Der Himmel ist heute wieder in einem der besten grauen Töne zu bewundern.
Im Jahr 701 in der Westprovinz sétschuan geboren, wurde der Neugeborene von seiner Mutter LI nach dem Bild des Morgensterns benannt, Tai Bo, großer Glanz. Von diesem Stern, so berichten die Aufzeichnungen, habe die Mutter in der Nacht vor seiner Geburt geträumt. Von seinen Freunden sollte er schlicht "bo" genannt werden.
Schon früh fühlt sich der Jüngling entbunden mit seiner Lebenslinie gesellschaftliche Konventionen nachzumalen. Stattdessen zieht er als fahrender Ritter des beginnenden 8. Jahrhunderts durch die Wälder und über Berge, lebt mit taoistischen Einsiedlern und gefällt sich im Gebrauch des Schwertes als Rächer der Schutzlosen.
An die zwanzig Jahre verlässt er den Westen Chinas und reist zu den großen Handelsstädten am Fluss Yangdsé.
Das 25. Lebensjahr vollendet, heiratet Li Tai-Bo in der Nordost Provinz Schandung die Enkelin eines ehemaligen Reichskanzlers.
Tai-Bo sah sich selbst in neunter Generation von König Li Gau abstammend, einem Potentaten des Liang Staates im äußersten Nordwesten.
Da die Kaiserfamilie ebenfalls den Namen Li trug, durfte sich der frisch Vermählte als "Vetter" des Kaiserhauses sehen.
Nach den Schilderungen Li Tai-Bos malte der Dichter Li Yang-bing folgendes Bild:
"In der Ära des "Himmelsjuwels" (742-755) geruhte es Seine Majestät ihn an den Hof zu berufen.
An der Torhalle des Goldenen Pferdes verließ Seine Majestät den Palastwagen, ging ihm zu Fuß entgegen...
Auf dem Lager der Sieben Kostbarkeiten ließ er ihm das Essen reichen und temperierte mit höchsteigener Hand die Suppe, bevor jener sie zu sich nahm.
Seine Majestät sagte: “Hochwürden sind nur ein Mann des Leinenkleides, dennoch ist Euer Ruhm bis zu uns vorgedrungen. Wie wäre das möglich gewesen, wenn ihr nicht den Weg des Wahren und die Rechtlichkeit von Natur aus geübt hättet!"
Und er ließ in der Halle der Goldenen Glöckchen Platz nehmen und im Gelehrtenhof des Pinselwaldes aus und ein gehen. Er befragte ihn in Staatsangelegenheiten und ließ ihn unter der Hand Dokumente ausarbeiten, ohne das jemand davon erfuhr."
Bo war dem Weine zugetan und berauschte sich Tag um Tag mit seinen Zechkumpanen in der Schenke.
Der Kaiser Hüan-dsung war eines Tages damit beschäftigt, am Hofe ein Konzert zu geben und wollte für die Lieder der Musikanten Zeilen der Muse. Er ließ nach Bo rufen, doch der lag trunken in der Schenke. Der Kaiser ließ in trotzdem in den Palast bringen. Man tauchte sein Gesicht in kühles Wasser, der Kaiser ließ ihn den Pinsel nehmen, und unverzüglich schuf er zur Erbauung des Hofes Strophe um Strophe.
Der Kaiser war entzückt.
"... die gesattelten Pferde eilen mit flutenden Wolken"
Mitte des 8. Jahrhunderts läutet es in der Halle der Goldenen Glöckchen nicht mehr zur Muse, im Pinselwald fahren nicht mehr die seidenen Boote der Poesie.
Stattdessen läuten Sturmglocken und Boten reiten zu den Grenzen des Reiches und übergeben Dekrete für die Gefechtsstände.
"..."Gräser und Bäume geschüttelt vom Todeshauch,
ihren Glanz verloren die Sterne
Die weißen Gebeine wurden zu Hügeln, zu Bergen -
Was hatte das Volk, das dunkelgeborene, verbrochen?" Tai-Bo
Der Berg der Toten wurde am Hofe mit 35 Millionen aufgelistet. Der Krieg forderte seine Vorspeise, Tote. Eine weitere Dekade bleibt der Palast des Himmels zerstritten und seelenlos eingesperrt in die Intrige um den Thron.
Mit seiner vierten Frau floh Tai-Bo aus dem Schlachtengemälde aus Hellebarden und Pfeilspitzen in das Lu-schan Gebirge.
"Der Schlachtstaub verdüsterte Wolken und Meere" Tai-Bo
Auf der Flucht bot ihm der rebellierende Kaisersohn Lin von Yung ein Amt an, belohnt mit 500 Münzen. Das Angebot unterbreitet auf Kriegsbooten, gesteuert auf dem Yang-Tse, lehnte Tai-Bo ab.
Der Aufstand der Prinzen scheiterte und der in Ungnade gefallene Dichter sah sich als Konspirator hinter Gittern. Verbannt in die Provinz Yünnan besteigt er mit 56 Jahren mit dem Dichter We Liang-dsai dreimal den Turm zum Gelben Kranich vor Wu-tschang. Beim Anblick der zehntausend Dschunken, die Segel an Segel, flussabwärts gleiten, löst sich der Gram der Verbannung.
Im Jahr 759 erreicht ihn in der Provinz Sétschuan das Dekret seiner Rehabilitation. Einige Freunde hatten sich bei dem Kaiser für ihn verwendet. Noch einmal reist er an die Stätten der Sieben Kostbarkeiten. Im Winter 761 nimmt der Präfekt Li Yang-bing den Erkrankten Tai-Bo in der Provinz Anhui bei sich auf.
Im Jahr darauf stirbt der Dichter.
In Gesprächen am Hofe wie in den Einsiedeleien, so versichert die Legende, finden sich immer wieder Hinweise auf die Suche nach dem alchemistischen Gebräu aus Kräutern und nach den hellen Steinen, die dem Leben Ausblick gewähren in das Unsterbliche des Leibes.
© by J. G: