"Alles was ich bislang gelebt, erdacht und schriftlich verfasst habe, erscheint mir an diesem Regentag, einen Tag vor dem grünen Mond, wie die Pflichtgebote des Novizen, die die sehnsüchtig erwünschte Aufnahme in den Orden vorbereiten. Die tausend und abertausende Worte der Jahreszeiten, all die silbernen Boote mit ihren glanzvollen Namen, gleiten im flirrenden Licht der großen Wasser dahin. Ich sehe sie kommen, sehe ihren Scherenschnitt, sehe sie fahren. Mit dem Knarzen der Riemen, dem Rufen der Bootsführer, dem Schlagen der Flügel, dem Begehren der Ufer, löst sich die uralte Tinte aus meiner Feder.
Nach ein paar Stunden kehre ich zurück an den Tisch, erinnere das Geschehen aus meinen Körperzellen, schreibe alles nieder, zeichne in einem hellen Auf und Ab Linien und Striche. In den kommenden Tagen sehe ich die Niederschrift mehrmals an, immer wieder halte ich sie in meinen Händen, bin verwundert über die Fluchtlinien am Horizont des Alphabets, die mir nicht wie geordnete Reihen von Buchstaben vorkommen, sondern wie ein Kassiber, das mir den Plan zum Ausbruch aus meinem Verlies durchreicht.
Nach Tagen nahm ich die Aufzeichnungen abermals vor, um Änderungen vorzunehmen. Dabei sah ich, als ich die Schriftzeichen erneut in den Händen hielt, dass sie mit mir spielten wie Gräser im Garten mit den Händen eines Kindes. Die Worte, die mir etwas bedeuteten, die den Klang einer silbernen Münze auf einem Marmortisch hatten, entschwanden wie aufsteigender Rauch über einem sibirischen Dorf, und Worte, von denen ich glaubte, sie gäbe es nicht, niemals, sie wären auf ewig meiner Kehle verschlossen, dafür würde ich, auch wenn ich tausend Jahren leben würde, nie eine Silbe in meinem Liebesgrund finden, wurden mir auf einmal aus dem sich öffnenden Augenlid eines Neugeborenen hellauf zugeworfen. J.G: