Mittwoch, 1. Mai 2024

o ihr wachenden


"Die Mauer behindert den Service
für die Menschen."

Briefträger in Palästina

3. Juli 2011


  ©   by  J. G:

große Schwankung

der fromme Glaube

ja bald 

in der Zukunft

am besten schon Morgen

einem großen Weltreich anzugehören

und damit Frieden und Sicherheit 

Menschsein 

und Zusammenleben zu erwerben

hat sich im Laufe der Geschichte

gestern wie heute

immer wieder und wieder

nicht nur als Chimäre erwiesen

sondern als blutiges Schlachtgemälde

für unbewusstes Hantieren

mit dem 

was Leben

Dasein und Werden 

auf diesem Planeten ist.


Die einfachen Leute, 

die an den Küchentischen

und in den Cafés der Welt

zusammensitzen und miteinander reden

die wissen das 

und entziehen schon lange diesem Gemälde

Strich und Farbe

Herz und Verstand.


Johan van der Leeuwen



Sonntag, 28. April 2024

Erkundung

Eine Ahnung, was sich bereits sichtbar zeigt.


Für eine nachhaltige Bewirtschaftung des Planeten wie für die Entwicklung des Human-kreativen Zusammenlebens ist es gesellschaftlich wie individuell angeraten, dass Studium des Bewusstseins der Materie in die Allgemein-Bildung aufzunehmen. 


Mit vielen kleinen Härchen an ihren Rändern rudert die opalgrüne Kugelalge an die Wasseroberfläche, hinauf zum Sonnenlicht. Dort am Himmelszelt, das Elysium, Licht, die Energie für den tiefen Atemzug des Lebens. 

 

Eingebettet in den Anfang der großen Wasser gleitet die Alge mit einem zarten Piano, dem liebenden Versmaß ihres an den Rändern flirrenden Verlangens nach oben.


Mit jenem eingeborenen Hunger versichert sie den einmal am Anfang der Zeiten geschlossenen Pakt zur Mitteilung, die einmal gegebenen Umarmung in das Mündliche.


Zart küsst sie an der Überfläche den sehnsüchtig wartenden Liebhaber im Stundenhotel der Meere, berührt leicht den fluiden Leib, den Licht-Flur, jenen unfassbaren Raum, der aus dem Hören der kosmischen Radiosendung pulst. 


In den winzig flirrenden Paddelschlägen ihrer lichtgrünen Corona liebt jener Herzschlag, der mit dem ewigen Atemzug am offenen Fenster die Welt belebt.



Johan van der Leeuwen

Donnerstag, 25. April 2024

for what



immer noch kalt

regen

graue wolken

blauer himmel

brennende plätze

bewilligt

unbewusst

der handschlag

heimstatt

des sapiens

der mensch 

werden will

an diesem ort

wird

unaufhörlich

mit dem blut der Kinder

mordsmäßig

lebendig erdreich

und philosophisch blumen begossen


  ©   by  J. G:



Sammelklage

"In einer Flugschrift listet der gemeine Mensch 
in Städten und Dörfern der Welt, 
veröffentlicht auch an abgelegenen Orten,
die Verbrechen der Menschenfresser und ihrer Geldarmeen"

Johan van der Leeuwen

28. November 2010

Mittwoch, 24. April 2024

bett aus staub



"In der Stunde der Geburt aus dem seidenen Faltenwurf des Kosmos in die Verteilung des Einen in Allem glückselig in die Welt geworfen; die Steinchen aus der Hand eines Kindes auf den sonnigen Sandweg. 


Eingelöst in den Augen der Äonen. 


Im Takt der Umkehrungen vom blutigen Akt umworben, einem grandiosen Schauspiel, dem einmaligen Eröffnungsball auf der Weltbühne, das rotmündige Kennenlernen, bis hinein in die mäandernd trunkenen Morgenstunden des neuen Tages.


Jeder Tänzer auf dem Parkett der Moleküle stürzte sich mit seinem Feuer in das hohe Lied der Metamorphose, in den Liebesakt des Verschlingen der Leiber, in die Utopie der Umarmungen, das Inferno des  "fressen und gefressen werdens".


Blind einverleibt zu früher Stunde, berührt, gehört, gesehen und geküsst, die vereinigende Flamme des Begehrens. Und im Nu einer Sekunde wortlos geschlossen der Pakt mit all den Weibern, den Gesellen und Banditen am Anfang dieser Welt.


Seit Anbeginn durchströmt jene flammende Hymne aus dem schlüssellosen Raum jeden Krümel und jeden Tropfen Nass. Und in der riesigen Konzerthalle des großen Leibes, mitsamt ihrem hell aufspielenden Orchesters, den Zellen, schwingt der Kuss im Überall des Verlangens, zwei in einem Nest."


  ©   by  J. G:



 „Sie haben den Mut, 

im Reich des flüchtigen, 

niemals wiederholbaren Augenblicks zu leben“

Robert Lawler, 

Am Anfang war der Traum, 

Seite 297, über das Leben der Aborigines

Dienstag, 23. April 2024

blasser Schimmer

"Ohne den Transfer kosmischer Strahlung aus der Geburtssekunde des Universums in den lebensphysikalischen Aufbau hat Leben sich nicht in einem inneren Zusammenhang evolvieren können.

Das Subjekt dieses inneren Zusammenhangs bietet der kosmische Atem, die Transzendenz der Materie, das ausstrahlende Talent radioaktiven Zerfalls, die herrliche Begabung zum Wandel, einem Aufstieg über Materie und Leben zu einem Werden, dessen lebendiges Urteil und bewusste Wahl wir sind.

Allerdings kommen die Silben nicht aus einem Teilchenbeschleuniger. 
Sie kommen aus dem Innenhof der Materie, das in der Spezies Sapiens menschlich aufscheint." 

Johan van der Leeuwen

4.12. 2010

Montag, 22. April 2024

Vulkanasche


Mit dem Wurf der Erde

in die Sonnenbahn, 

dem leuchtenden Vorsprung ihrer Herkunft,

dem lustvollen Kreisen im gläsernen Schoß, 

der erschwungenen Drift kühler Fahrt, 

der segensreichen Flut von Wasser und Himmel, 

dem apokalyptischen Donner von Mitte, 

der fiebrigen Ausmündung des Inneren, 

dem schwerelosen Flug glühenden Eisens, 

dem erlösenden Niederströmen lohender Sonne, 

der Frucht tödlichen Regens aus Asche und Staub, 

in dieser lodernden Umarmung

durch das schwarze Quadrat 

entsteht weiter und weiter

die Erzählung von Welt.


4.12.2010

  ©   by  J. G:

Flügel

"In der Nacht noch, kurz vor dem hellen Schlaf, 
haucht sie aus dem herrlich fallenden Ton des Körpers:

„Wie gern ich hier liege, mein Gott“. 

"Es war das erste Mal, dass wir gemeinsam in ihrem Haus in einem Bett einschliefen und aufwachten. 

An diesem Morgen, einem Mittwoch, lösten wir beide uns um viertel nach 6 Uhr aus der nächtlichen Umarmung. Das kleine Zimmer hatte ein rechteckiges Fenster, das den Blick nach Osten hin freigibt. Flach ausgestreckt auf dem Bett liegend sieht man am Morgen zwei Sensationen. Das durchsichtige Reich des Tages mit seinen vorbeiziehenden Wolken und die Mähnen und Ohren von Pferden, die auf dem hinter dem Haus liegenden Auslauf ihr Dasein in das Blau des Himmels schreiben. 

An diesem Morgen, einem Mittwoch im Mai, sanken unsere Körper nur für einen Atemzug nach vorn in die Glut der aufsteigenden Sonne. 

Ich stand zuerst auf, ging ins Bad, kam nach 5 Minuten wieder und schlupfte zurück zu ihr unter die große, weiße Decke. 

Eine kleine Weile lagen die schlafenden Körper noch beieinander, dann huschte sie aus dem Schlummer des Leibes, stand auf, kam ebenfalls nach ein paar Minuten wieder und hielt zwei Gläser mit Saft in den Händen. Wir tranken von diesem roten Fruchtsaft, ich liegend, sie am Bett stehend. 

Nach dem ich ihr mein nicht ganz leer getrunkenes Glas reichte, nickte sie kurz. Ich verstand die Geste und trank die kleine Pfütze, die im Glas verblieben war, folgsam aus. Sie stellte beide Gläser auf der Fensterbank, drehte sich, kam, beugte sich zu mir, nahm die große, weiße Decke hoch, setzte sich wie ein reitender Bote des Königs in meinem Schoß, neigte ihren Oberkörper, umarmte mich, legte ihren Kopf neben meinen, öffnete die Lippen und küsste den wachen Bogen zur Kehle. 

Umhüllt von der weißen Nacht des Schlafes, versponnen in die totlose Glut des Leibes, atmete der große Körper den Duft frischer Erde. Aus dem grünen Licht der Bäume flocht das junge Gefieder jubelnd das morgendliche Canto selbstlos in die aufströmenden Duftfäden der Pflanzen, Blüten und Hölzer."

 4. Juni 2009     ©   by  J. G:

Freitag, 19. April 2024

wo

 ist die musik

das wort

mensch

die farbe

und der strich auf der leinwand

gegen das morden

heute

jetzt

und morgen

auf der großen bühne

dieser welt

miss sarajevo 

wo


  ©   by  J. G:


o ihr wachenden

"Die Mauer behindert den Service für die Menschen." Briefträger in Palästina 3. Juli 2011    ©   by  J. G: