der Mond, das reicht mir."
© by J. G: . aus: Licht den Tagen...