Samstag, 25. März 2023

Kommen sie

Madame

Was für ein Frühlingstag.

Steigen sie ein in dieses Automobil.

Fahren wir ein Stück ins Blaue.

Ja, Madame, fallen lassen in das feine Leder.

Nicht eine Narbe im Innenraum. 

Auch Schauspieler lieben die freie Fahrt, ohne die Narbe der Unterbrechung. Lieben das freie Spiel, das Hineinfallen in den Abgrund das Hades und Wiederauferstehen vor dem schwarzen Vorhang im tosenden Applaus.

Madame, schauen sie doch, dort, herrlich, die Serpentine hinauf in die Berge. 

Ja, sie sagen es, mit Eisenbeschlägen unter feinen Lederschuhen soll man sich in den Bergen nicht sehen lassen. Auf dem Trottoir jedoch ist es manchmal angebracht, besonders Schauspieler geben sich auch privat aufopfernd dafür her. In ihrem Schritt lenken sie in der Öffentlichkeit eitel in das Erkennen, jenem Ursprung, der in allem seit Beginn so und so erfüllt sein will. 

Hier, Madame, auf halbem Weg, machen wir halt. 

Kommen sie, wir gehen ein paar Schritte zum Hang.

Madame, sehen sie, dort, das gesamte Ereignis in dieser Höhe verlangt, mit und ohne uns, beachtet zu werden was es ist, was es kann und was es sein will.

Ja, seit Millionen von Jahren stehen wir wie von Sinnen begeistert von diesem zerebralen Pfund an diesem Ort, stehen still und staunend auf zwei Beinen einfach da.

Verwandeln Alles und Nichts.

Geist aus der Flasche. 

Stein unter den Füßen.

Leben in den Händen

Jeder Tropfen, jeder Kieselstein, jeder Schachtelhalm, jede Qualle, jede  Felsenschwalbe und jedes Kind, sie und ich, sollen frei sagen können, was es ist, was es kann und was es sein will.

Kommen sie, steigen sie ein.

Teilnahme kostenlos.

Technisch freigeschaltet.

Das Automobil Bewusstsein.

Materie selbstfahrend.

Zweifacheins im Seelenhaus.

Ja, Madame, sie sagen es.

Bislang nur Hirn am Steuer.

Kommen sie, wir sind da.


© J. G: 

Dienstag, 21. März 2023

nun


Von einer Kollision vor 4500 Millionen Jahren in Position gebracht taumelt der kleine Stein seitdem berauscht von seinem Glück um ein flammendes Herz. In eine Sonnenbahn geschleudert erwacht in der entrückten Glut toten Gesteins die Lust der Erhebung. 

Im siedenden Chaos der Dialekte die heimliche Liebe geweckt, so jedes Teilchen, jedes Atom seit Äonen in sich trägt, fallen die Silben in einer sagenhaften Debatte immer und immer wieder in den Tagtraum eines einzigen Wortes.

© J. G: 

Montag, 13. März 2023

ausverkauft

In dieser mondlosen Nacht

Madame

Hier

Am alten Küchentisch.

Nach Äonen

Das WIR

Aus dem Tiefschlaf.

Der Materie

Erwacht

Leben erinnert sich

Im Konzertsaal

Jeder einzelnen Zelle

Hellauf

Tönt die Partitur 

Des Unmöglichen

Kommen sie

Und Hören 

Mit alle den anderen

Im Saal

Die große Fuge

Dasein und Wegsein

Ein Akkord


© J. G: 

Dienstag, 7. März 2023

kalt heute

stürmisch

der tag

madame

aufgebahrt

im kelpwald

der leib

hangelnd

im totenbett

die flosse

weit ausgestreckt

ins kommen und gehen

leben der materie

ewige wiege

geschichten

vom immer 

und sein

kiemenatmen

in wilder see

sehen sie doch

dort im wald

ein seepferdchen 

das weibchen

fächert 

einen liebesbrief

ans kalte herz

madame

kommen sie 

beeilen sie sich

alle haben 

schon ihre schuhe an

sie warten 

am kühlen grund

mit all den anderen fischen

sehnsüchtig auf sie

die fische

die mit uns

und den uhren

zu boden sinken

mit all den tausend fabeln

der unruhe im gehäuse

und der roten tinte 

um den mund 

kommen sie

beeilen sie sich

wir wollen

nach oben schwimmen


© J. G: 

 

 

sapiens revue

„Die alten Kaiser besetzten das öffentliche Wort negativ.  Die Neuen machen das auch. Mit Macht. Der Mensch soll tunlichst seine sterbliche ...