Mittwoch, 29. August 2018

im stundenbuch


madame
was sollen wir noch glauben
bei dieser schönen aussicht
hier madame
dort
sehen sie doch 
dort unten
das flammenmeer im seidenschoß
die leuchtende passage
im billionenheer
der körperzellen
alles liebe
ganz und gar physisch
bewusst
so wie es sein soll
kommen sie madame
schnell
umarmen sie mich

© by J. G: 

Samstag, 11. August 2018

hier






ist alles hingabe 
madame 
eins
sie und alles ich
hin zur welt 

dort ist alles zwei 
madame
durch widerstand 
entfesselt
mit all den hübschen federn
zwei
will verschlungen 
gefressen sein
nach jahrmillionen erst umarmt
zuerst nur kurz
zack und weg
kraftvoll wild
dann hingeschoben
die zwei
zur fortpflanzung
kommt zivil
eisen und gesetz
in den kleiderschrank
endlos 
und elend
hin und her gewälzt
superkurz nur
der wimpernschlag
sein und werden
mit goldenem lid bedeckt 


 ©   by  J. G:

frische Luft




„In der Zellmaterie sorgt eine Art Vakuum dafür, dass die kosmische Hintergrundstrahlung als Information des Entstehungsprozesses von Leben die Zelle passieren kann. 

Eine physische Konstante.
 
Die isotrope Strahlung synchronisiert den Mentalkörper über den inneren Zusammenhang und weiteren Fortgang der Evolution.“


Johan van der Leeuwen

Freitag, 10. August 2018

aber






„So hören sie mir doch zu, Herr .....
Bleiben sie doch
und hören sie mir doch einen Augenblick zu, Herr Freimut
Ihre Nummer ist großartig.
Wegen Ihnen kommen die Leute.
Ich garantiere ihnen einen neuen Vertrag.
Nur - bitte spielen sie ihr Programm heute Abend.
Einen Ausfall können wir uns nicht erlauben.
Die Leute im ganzen Land lieben sie gerade wegen ihres Programms.“

„Großartig?“, „lieben?“, „neuer Vertrag?“
hören sie auf mit diesen albernen Lobhudeleien.
Es ist jeden Abend der gleiche grässliche Eintopf.
Verstehen sie das nicht.
Die gleiche geschmacklose Sülze.
Schaurig schön, Herr Direktor.
Es ist Schluss, Aus und Ende.“

„Herr Freimut, das können sie doch nicht machen.
In einer Stunde beginnt die nächste Vorstellung.“

"Ich will Ihnen was sagen,
Diese ewigen Wiederholungen, jeden Abend dieses Tätärätä,
meine Damen und Herren
jetzt kommt die große Attrrrrrrrraktioooooon,
Madame e Monsieur
Tätärätä,
- der große Baldini -
all das, jawohl, all das Tätärätä
dieses gottverdammte Blechgedröhne,
das hängt mir allesamt zum Halse
und zwar bis hier.
Schluss, Aus, Ende.“

„Ich kann das ja alles verstehen, Herr Baldini,
manchmal ist es auch für mich nicht einfach.
Schauen sie doch wie viel Applaus sie jeden Abend bekommen.“

"Dieses grässliche Gejohle?
Haben sie schon mal in die Gesichter gesehen, Herr von Sippe,
wenn diese schrille Masse brüllt vor Lachen?
Es ist das kalte Grauen, was mich da überkommt.
Und dann dieses dummdreiste im Kreise herumgerase
bis zur Bewusstlosigkeit
seit über 30 Jahren
klatsch und patsch, und klatsch und patsch
auf - auf, los – los
und wieder, klatsch und patsch, und klatsch und patsch
hahaha und hihihi und hohoho.
Grau-en-haft.
Und alles in diesem doch so grandiosen Theater,
dieser heruntergewirtschafteten Bühne
aus Pferdepisse und Sägemehl ab.

Es geht nicht mehr, es geht einfach nicht mehr, Herr Direktor von Sippe.
Und dann, als Höhepunkt, diese hirnverbrannte Klatscherei.
Wenn auf anderen Planeten in diesem Universum
ebenfalls so elendig schlecht applaudiert wird,
 ja dann Gute Nacht Herr von Sippe.
Ich sage ihnen, was mir ihr gutes Angebot garantiert,
sicher es garantiert mir was,
meinem Leben garantiert es einen elenden Ausgang.
Schluss. Ende. Aus.

Ich bleibe nicht eine Minute länger.
Steigen sie selber doch in dieses Affenkostüm.
Hier haben sie meine rote Nase.“

„Nun warten sie doch, Herr Baldini,
ich meine Herr Freimut, so bleiben sie doch,
sie sind unser bestes Pferd im Stall.

Und das Geld?
Was wollen sie ohne Geld anfangen.
Sie sind hilflos ohne Geld.
Und wo wollen sie überhaupt hin.
Sie haben ja gar keine Wohnung.
Zu ihrer Familie können sie auch nicht mehr zurück.
Meinen sie, sie bekämen in diesem Alter
bei einem anderen Zirkus noch mal einen Vertrag?
Ha, nein, bestimmt nicht.

Nun seien sie doch vernünftig, Herr Baldini.
Bleiben sie bei uns.
Ihre Nummer haben die Leute doch amüsiert.
Die Menschen wollen heute unterhalten sein.
Sie wollen lachen und fröhlich sein.
Sie haben doch Erfolg bei uns.
Die Leute mögen sie.
Ja, sie lieben sie sogar.
Was ist mit ihren Freunden, die sie hier bei uns haben?
Die Kassiererin, Frau Melldorn und vor allen Dingen
ihr Freund Herr Maric, der Elefantenpfleger.
Wollen sie das alles auf´s Spiel setzen?
Seien sie doch vernünftig, Herr Baldini.
Ich sag ihnen was, sie kriegen einen neuen Vertrag.
Ich erhöhe einfach ihre Bezüge um, sagen wir mal 20 %.
Na, ist das ein Angebot?“

„Lecken sie mich am Arsch mit ihrem Angebot.“

"Aber Herr ...."

  ©   by  J. G:

silbenrand



heimat 
bei den regentropfen
schönheit
weit im sturm

J. G: 

sapiens revue

„Die alten Kaiser besetzten das öffentliche Wort negativ.  Die Neuen machen das auch. Mit Macht. Der Mensch soll tunlichst seine sterbliche ...